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"Mir fehlen die Worte, ich hab die Worte nicht dir zu sagen was ich fühl'"

Wenn Worte meine Sprache wären – Tim Bendzko


Als ich meine Augen wieder öffnete, lag Nialls Wohnzimmer in kompletter Dunkelheit. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich geschlafen hatte, doch dem ausgeschalteten Fernseher und dem leisen Schnarchen, das den Raum erfüllte, zu urteilen, dürfte es eine ganze Weile gewesen sein. Verschlafen fuhr ich mir über mein Gesicht, ehe ich leise gähnend die Decke, die irgendjemand netterweise über mir ausgebreitet hatte, zurückschlug und ein wenig ungeschickt von meinem Platz aufstand. Vorsichtig und darum bemüht, Louis und Eleanor, die auf der ausziehbaren Couch schliefen, nicht aufzuwecken, tapste ich in Richtung Küche, um dort meinen staubtrockenen Hals mit einem Glas Wasser zu erlösen.

Zu meiner eigenen Überraschung schaffte ich es sogar bis an die Spüle, ohne auf halbem Weg irgendjemanden oder mich selbst zu verletzten und trank schließlich ein ganzes Glas in einem Schluck aus. Nachdem ich es noch einmal nachgefüllt hatte, lehnte ich mich gegen die Spüle und starrte auf meine Füße. An meinem Glas nippend fragte ich mich, ob ich wohl noch etwas verpasst hatte, kam jedoch zu dem Entschluss, dass es vermutlich ganz gut gewesen war, dass ich schon so früh eingeschlafen war. Wer wusste, durch welche Filme und mit wie viel Nessa ich mich sonst noch quälen hätte müssen.

Als das zweite Glas auch leer war, stellte ich es in die Spülmaschine und kämpfte mich langsam durch die Dunkelheit zurück auf meinen Schlafplatz, der sich bei genauerer Betrachtung als ziemlich unbequem herausstellte. Ich war zwar nicht besonders groß, doch selbst meine kurzen Beinchen ragten über den Sessel hinaus, wenn ich mich bequem darauf hinlegte. Ich versuchte mich auch an der Alternative, stellte jedoch fest, dass ein hängender Kopf bei weitem schlimmer war, als hängende Beine, weshalb ich nach einigem hin und her rutschen wieder in meiner Ausgangsposition lag. Diese war allerdings auch beim zweiten Versuch nicht gerade bequemer, weshalb ich letzten Endes ein protestierendes Schnauben von mir gab und erneut die Decke zurückschlug.

Obwohl ich müde war und eigentlich nichts lieber tun würde, als wieder in die wunderbare Welt der Träume zu versinken, wusste ich, dass ich das erst können würde, wenn ich mich zuvor von der angestauten Hitze im Wohnzimmer und der allgemeinen Unruhe in mir ablenkte, weshalb ich mich erneut auf den Weg in die Küche machte. Ich kam jedoch gerade einmal bis zur Mitte des Raumes, denn dann stieß Louis plötzlich ein solch lautes Seufzen aus, dass ich erschrocken zusammenzuckte und wie eine ertappte Katze mitten in der Bewegung innehielt.

Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete ich den Schnarchkönig dabei, wie er sich lautstark auf die andere Seite wälzte, dabei einen Arm um seine Freundin schlang und sie näher zu sich zog, sodass sie nun eng aneinander gekuschelt dalagen. Bei dem Anblick, der mehr als süß war, schlich sich ein trauriges Lächeln auf mein Gesicht. Erneut überkam mich das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein, weshalb ich schnell meinen Weg in die Küche fortsetzte, bevor ich im Selbstmitleid versinken konnte.

Leise vor mich hin grummelnd, schaltete ich das Licht an und steuerte dieses Mal anstatt auf die Spüle auf den Kühlschrank zu. Ich öffnete ihn mit viel mehr Elan, als eigentlich in meinem Körper vorhanden war, und begutachtete schmunzelnd das kleine Paradies vor mir. Wie ich bereits vermutet hatte, war Nialls Kühlschrank bis zum Bersten mit Köstlichkeiten gefüllt, sodass ich eine Weile brauchte, ehe meine Entscheidung auf einen einfachen Vanillepudding fiel. Mit dem bösen Deckel des Puddings kämpfend, schloss ich die Kühlschranktür mit einem mehr oder weniger eleganten Schubs meines Fußes und schnappte mir einen Löffel. Dann stopfte ich mir den ersten Bissen in den Mund und hüpfte auf die Küchentheke, um es mir dort bequem zu machen.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt