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"I'll be there for you, I will care for you."

Take Care - Drake feat. Rihanna


Wenn man mich fragte, gab es zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: Die, die Sightseeing liebten und die, die es hassten. Ich gehörte eindeutig zu denen, die es liebten. Wann auch immer wir außerhalb von London unterwegs waren, war ich sobald sich mir die Zeit dafür bot mit meiner Kamera oder meinem Handy unterwegs und entdeckte die Stadt mit all ihren aufregenden Details, versteckten Schönheiten und offenkundigen Schätzen. Und dabei war es egal, ob ich das fünfte Mal in New York oder das erste Mal in Tokio war - ich entdeckte jedes Mal aufs Neue etwas, das mich faszinierte und meine Leidenschaft fürs Entdecken bekräftigte.

Ich war dabei nicht so ein typischer Tourist, der sich an irgendeinen Plan aus einem Reiseführer hielt und sich nur das ansah, was jeder kannte oder kennen sollte. Vielleicht konnte man mich auch nicht einmal wirklich als jemanden bezeichnen, der Sightseeing betriebt (auch, wenn ich mir der Gedanke durchaus gefallen würde). Ich war vielmehr jemand, der einfach los ging, alles fotografierte und festhielt, was einem vor die Linse kam und einfach eine Stadt so zu entdecken versuchte, wie es jemand tat, der dort lebte.

Manchmal war das ein totaler Reinfall und ich endete auf einem dieser Hop-On Hop-Off Bustouren oder inmitten einer großen Reisegruppe, die mich freundlich aufnahm. Aber manchmal... manchmal entdeckte ich auch Dinge, die sonst wohl kaum ein Tourist zu Gesicht bekommen würde. Weil sie untypisch waren und in keinem Reiseführer standen. Und weil sie nur dann schön waren, wenn man sie zu würdigen wusste.

Heute Nachmittag, nach einem stressigen Vormittag, an dem wir von einem Termin zum nächsten gehetzt waren, hatte ich auf einem meiner Streifzüge durch Paris wieder einmal eine solche Entdeckung gemacht. Es war ein kleines, etwas veraltetes Restaurant an einem Fleckchen am Ufer der Seine, das wohl nicht besonders oft von Touristen betreten wurde. Zumindest schloss ich das aus dem Blick des Kellners, als ich mir, nachdem ich mein schlechtes Französisch wieder in die Mülltüte gepackt hatte, in die es gehörte, auf Englisch einen Kaffee und eine Süßspeise bestellte, von der ich nicht einmal nach dem Essen wusste, was sie eigentlich gewesen war.

Nach dieser wundervollen und vor allem köstlichen Entdeckung beschloss ich, dass ich besser noch eine Runde spazieren ging, bevor ich es mir in meinem Hotelzimmer gemütlich machen würde. Dieser Entschluss kam zum einen von der Tatsache, dass ich mich insgeheim noch immer über meine Rettungsringe ärgerte (und wie man sah, trotzdem nicht auf etwas Süßes verzichten konnte und wollte) und zum anderen davon, dass mir das Gespräch mit Nate einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Ich bemühte mich wirklich, mich irgendwie abzulenken und nicht daran zu denken, wenn ich Niall oder Jack sah - doch ich scheiterte jedes Mal kläglich.

Wann auch immer ich meinem Gehirn genug Freiraum ließ, sorgte dieser Verräter dafür, dass meine Gedanken zu Nate und seinem 'Vorschlag' wanderten und dort so lange verharrten, bis ich mich irgendwie ablenken konnte. Es war furchtbar und ich hasste es. Ich hasste es, weil ich nicht über so etwas Lächerliches nachdenken wollte. Ich hasste es, weil ich es mir aufzeigte, dass ich mich erneut viel zu sehr von seinen Worten beeinflussen hatte lassen - so wie es schon einmal der Fall gewesen war. Doch vor allem hasste ich es, weil ich insgeheim darauf brannte, herauszufinden, ob Nate mit seiner Vermutung recht hatte.

Entsetzt von diesem Gedanken, schüttelte ich meinen Kopf, bevor ich ein frustriertes Seufzen ausstieß. Gott, manchmal war ich einfach viel zu neugierig für diese Welt. Und dabei wusste ich ganz genau, dass das alles andere als gesund für mich war. Vor allem in diesem Fall. Erneut seufzend schlang ich meine Jacke fester um meinen Körper. Dem kalten Oktoberwind trotzend, bog ich in eine Seitenstraße ab, während ich jegliche unnütze Gedanken aus meinem Kopf verdrängte und darauf hoffte, dass mein Gehirn für den Rest des Tages mein Freund war und mich nicht noch einmal dazu zwang, über diese Sache nachzudenken.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt