Kapitel 16

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Die ruhige Morgenstimmung des Lagers konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nachwirkungen der vergangenen Nacht noch immer spürbar waren. Die Angreifer des alten Rudels waren zurückgedrängt worden, doch die ruhige Atmosphäre war von einer unterschwelligen Spannung geprägt. Jimin konnte sich in dieser Stille nicht beruhigen. Der Gedanke, dass Jungkook und das gesamte Rudel wegen ihm in Gefahr geraten waren, lastete schwer auf ihm.

Die Nacht hatte Jimin kaum Schlaf gebracht. Er wälzte sich unruhig in seinem Schlafplatz und ließ die Bilder des Kampfes vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Die Verletzungen und die Anstrengungen, die Jungkook und sein Rudel durchgestanden hatten, um ihn zu schützen, waren für Jimin kaum zu ertragen. Der Gedanke, dass sie ihr Leben riskieren mussten, nur weil er in ihrem Rudel war, brachte ihn zum Grübeln.

Am Morgen erwachte Jimin früh und zog sich still aus dem Lager zurück. Er brauchte Zeit für sich allein, um seine Gedanken zu ordnen und die drängenden Fragen, die ihn quälten, zu klären. Er ging zu einem abgelegenen Ort am Rande des Waldes, wo der Geruch der Bäume und das Zwitschern der Vögel ihn in eine gewisse Ruhe versetzen sollten.

Mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, schloss Jimin die Augen und versuchte, seine wirbelnden Gedanken zu beruhigen. Er dachte darüber nach, was geschehen war und darüber, wie er sich selbst in dieser Situation fühlte. Die Schuldgefühle, die ihn quälten, waren überwältigend. Er wusste, dass Jungkook und das Rudel alles für ihn getan hatten, aber der Gedanke, dass sie in Gefahr geraten waren, weil er hier war, ließ ihn nicht los.

„Was soll ich tun?",

murmelte Jimin in den Wind hinein, der sanft durch die Bäume strich.

„Vielleicht wäre es besser, wenn ich einfach zurückgehe. Wenn ich zu meinem alten Rudel zurückkehre, würden sie nicht mehr in Gefahr sein. Vielleicht... vielleicht wäre es das Beste für alle."

Die Vorstellung, zurückzugehen, war ein vertrauter Gedanke, der ihn schon lange begleitet hatte. Doch gleichzeitig wusste Jimin, dass die Entscheidung nicht einfach war. Er hatte sich in das neue Rudel integriert, auch wenn es noch immer Herausforderungen gab. Die Rückkehr zu seinem alten Rudel war keine Garantie für Sicherheit oder Frieden – es war einfach eine Flucht vor der Schuld, die er fühlte.

Während Jimin noch in Gedanken versunken war, hörte er das leise Knacken von Ästen. Er wusste, dass er nicht allein war. Langsam öffnete er die Augen und sah Jungkook, der sich vorsichtig seinem Versteck näherte. Jungkook hatte bemerkt, dass Jimin gefehlt hatte, und suchte nach ihm, um sicherzustellen, dass es ihm gut ging.

„Jimin",

sagte Jungkook sanft, als er sich näherte.

„Ich habe dich gesucht. Alles in Ordnung?"

Jimin sah zu Jungkook auf, und ein Anflug von Schuld erfüllte seine Augen.

„Ich... Ich wollte nur allein sein. Ich fühle mich schrecklich, weil ich euch in Gefahr gebracht habe. Vielleicht wäre es besser, wenn ich einfach zurückgehe."

Jungkook setzte sich neben ihn und schüttelte den Kopf.

„Hör auf, dich selbst zu beschuldigen. Du hast uns nicht in Gefahr gebracht. Es war die Entscheidung des alten Rudels, uns anzugreifen. Wir haben uns entschieden, dich zu schützen, weil du uns wichtig bist. Du bist jetzt Teil unseres Rudels, und wir kümmern uns um dich."

„Aber was, wenn ich nur Ärger bringe?",

fragte Jimin verzweifelt.

„Was, wenn sie uns immer wieder angreifen, nur weil ich hier bin? Vielleicht sollte ich einfach gehen und sie so von uns fernhalten."

Jungkook nahm Jimin's Hand und hielt sie fest.

„Das ist nicht der richtige Weg, Jimin. Es gibt immer Risiken, wenn wir uns um jemanden kümmern, aber das bedeutet nicht, dass wir einfach aufgeben sollten. Du bist ein Teil dieses Rudels, und wir stehen zusammen, egal was passiert."

Jimin senkte den Blick und kämpfte mit den Tränen.

„Ich weiß nicht, ob ich das richtige tue. Die Schuldgefühle erdrücken mich."

Jungkook legte seine Hand auf Jimin's Schulter und sprach mit Wärme und Überzeugung.

„Es ist verständlich, dass du dich schuldig fühlst, aber du musst dir auch die Zeit geben, zu verstehen, dass wir uns entschieden haben, für dich da zu sein. Deine Anwesenheit hier bedeutet uns viel. Es ist nicht deine Schuld, dass das alte Rudel dich verfolgt."

Jimin blickte auf und sah in Jungkooks Augen, die voller Mitgefühl waren. Die Worte des Alphamännchens berührten ihn tief. Er wusste, dass Jungkook aufrichtig war und dass er eine große Last von seinen Schultern genommen hatte, indem er ihm diese Worte der Unterstützung schenkte.

„Danke",

sagte Jimin leise.

„Ich werde darüber nachdenken. Ich möchte wirklich hier sein und Teil dieses Rudels werden. Ich weiß, dass ich mich bemühen muss, aber die Schuld ist schwer zu ertragen."

„Es ist ein Prozess",

sagte Jungkook.

„Und wir werden diesen Prozess gemeinsam durchstehen. Du musst dich nicht allein durch diese Gefühle kämpfen. Wir sind hier, um dich zu unterstützen. Wir sind ein Rudel, und wir stehen zusammen."

Jimin nickte langsam und ließ die Worte von Jungkook auf sich wirken. Auch wenn die Schuldgefühle noch nicht ganz verschwunden waren, begann er zu erkennen, dass es einen Weg gab, sich seinen Ängsten zu stellen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Die Unterstützung von Jungkook und dem Rudel war ein Lichtblick in der Dunkelheit, und mit jedem Schritt fand er langsam zurück zu einem Gefühl der Hoffnung und Zugehörigkeit.

Als sie zusammen aus dem Wald zurückkehrten, wusste Jimin, dass er noch einen langen Weg vor sich hatte, aber er fühlte sich ein kleines Stück sicherer. Die Entscheidung, in diesem Rudel zu bleiben, war nicht einfach, aber er war bereit, den Weg weiterzugehen und die Unterstützung, die ihm angeboten wurde, anzunehmen. In den Tagen und Nächten, die folgen würden, würde Jimin sich seinen Ängsten und Schuldgefühlen stellen müssen, doch mit Jungkook an seiner Seite fühlte er sich zumindest nicht mehr ganz allein auf diesem Weg.

Broken shadows {jikook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt