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"I knew you were trouble when you walked in"

I Knew You Were Trouble – Taylor Swift


Es gab vieles, was ich an mir verändern wollen würde. Doch das, was mich im Moment am meisten an mir selbst störte, war die Tatsache, dass ich so viel nachdachte. Ständig zerbrach ich mir den Kopf über etwas, manchmal jagte ein Gedanke den nächsten und ab und zu verlor sogar ich den Überblick worüber ich nun schon wieder nachdachte. Und an manchen Tagen war ich so in meinen Gedanken versunken, dass ich kaum wahrnahm, was um mich herum geschah.

So wie heute, als ich den Jungs wieder einmal bei ihren Proben Gesellschaft leistete und meine Arbeit in einer Ecke des Studios erledigte. Ich wusste, dass ich den ganzen Vormittag an irgendwelchen Dokumenten gesessen und Termine eingetragen hatte, doch was genau ich gemacht hatte, ging in dem trüben Nebel an Gedanken, der in meinem Kopf herrschte, unter. Das war nicht nur schlecht, weil es meine Arbeit behinderte und ich, sobald ich wieder einen klaren Kopf hatte, noch einmal über alles drüber schauen durfte, sondern auch deswegen, weil ich mich dadurch noch mehr in die Sache mit Niall hineinsteigerte.

Seit wir dieses äußerst unangenehme Gespräch gehabt hatten, hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Was mich betraf gab es dafür zwei Gründe: Der erste war der, dass ich wegen dem, was er gesagt beziehungsweise angedeutet hatte, wütend auf ihn war und der zweite war der, dass ich einfach nicht mit ihm sprechen konnte. Ich konnte es nicht, weil ich die Kraft dazu nicht fand, nicht aufbringen konnte und irgendwie auch nicht wollte. Ich hasste es zwar, dass wir wieder einmal so weit waren, dass unsere Freundschaft aus eisigem Schweigen und dem unauffälligen auffälligen Meiden des anderen bestand, doch ich versuchte mir einfach einzureden, dass das das Beste war. Dass es zumindest jetzt das war, was wir beide brauchten. Zumal weder Niall noch ich zu verstehen schienen, warum er aus dem Kuss mit Jack eine größere Sache machte, als ich selbst.

Seufzend schüttelte ich meinen Kopf und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich meinen Blick zu den Lemmingen wandern ließ, die am anderen Ende des Raumes standen und über irgendetwas zu diskutieren schienen. Obwohl ich mir reichlich Mühe gab, dass es nicht geschah, blieben meine Augen letzten Endes wieder an Niall hängen. Er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und schien gerade über etwas nachzudenken, was einer der anderen Jungs gesagt hatte. Immer und immer wieder fuhr eine Hand durch sein Haar, während die andere seine Gitarre hielt.

Ich hatte keinen blassen Schimmer, über was die Fünf gerade mit dem Leiter der Proben diskutierten, aber wenn ich ehrlich war, interessierte es mich auch überhaupt nicht. Vermutlich ging es nur um irgendeine Kleinigkeit oder sie rebellierten gegen irgendeine dumme Entscheidung der Menschen, die dachten, sie hätten eine Ahnung von dem Ganzen. Was auch immer es war, es brachte Niall dazu, seine Lippen aufeinander zu pressen und seine Stirn in Falten zu legen - etwas, das er immer tat, wenn er konzentriert war oder nicht wusste, wie er das, was er zu sagen hatte, formulieren sollte. Wenn ich mir das Ganze so ansah, würde ich in diesem Fall auf Letzteres tippen.

Mein Blick blieb noch eine ganze Weile an Niall hängen, während meine Gedanken unwillkürlich zu unserem letzten Gespräch zurück wanderten. Bisher hatte ich noch mit niemandem darüber gesprochen. Ich wusste nicht genau, warum, doch es hatte vermutlich mit meinem ungesunden Willen zu tun, alles so schnell wie möglich zu vergessen. Oder mit dem Wissen, dass Nate mir wieder irgendeinen Schwachsinn einreden würde, Zayn und der Rest der Lemminge dafür nicht die richtigen Ansprechpartner waren und Tessa... Nun, Tessa war wohl der letzte Mensch, mit dem ich darüber sprechen sollte.

Leise seufzend fuhr ich mir durch mein Haar und wollte meine Augen gerade von Niall abwenden, als sich dessen Kopf plötzlich in meine Richtung drehte und sich unsere Blicke trafen. Sobald er bemerkte, dass ich ihn offensichtlich schon angesehen hatte, verzog sich sein Gesicht fragend, was mich dazu brachte, meinen Blich ertappt von ihm abzuwenden. Peinlich berührt versteckte ich mein Gesicht hinter meinen Haaren und verfluchte mich innerlich selbst für mein idiotisches Gestarre. Ich konnte spüren wie meine Wangen zum Glühen begannen und musste für einen kurzen Moment meine Augen schließen, um mich selbst davon zu bewahren, mich für mein dummes Verhalten zu ohrfeigen.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt