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"Say nothing is over though everything's crazy. Be brave and trust me it' s not a game over. We gotta try harder, you gotta stay with me. There's nothing we can't reach 'cause nothing is over. I won't turn away. 'Cause I can't hide the pain would find me. Don't send me away. I'm on your side that's where I want to be"

Nothing Is Over - Sunrise Avenue


Für einen endloslangen Moment standen wir uns einfach gegenüber und sahen uns an. Keiner sagte ein Wort oder wagte es sich zu bewegen. Stattdessen wanderten unsere Augen bloß stumm über das Gesicht des jeweils anderen. Niall wirkte irgendwie müde und erschöpft. Seine Augen waren gerötet und von dunklen Schatten geziert, beinahe so, als hätte er schon viel zu lange nicht mehr geschlafen. Seine Haare waren nass vom Schnee, ebenso seine Klamotten, die einen kleinen nassen Fleck auf meinen Fußboden hinterließen. Doch diesen nahm ich nicht einmal wirklich wahr. Alles, was ich sah waren seine Augen, die mir starr entgegenblickten.

In ihnen lag irgendetwas, das ich nicht in Worte fassen konnte, von dem ich mir jedoch sicher war, dass er es auch in meinen erkennen konnte. Etwas, das mit für einen Moment kurz die Luft zum Atmen nahm und mich aus meiner Starre riss. Etwas, dass mich dazu brachte, ein paar Schritte zurückzutreten und darauf zu warten, dass er meine Wohnung betrat. Ich sah ihm dabei zu, wie er die Tür hinter sich schloss, seine nasse Jacke in irgendeine Ecke schmiss und sich dann wieder zu mir wandte.

"Es tut mir leid", sagte er plötzlich leise, so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war.

Ich wusste nicht wofür er sich entschuldigte, doch im Grunde war es mir egal. Es war mir egal, ob er sich dafür entschuldigte, dass er nicht zu meiner Abschiedsfeier gekommen war oder ob es ihm leid tat, dass er Tessa noch nicht die Wahrheit gesagt hatte. Es war mir egal, weil er nun hier war.

Nicht fähig irgendetwas zu sagen, sah ich ihn einfach nur weiterhin stumm an. Doch er schien auch keine Antwort erwartet zu haben, als sich seine Augen erneut in meine bohrten. Aber dieses Mal lag etwas anderes in ihnen. Ein Ausdruck, der nicht mit dem vorherigen zu vergleichen war, mir jedoch ebenso vertraut erschien. Vertraut, weil ich ihn schon einmal gesehen hatte.

Stille legte sich über uns, während sich zeitgleich irgendetwas zwischen uns auszubreiten schien. Ich konnte nicht sagen, was es war oder wer sich zuerst bewegte, doch plötzlich stürmten wir beinahe gelichzeitig aufeinander zu. Sobald wir voreinander standen trafen unsere Lippen aufeinander. Mit wild klopfendem Herzen legten sich meine Hände an seine Brust, während sich seine Arme um meine Taille schlangen und mich so nah wie nur möglich zu ihm zogen. Seine Klamotten klebten förmlich an seinem Körper, durchnässten auch meine Kleidung, als ich so nah bei ihm stand, doch ich nahm es nicht einmal richtig wahr. Alles was zählte waren seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meinem Körper und das Gefühl, dass all das in mir auslöste.

Der Kuss war stürmisch und zugleich voller Gefühl. Er schmeckte nach all den Worten, die er mir nicht sagen konnte, und nach dem Abschied, der uns noch bevor stand. Doch vor allem schmeckte er nach Verzweiflung. Nach purer Verzweiflung, die sich wie ein Lauffeuer in meinem Inneren auszubreiten schien. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, zog ihn etwas näher zu mir und klammerte mich dabei förmlich an ihn. Aber das war noch nicht genug. Es war nicht genug von ihm, von seinem Duft und seiner Nähe. Es war einfach nicht genug.

Ein protestierendes Grummeln verließ meine Lippen, als Niall sich plötzlich von mir löste. Fragend sah ich ihn an, doch seine Augen wanderten bloß über mein Gesicht, fast schon quälend langsam, fast so, als wollte er sich jeden Millimeter einprägen. Dann löste er einen Arm von meiner Taille und hob eine Hand, um mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht zu streichen. Seine Hand verharrte an meiner Wange, als sich unsere Blicke trafen und ich nicht anders konnte, als ihn anzustarren. Alles an ihm war so vertraut, jeder seiner Gesichtszüge, seine Augen, seine Lippen, einfach alles.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt