With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak Girl

-1-

-1-

"My eyes deceive me, but it's still the same. Pretend it's OK"

Pretend it's ok – Little Mix

Sich in seinen besten Freund zu verlieben war problematisch. Sich in seinen besten Freund zu verlieben, wenn dieser vergeben war, war gleich noch viel problematischer. Aber sich in seinen vergebenen besten Freund zu verlieben und dabei auch noch mitverantwortlich dafür zu sein, dass er mit seiner Freundin zusammen war, war das problematischste Problem, das man nur haben konnte. Zumindest sah ich das so. Und ich musste es wissen, schließlich befand ich mich bereits seit zwei Monaten in dieser Situation.

Zwei Monate. Das waren in etwa acht Wochen, ungefähr sechzig Tage und mehr als 1460 Stunden. Acht Wochen, in denen ich mich beinahe ständig fragte, was passiert wäre, wenn ich mir meine Gefühle für Niall früher eingestanden hätte. Sechzig Tage, in denen ich mit ansehen musste, wie glücklich Niall und Tessa waren. 1460 Stunden, in denen ich mich fragte, ob es für mich eigentlich jemals eine Chance gegeben hatte oder ob ich vor zwei Monaten die richtige Entscheidung getroffen hatte, als ich mich dazu entschlossen hatte, meine Gefühle wegzusperren und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung.

Und an manchen Tagen, in manchen Stunden oder vielleicht auch nur in gewissen Minuten, war ich mir sicher, dass sie richtig war. Dass die Entscheidung, die ich an dem Abend, als ich Niall und Tessa zusammen auf dieser Terrasse gesehen hatte, die einzige richtig gewesen war. Aber manchmal... Ja, manchmal – vor allem nachts – überkam mich dann doch das Gefühl, dass die Entscheidung, alles für mich zu behalten, das Stechen in meiner Brust zu ignorieren, wenn ich Niall und Tessa zusammen sah, und für beide die Freundin zu sein, die sie verdienten, doch nicht so ideal gewesen war. Dass ich vielleicht doch ehrlich sein und mich meinen Gefühlen stellen hätte sollen.

Doch jedes Mal, wenn mir dieser Gedanke durch den Kopf spuckte, erinnerte ich mich schnell wieder daran, dass ich dann vermutlich wie ein Vollidiot dagestanden wäre und nun von allen bemitleidet werden würde, während Niall und Tessa zum Traumpaar mutierten. Und das hätte ich vermutlich noch weniger ertragen, weshalb ich nun schon seit zwei Monaten beinahe jeden Tag mit Niall verbrachte, ohne ihm zu sagen, dass es mich fast umbrachte, in seiner Nähe zu sein. Seit sechzig Tagen unterdrückte ich den Drang, mich selbst dafür zu verachten, dass ich all das für ihn fühlte, obwohl er vergeben war. Seit sechzig Tagen traf ich mich mindestens einmal in der Woche mit Tessa, lauschte ihren verliebten Erzählungen und versuchte mir dabei nicht anmerken zu lassen, wie sehr es mich quälte.

Und seit 1460 Stunden versuchte ich eine Fassade aufrecht zu erhalten. Eine Fassade, die so gut zu funktionieren schien, dass niemandem in meiner Nähe auffiel, was wirklich in mir vor ging. Eine Fassade, die mir nicht nur meinen Job, sondern auch meine Freundschaft und vor allem meine Würde rettet. Eine Fassade, die ich nicht vorhatte abzulegen.

Doch wie das nun mal bei Fassaden so war, bekamen sie ab und an Risse. So, wie es bei meiner heute der Fall war, als ich dank Louis' wunderbarer Planung den ganzen Tag zusammen mit Niall in dessen Auto verbringen durfte, um die Dekoration für Liams verspätete Überraschungsgeburtstagsparty, die heute Abend steigen sollte, zu besorgen. Und das bedeutete leider nicht nur, dass wir uns mehrfach quer durch die ganze Stadt kämpfen mussten (Männerlogik), sondern auch, dass ich stundenlang mit Niall alleine war.

Unter normalen Umständen hätte mich das nicht gestört – er war ja immerhin mein bester Freund – doch nun, da ich diese Gefühle für ihn hatte, war jede Sekunde mit ihm ein Kampf. Ein Kampf, den ich gewinnen musste, damit ich ihm nicht den wahren Grund dafür nennen musste, warum wir seit zwei Monaten das erste Mal alleine waren. Ein Kampf, der, obwohl er nur in meinem Inneren stattfand, innerhalb der ersten halben Stunde mit ihm bereits solch tiefe Risse in meiner Fassade verursacht hatte, dass ich bei unserem letzten Stopp erst einmal für ein paar Minuten in der Toilette des Geschäftes verschwinden musste, um sie wieder zu reparieren und mich selbst zu ermahnen, mich zusammenzureißen.