Kapitel 59

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Die Atmosphäre im Camp war friedlich, aber die Ruhe täuschte über die unausgesprochenen Spannungen hinweg, die unter der Oberfläche brodelten. Die Freundschaft zwischen Jimin und Jungkook war ein Trost für beide geworden. Sie hatten eine neue Balance gefunden, die sich natürlich und angenehm anfühlte. Doch wie es schien, brachte diese neue Dynamik auch neue Herausforderungen mit sich.

Jihyo, die die Veränderung in ihrer Beziehung bemerkt hatte, sah darin eine Gelegenheit. Sie schien die Distanz zwischen Jungkook und Jimin als Einladung zu verstehen, sich wieder in Jungkooks Leben zu drängen. Von dem Moment an, als sie diese Erkenntnis hatte, begann sie, ihre Absichten deutlich zu machen. Sie war sich nicht zu schade, es subtil oder gar offensichtlich zu versuchen, und ihre Versuche blieben nicht unbemerkt.

Sie suchte ständig Jungkooks Nähe, stand bei jeder Gelegenheit an seiner Seite, lachte laut über seine Witze und schenkte ihm ein Lächeln, das ein wenig zu lange anhielt. Manchmal berührte sie ihn beiläufig am Arm oder an der Schulter, und jedes Mal spürte Jimin, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.

An einem dieser Abende, als die Wölfe sich um das Lagerfeuer versammelt hatten, lehnte Jihyo sich betont nahe an Jungkook und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihre Augen funkelten kokett, und Jungkook, der ein wenig überrascht schien, lachte verlegen. Jimin saß auf der anderen Seite des Feuers und beobachtete die Szene mit einem Kloß im Hals. Hoseok, der neben ihm saß, bemerkte es sofort.

„Alles in Ordnung, Jimin?"

fragte er leise, während sein Blick zwischen Jimin und der Szene auf der anderen Seite des Feuers hin und her wanderte.

Jimin zwang sich zu einem Lächeln.

„Ja, alles gut",

antwortete er, obwohl ihm die Worte schwerfielen. In Wahrheit war er alles andere als gut. Er spürte, wie Eifersucht und Unsicherheit an ihm nagten. Jungkook hatte ihm versprochen, ehrlich zu sein, und er hatte gehofft, dass sie beide auf dem richtigen Weg waren. Aber Jihyo schien entschlossen, das zu zerstören.

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Die Tage vergingen, und Jihyo wurde in ihren Bemühungen, Jungkook für sich zu gewinnen, immer dreister. Sie suchte gezielt Momente, in denen sie alleine mit ihm sprechen konnte, und schreckte auch nicht davor zurück, ihre Absichten offen zu zeigen. Einmal, als sie Jungkook und Jimin zufällig beim Sammeln von Feuerholz im Wald traf, blieb sie provokant stehen und lächelte Jungkook auf eine Weise an, die keinen Raum für Missverständnisse ließ.

„Weißt du, Jungkook,"

sagte sie in einem fast schon schnurrenden Tonfall,

„wenn du irgendwann mal genug von all dem hast und etwas... Aufregenderes suchst, weißt du, wo du mich findest."

Jungkook wirkte sichtlich überrumpelt.

„Äh, Jihyo...",

begann er, unsicher, was er sagen sollte.

Doch bevor er weitersprechen konnte, wandte sich Jihyo bereits um und verschwand wieder zwischen den Bäumen, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. Jimin blieb regungslos stehen und starrte ihr hinterher, sein Inneres in Aufruhr. Es war, als hätte sie eine Herausforderung ausgesprochen, eine unausgesprochene Einladung zu einem Spiel, das Jimin nicht spielen wollte.

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Die nächsten Tage wurden zu einer Zerreißprobe für Jimin. Er versuchte, seine Eifersucht zu unterdrücken, doch jedes Mal, wenn er sah, wie Jihyo mit Jungkook sprach oder ihn berührte, spürte er, wie sich die alte Wunde in seinem Herzen öffnete. Jungkook bemerkte Jimins Unbehagen, aber er schien sich nicht sicher zu sein, wie er damit umgehen sollte. Er wollte Jimin nicht verletzen, doch er wusste auch, dass er nicht die Kontrolle über Jihyos Verhalten hatte.

Eines Nachts, als Jimin wieder einmal wach lag und in den klaren Nachthimmel starrte, entschloss er sich, mit Jungkook zu sprechen. Er musste seine Gefühle klar machen, bevor sie ihn von innen heraus auffraßen. Am nächsten Morgen, als die Sonne gerade erst begann, über den Horizont zu steigen, fand er Jungkook am Fluss, wo er Wasser sammelte.

„Jungkook",

begann Jimin, seine Stimme fest, aber sanft,

„können wir reden?"

Jungkook sah auf und nickte.

„Klar, worüber willst du sprechen?"

Jimin zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr.

„Es geht um Jihyo. Ich weiß, dass wir beschlossen haben, Freunde zu bleiben, aber... ihre Art, wie sie mit dir umgeht, macht mich nervös. Sie versucht, dich für sich zu gewinnen, und ich... ich fühle mich bedroht."

Jungkook seufzte und setzte sich ans Ufer, sein Blick auf den sanft fließenden Fluss gerichtet.

„Ich verstehe, dass du dich unwohl fühlst, Jimin. Aber du weißt, dass sie nichts an meiner Entscheidung ändern kann, oder? Ich habe dir meine Gefühle gestanden, und das hat sich nicht geändert."

Jimin nickte, aber die Unsicherheit blieb in seinen Augen.

„Ich weiß, aber es ist schwer zu sehen, wie sie dich anlächelt und berührt. Es erinnert mich daran, dass ich dich nicht ganz für mich habe."

Jungkook legte eine Hand auf Jimins Schulter.

„Du hast mich mehr, als du denkst, Jimin. Lass dich nicht von ihrer Unsicherheit in unseren Weg stellen."

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Die kommenden Tage waren nicht einfacher, aber sie brachten Klarheit. Jimin entschied sich, seinen Platz neben Jungkook zu verteidigen, ohne dabei das Spiel der Eifersucht und Unsicherheit zu spielen, das Jihyo aufzuzwingen versuchte. Er vertraute darauf, dass Jungkook ehrlich zu ihm war, und langsam begann sich sein Herz zu beruhigen.

Doch Jihyo gab nicht auf. Sie war entschlossen, zu bekommen, was sie wollte, und die Herausforderung, die Jimin ihr entgegenstellte, machte das Ganze für sie nur noch interessanter. Die Luft zwischen den beiden war geladen mit unausgesprochenen Spannungen, und jeder im Camp konnte spüren, dass sich ein Sturm zusammenbraute.

Obwohl Jimin versuchte, seine Ängste zu überwinden, wusste er, dass die Situation mit Jihyo früher oder später eskalieren würde. Und er war entschlossen, diesmal nicht zurückzustecken.

Broken shadows {jikook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt