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"Oh, how I wish that was me"

I Wish – One Direction


Mein Vorhaben, mich zusammenzureißen, meine Fassade aufrecht zu erhalten und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, hielt gerade einmal ein paar Stunden, ehe ich es zusammen mit dem Schwur, den ich in jener Nacht in New York geleistet hatte, als ich mehrfach Bekanntschaft mit der Hoteltoilette gemacht hatte, aufgab. Denn obwohl ich eigentlich nie wieder Alkohol trinken wollte, war ich schon ein paar Stunden nach Beginn der Party ein wenig angetrunken. Ich hatte zwar noch lange nicht den Level erreicht, der mich damals vor der Toilette in die Knie gezwungen hatte, doch es genügte, um die ganze Situation einigermaßen erträglich zu machen und meinem Herzen nicht jedes Mal einen Stich zu versetzten, wenn ich Nessa zusammen sah. Und das kam an diesem Abend so oft vor, dass meinem Herzen ohne die Betäubung durch Alkohol wohl kaum eine Pause gegönnt gewesen wäre. Es war beinahe so, als wären Niall und Tessa überall, wo ich war.

Wenn ich mit Danielle die Tanzfläche stürmte, standen sie nur ein paar Meter davon entfernt und holten sich an einer Bar etwas zu trinken. Wenn ich mich mit Lou in einer Sitzecke unterhielt, saßen sie einen Platz weiter und turtelten verliebt. Und wenn ich meinen Tank wieder mit Hochprozentigem auffüllen wollte, küssten sie sich gefühlte drei Schritte von mir entfernt. Es war, als wären sie überall. Als wollten sie mich den ganzen Abend lang quälen und mich von einer Ecke in die nächste treiben. Und das gelang ihnen sogar so gut, dass ich irgendwann resigniert aufgegeben und mich in irgendeine Sitzecke verzogen hatte, die – wie ich erst zu spät bemerkte – bereits von einem Freund von Liam eingenommen worden war, den ich bisher schon das eine oder andere Mal getroffen hatte.

Sein Name war Aiden und wie sich nun herausstellte war er ein ziemlich sympathischer, offener und vor allem gesprächiger Mensch. Letzteres führte dazu, dass ich innerhalb von einer halben Stunde beinahe seine ganze Lebensgeschichte kannte, was aber dank der Tatsachen, dass wir uns nebenbei auch noch eine halbe Flasche Wodka teilten und sein Leben scheinbar einer Sitcom glich, vollkommen in Ordnung war. Genauso wie es in Ordnung war, dass er mich vor ein paar Minuten alleine gelassen hatte, um für ein wenig flüssigen Nachschub zu sorgen.

Unter anderen Umständen wäre ich mir vermutlich ein bisschen dämlich vorgekommen, wie ich hier so alleine saß, während die anderen Partygäste sich bestens zu unterhalten und amüsieren schienen, doch um ehrlich zu sein, war es auch ganz angenehm, einfach nur mal dazusitzen und geistesabwesend auf den Boden zu starren. Das redete ich mir zumindest so lange ein, bis ausgerechnet die Person zu mir trat, vor der ich eigentlich geflüchtet war.

"Machst du heute einen auf Loser oder warum hockst du hier so alleine?"

Erschrocken zuckte ich zusammen und vergoss dabei einen Teil meines Getränkes auf meinem Shirt. Mit einem genervten Stöhnen, stellte ich das Glas zur Seite, schnappte mir eine Serviette und versuchte damit den Fleck ein wenig zu trocknen. Dann hob ich meinen Blick und warf dem Verursacher dieses Missgeschicks einen bösen Blick zu.

"Man, Niall. Du hast mich fast zu Tode erschreckt!"

Seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen, als er mich prüfend musterte. "Du bist betrunken, Emma."

"Bin ich gar nicht", gab ich entrüstet zurück und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

"Doch bist du." Ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mundwinkel. "Wie war das damals in New York? Hast du mir da nicht voller Überzeugung erklärt, dass du nie wieder Alkohol trinken wirst?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Na und? Dann habe ich meine Meinung eben geändert."

"Das sehe ich." Niall seufzte leise, kam dann auf mich zu und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen. "Gibt es auch einen Grund dafür?"

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt