Kapitel 64

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Lesenacht (1/5)

Die Stille, die nach dem Angriff über das Lager fiel, war bedrückend. Jeder im Rudel war in Gedanken versunken, versuchte zu verarbeiten, was passiert war. Jihyo, eine ehemalige Verbündete, hatte sich mit dem Feind verbündet. Das brachte Unruhe in die Reihen, und die Angst, dass noch weitere Angriffe folgen könnten, wuchs. Doch am meisten traf es Jimin.

Er saß am Rand des Lagers, fern von den anderen, und starrte gedankenverloren in den Wald. Sein Herz war schwer. Die Verantwortung, die er als Luna trug, lastete auf ihm wie ein Stein. Es war nicht nur die Angst vor weiteren Angriffen, die ihn belastete, sondern auch das Gefühl, dass er seinem neuen Rudel mehr Schaden als Gutes gebracht hatte.

Jungkook beobachtete Jimin aus der Ferne, sein Blick voller Sorge. Er konnte die Unsicherheit und die inneren Kämpfe in den Augen seines Partners sehen. Seitdem Jihyo sich Jimins altem Rudel angeschlossen hatte, schien die Dunkelheit, die Jimin einst überwunden hatte, wieder an die Oberfläche zu kommen. Und Jungkook wusste, dass er etwas tun musste.

Jungkook beschloss, das Rudel zusammenzurufen. In dieser Zeit der Unsicherheit war es wichtiger denn je, die Einheit zu stärken und Jimin zu zeigen, dass er nicht allein war.

"Alle herhören!"

rief er, und die Wölfe versammelten sich um das knisternde Lagerfeuer. Die Flammen warfen tanzende Schatten auf ihre Gesichter, die von Sorge und Entschlossenheit geprägt waren.

"Wir alle wissen, dass die letzten Tage hart waren",

begann Jungkook, seine Stimme stark und klar.

"Aber wir sind eine Familie. Und Familien stehen zusammen, besonders in Zeiten der Not."

Sein Blick wanderte zu Jimin, der abseits stand und unsicher wirkte.

"Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und zeigen, dass wir stärker sind als jeder Feind."

Jin, der neben Jungkook stand, nickte zustimmend.

"Wir haben schon viele Prüfungen überstanden. Und wir werden auch diese überstehen. Es liegt an uns allen, füreinander da zu sein."

Die anderen Wölfe murmelten zustimmend. Namjoon und Yoongi, die oft die ruhigeren des Rudels waren, traten vor und nickten ebenfalls.

Hoseok, der das Rudel immer mit seiner ansteckenden Energie antrieb, erhob seine Stimme.

"Lasst uns Jimin zeigen, dass er nicht allein ist! Er hat so viel für uns getan und jetzt sind wir an der Reihe, ihm zu helfen."

Die Wölfe stimmten mit einem zustimmenden Heulen zu.

Jimin konnte die Worte seines Rudels hören, und sein Herz schlug schneller. Er fühlte sich tief bewegt von der Unterstützung und dem Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachten. Er wusste, dass er sich nicht verstecken konnte, dass er jetzt stark sein musste – nicht nur für sich selbst, sondern für alle, die an ihn glaubten.

Langsam stand er auf und ging auf die Gruppe zu. Sein Blick traf Jungkooks, der ihn ermutigend anlächelte.

"Danke",

sagte Jimin leise, aber mit einer Kraft, die aus seinem tiefsten Inneren kam.

"Ich weiß eure Unterstützung zu schätzen. Und ich werde mein Bestes geben, um euch nicht zu enttäuschen."

Jungkook legte einen Arm um ihn und zog ihn fest an sich.

"Wir sind zusammen in diesem Kampf",

flüsterte er.

"Lass dich von der Angst nicht beherrschen. Du bist stärker, als du denkst."

Die anderen Wölfe begannen, eine nach dem anderen, näher zu kommen, legten ihre Köpfe an Jimins Schultern oder berührten ihn sanft mit ihren Schnauzen. Es war eine stille, aber tief bewegende Geste, die zeigte, dass sie hinter ihm standen. Dass sie alle hinter ihm standen.

Die Tage danach waren geprägt von einer vorsichtigen Wiederannäherung. Das Rudel spürte die Bedrohung, die weiterhin über ihnen schwebte, aber sie waren entschlossen, sich nicht von Angst leiten zu lassen. Jungkook übernahm das Kommando und organisierte das Rudel in Gruppen, um Wache zu halten und das Lager zu schützen. Jeder hatte eine Rolle, und das schuf nicht nur Sicherheit, sondern auch das Gefühl, gebraucht zu werden.

Jimin begann, seine Position als Luna wieder ernst zu nehmen. Er sprach mit den Wölfen, erkundigte sich nach ihren Sorgen und Nöten, und langsam, aber sicher, fand er seinen Platz in der Gruppe wieder. Taehyung und Hoseok schlossen sich ihm oft an und halfen, die Moral hochzuhalten, indem sie Geschichten erzählten oder die jüngeren Wölfe trainierten.

Es war ein Prozess, aber Jimin begann zu erkennen, dass er nicht allein war – dass er nicht allein kämpfen musste. Jungkook war immer in seiner Nähe, bereit, ihm den Rücken zu stärken, während die anderen Mitglieder des Rudels ihre eigene Art fanden, ihre Stärke zu zeigen. Jimin fühlte die Wärme der Gemeinschaft, die sich um ihn schloss, und es half ihm, seine innere Dunkelheit zu vertreiben.

Jungkook wusste, dass sie sich auf das vorbereiten mussten, was als Nächstes kommen würde. Sie hatten den ersten Angriff abgewehrt, aber Jihyo würde nicht so leicht aufgeben. Er versammelte das Rudel erneut und begann, ihnen Strategien beizubringen, wie sie sich verteidigen könnten, wie sie als Einheit kämpfen und zusammenhalten konnten. Es war nicht einfach, aber die Entschlossenheit in ihren Augen wuchs von Tag zu Tag.

Jimin spürte diese neue Stärke in ihnen allen, und es gab ihm Hoffnung. Er konnte nicht sagen, was die Zukunft bringen würde, aber er wusste, dass er jetzt bereit war, sich ihr zu stellen. Er hatte sein Rudel, seine Familie, und zusammen würden sie jede Herausforderung meistern.

Die Dunkelheit mochte noch nicht verschwunden sein, aber in der Gemeinschaft fand Jimin ein neues Licht – eines, das stärker war als jede Angst, die Jihyo oder irgendjemand sonst ihm entgegenbringen konnte. Sie würden bereit sein. Und sie würden siegen.

Broken shadows {jikook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt