Kapotel 60

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Jimin hatte genug. Tag für Tag sah er, wie Jihyo unermüdlich versuchte, Jungkook für sich zu gewinnen, und jeder Versuch, den sie unternahm, stach wie ein Messer in seine ohnehin schon verletzte Seele. Doch etwas hatte sich in ihm verändert. Er fühlte sich nicht länger machtlos oder klein. Es war an der Zeit, seine Ängste zu überwinden und Jihyo direkt zur Rede zu stellen.

Es war später Nachmittag, als Jimin Jihyo alleine beim Fluss entdeckte. Sie schien tief in Gedanken versunken zu sein und fädelte Blumen zu einem Kranz, ihre Augen auf das schimmernde Wasser gerichtet. Dies war der Moment, den er brauchte. Mit einem tiefen Atemzug ging er auf sie zu, sein Herz schlug schneller, aber seine Entschlossenheit war klar.

„Jihyo,"

begann er, seine Stimme fest und doch ruhig,

„wir müssen reden."

Jihyo hob den Kopf und blickte Jimin an. Ein süffisantes Lächeln erschien auf ihren Lippen.

„Oh, Jimin. Was für eine Überraschung. Möchtest du dich mir anschließen?"

Jimin schüttelte den Kopf, ließ sich aber nicht von ihrem gespielten Charme beirren.

„Nein, ich möchte mit dir über Jungkook reden. Du weißt genau, dass deine Versuche, ihn zu umgarnen, nicht unbemerkt bleiben."

Jihyo seufzte und legte den Blumenkranz beiseite.

„Ach, Jimin. Wir sind doch alle erwachsen hier. Jungkook und ich, wir verstehen uns eben gut."

„Es geht nicht darum, ob ihr euch versteht",

entgegnete Jimin, wobei er seinen Blick fest auf sie gerichtet hielt.

„Es geht darum, dass du weißt, dass wir uns geliebt haben, und trotzdem versuchst, ihn gegen mich auszuspielen."

Ein lautes, kurzes Lachen entkam Jihyo.

„Du und Jungkook? Du hast doch selbst gesagt, dass ihr nur Freunde seid. Und solange das der Fall ist, habe ich genauso viel Recht, ihn zu mögen und ihm näherzukommen. Oder bist du vielleicht doch nicht so sicher in deiner Entscheidung?"

Jimin spürte, wie das Blut in seinen Adern kochte.

„Ja, wir sind Freunde, aber das heißt nicht, dass ich still zusehen muss, wie du versuchst, Keile zwischen uns zu treiben. Es geht mir darum, dass du ehrlich zu dir selbst und zu ihm bist. Du weißt, dass er dich nicht liebt."

Jihyo's Augen verengten sich.

„Und was, wenn das nicht stimmt? Was, wenn ich ihm zeige, dass ich die bessere Wahl bin? Ich bin stark, ich bin klug und ich stehe ihm zur Seite. Was hast du zu bieten, Jimin?"

„Ehrlichkeit",

sagte Jimin leise, aber mit fester Stimme.

„Und wahre Gefühle. Etwas, das du anscheinend noch lernen musst."

Die beiden starrten sich für einen Moment wortlos an. Der Wind rauschte leise durch die Bäume, und die Spannung zwischen ihnen war fast greifbar. Jihyo brach schließlich das Schweigen.

„Denk, was du willst",

sagte sie kalt.

„Aber ich werde nicht aufhören. Ich werde Jungkook zeigen, dass ich die bin, die wirklich zu ihm passt."

Jimin ließ sich nicht entmutigen.

„Dann werde ich ihm zeigen, dass ich an ihn glaube, unabhängig von deinen Spielchen. Du wirst uns nicht auseinanderbringen können."

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Die nächsten Tage waren voller subtiler Spannungen. Jimin fühlte sich einerseits befreit, weil er sich endlich gegen Jihyo behauptet hatte, aber andererseits war die Situation nicht wirklich gelöst. Jihyo schien nicht gewillt, aufzugeben. Sie setzte weiterhin alles daran, Jungkook um den Finger zu wickeln. Doch Jimin hatte etwas gewonnen, was viel mehr wert war als eine klare Antwort – seine eigene Entschlossenheit und das Vertrauen in seine Gefühle.

Jungkook, der von der Konfrontation Wind bekommen hatte, sprach später mit Jimin darüber.

„Warum hast du dich dazu entschieden, sie zur Rede zu stellen?"

fragte er sanft, während sie zusammen am Rande des Camps saßen.

„Weil ich es satt hatte, mich zu verstecken",

antwortete Jimin.

„Ich wollte nicht länger in Angst leben, dass jemand kommt und alles zerstört, was uns wichtig ist. Es geht hier nicht nur um dich und mich, sondern um das ganze Rudel. Wir haben schon so viel durchgemacht. Ich werde nicht zulassen, dass jemand das wieder aufs Spiel setzt."

Jungkook nickte langsam und legte eine Hand auf Jimins Schulter.

„Ich schätze deine Stärke, Jimin. Du bist mutiger, als du denkst."

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Jihyo merkte schnell, dass ihre bisherigen Versuche, die beiden zu manipulieren, ins Leere liefen. Jimins Selbstbewusstsein und seine feste Haltung beeindruckten sie, auch wenn sie es sich niemals eingestehen würde. Doch sie hatte noch eine letzte Karte im Ärmel, die sie auszuspielen gedachte.

Während Jimin und Jungkook sich mehr und mehr auf ihre Freundschaft konzentrierten und versuchten, alles um sie herum zu ignorieren, wusste Jihyo, dass sie einen anderen Ansatz finden musste. Sie würde nicht kampflos aufgeben.

Doch eines war klar: Jimin würde sich nicht mehr einschüchtern lassen. Diesmal war er bereit, für das zu kämpfen, was ihm wichtig war – für seine Liebe zu Jungkook, für seine Freunde und für das Rudel, das er inzwischen als seine Familie ansah.

Broken shadows {jikook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt