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"Deine Nähe tut mir weh, weil ich in uns einfach mehr seh, als wir beide sind. Deine Nähe tut mir weh."

Deine Nähe tut mir weh – Revolverheld


Zu sagen, dass die nächsten Tage seltsam gewesen waren, wäre eine absolute Untertreibung gewesen. Sie waren nicht seltsam, sondern absolut verrückt und verwirrend gewesen. Die ersten drei Tage nach unserem Clubbesuch waren dabei die schlimmsten gewesen. Jack hatte mir immer wieder mal SMS geschrieben. Nette, süße Nachrichten, die mich zum Schmunzeln gebracht hatten und mich auch gleichzeitig in etwas zu befördern schienen, dem ich noch nicht gewachsen gewesen war. Das hatte ich ihm auch versucht zu erklären, ob er es auch wirklich verstanden hatte war fraglich, doch seit diesem Gespräch war zumindest vorerst einmal Funkstille zwischen uns eingekehrt.

Tessa hatte sich so für Jack und mich gefreut, dass man schon beinahe meinen hätte können, wir würden demnächst heiraten. Auch sie hatte erst damit aufgehört ständig nach ihm zu fragen und einfach eine dieser Freundinnen zu sein, die viel zu neugierig für diese Welt waren, als ich ihr zu verstehen gegeben hatte, dass Jack und ich noch nichts waren. Dass dieser eine Kuss nicht bedeutet hatte, dass wir nun miteinander ausgehen würden. Letzten Ende hatte sie das auch so hingenommen, zwar etwas ungern, da ihr der Gedanke, dass sie, Niall, Jack und ich auf Doppeldates könnten, scheinbar schon wirklich zugesagt hatte.

Ich verschwieg ihr mal gekonnt, dass ich die Vorstellung eines Doppeldates sowieso unheimlich und schrecklich fand und nicht einmal bei so etwas mitmachen würde, wenn man mich mit der Pistole dazu zwingen wollte. Allerdings war ich dennoch nicht umhin gekommen, es ein wenig süß zu finden, dass sie manchmal so kindisch und naiv war und gleich etwas in Dinge hineininterpretierte, die eigentlich nur so etwas wie eine Kurzschlussreaktion gewesen waren. Eine Kurzschlussreaktion, die ich nicht bereuen konnte – auch, wenn ich es vielleicht sollte.

Ich war mir nämlich durchaus bewusst, dass ich mit mit meinem Verhalten nicht nur Jack und mich selbst belogen, sondern es auch zugelassen hatte, dass mich Niall und Tessa mal wieder komplett aus dem Konzept brachten. Etwas, das ich eigentlich nie wieder geschehen lassen wollte, und das mich dennoch so überrumpelt hatte, dass ich einfach nicht anders gekonnt hatte, als mich abzulenken. Und meiner Ansicht nach, hatte ich genau drei Möglichkeiten gehabt: Ich hätte entweder mehr trinken, nach Hause fahren oder mich irgendwie ablenken können.

Ich hatte mich für Letzteres entschieden und war mir dabei stets mehr als im Klaren darüber, dass das ein Fehler gewesen war. Ein großer Fehler, der ausnahmsweise nur mit mir zu tun hatte. Mit mir und Jack. Es tat mir leid, dass ich ihn so überrumpelt und ihm mit dem Kuss ein falsches Bild von ihn und mir übermittelt hatte. Und es tat mir leid, dass ich mich zu so etwas hinreißen hatte lassen. Wie gesagt, ich bereute nichts, doch ich war auch nicht stolz auf die Art und Weise, wie ich mich wieder einmal vor lauter Gefühle, die nirgendwo hin konnten, verhalten hatte. Aber gut, es war nun einmal so passiert und ich konnte es leider nicht mehr ändern.

Ebenso wenig wie ich verhindern konnte, dass mich bei all den Ereignissen, die diese eine Entscheidung mit sich gebracht hatte und die mich eigentlich stören sollte, es nur eine Sache gab, die das wirklich tat. Und das war die Tatsache, dass Niall sich irgendwie seltsam verhalten hatte. Es hatte bereits begonnen, als wir Tessa, die wirklich ziemlich betrunken gewesen war, gemeinsam in ein Taxi und später dann in ihre Wohnung befördert hatten, hatte dann jedoch ebenso abrupt wieder geendet, wie es begonnen hatte. Er war nicht unhöflich, schlecht gelaunt oder sonst irgendwie auffällig anders gewesen, doch irgendetwas an seinem Verhalten war seltsam gewesen. Vielleicht war das auch nur Einbildung gewesen, doch ich hatte schwören können, dass er sauer auf mich gewesen war.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt