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" And I wish I knew everything there is to know about you. And I want you to see just exactly what you mean to me."

Under Stars - Feltbeats  

 
Schon seit ich "Little Things" das erste Mal gehört hatte, hatte ich gewusst, dass dieser Song etwas ganz Besonderes war. Ich konnte nicht genau sagen, ob es der Text, die Melodie oder die Tatsache war, dass er aus Ed Sheerans Feder stammte. Vielleicht war es aber auch einfach die Kombination aus all dem, das ihn so speziell machte. Das ihm all das verlieh und ihm zu all dem machte, was er war. Denn für mich war er wie Balsam. Wie ein Pflaster, das sich auf deine Wunden legte oder eine Tasse heiße Schokolade, wenn dir kalt war. Er war wie die Worte, die du nicht sagen konntest, wie all die Worte, die du immer mal hören wolltest. Er war einfach perfekt. So perfekt, dass er es bisher immer geschafft hatte, mich entweder zum Weinen oder zum Lächeln zu bringen.

Heute jedoch, wollte genau dieser Effekt irgendwie nicht eintreffen. Obwohl die Jungs den Song noch schöner und perfekter sangen, als sie es schon in den Proben getan hatten, zeigte sich bei mir einfach keine Wirkung. Ich weinte nicht, ich lächelte nicht, ich saß einfach nur da. Ich saß da, sah in die Gesichter der Jungs, die von Scheinwerfern beleuchtet wurden, hörte den Text und spürte die Atmosphäre, die sich in der Arena ausbreitete - doch ich fühlte nichts. Ich fühlte keine Freude, keine Rührung, nicht einmal den Schmerz, der Stunden zuvor meinen Körper vergiftet hatte. Ich fühlte absolut nichts.

Vielleicht lag das daran, dass ich für heute schon all meine Emotionen aufgebraucht hatte. Vielleicht war ich aber auch nur von meinen eigenen Gedanken so abgelenkt, dass ich mich nicht auf den Song konzentrieren konnte. Von meinen Gedanken, die sich noch immer um Niall und Tessa drehten. Die mit ihrer Beziehung haderten und immer wieder neue Fragen aufwarfen. Fragen wie zum Beispiel die, wie ich dazukam mich so mies zu fühlen, all diese Gefühle zu empfinden, wenn Niall doch nichts getan hatte, was in irgendeiner Weise auf mich zu beziehen war? Wie kam ich dazu, mich mies zu fühlen, wenn Niall, mein bester Freund, seiner Freundin, die ganz nebenbei ebenfalls zu meinem Freundeskreis zählte, einen Blick zuwarf, der genau das widergespiegelt hatte, was er für sie empfinden sollte? Wie kam ich dazu, das Glück der beiden so auf mich zu beziehen, mir selbst die Rolle des Opfers zuzuspielen, wenn ich doch eigentlich nur ein dämlicher Statist war, der seine Gefühle nicht im Griff hatte?

All diese Fragen schienen sich in einer Endlosschleife in meinem Kopf zu wiederholen und mir nicht einmal die Möglichkeit zu geben, das Konzert meiner Lemminge zu genießen. Nein, im Gegenteil. Sie brachten mich nur noch mehr ins Grübeln und wieder einmal an eine Stelle, an der ich schon viel zu oft gestanden hatte. Eine Stelle, von der ich gehofft hatte, dass ich sie hinter mir gelassen hatte. Doch vor allem sorgten diese Gedanken dafür, dass ich mich wieder einmal so dumm verhielt, dass mir Lou die ganze Zeit über prüfende Blicke zuwarf.

Ich wusste, dass sie das nur tat, weil sie mich vor ein paar Stunden vollkommen aufgelöst in der Damentoilette vorgefunden hatte. Sie hatte mich kein einziges Mal gefragt, was los war, doch diese Frage hätte ihr nicht deutlicher ins Gesicht geschrieben stehen können, als sie mich zum gefühlten tausenden Mal von der Seite ansah. Doch ich war nicht dazu bereit, darüber zu reden. Ich wollte mich nicht bei ihr ausheulen, ihr nicht sagen, was mich schon wieder so aus dem Konzept gebracht hatte, sondern einfach nur mehr vergessen. Ich wollte Nialls Blick und all die negativen Ereignisse des heutigen Tages aus meinem Gedächtnis streichen und mich stattdessen auf die guten konzentrieren. Darauf, dass die Jungs heute ihre Tour begonnen hatten, dass das Konzert ohne Zwischenfälle verlief und ein absoluter Erfolg sein würde. Und ich wollte mich auf die glücklichen, erleichterten und fröhlichen Gesichter der Menschen um mich herum konzentrieren.

Doch obwohl ich fest entschlossen war und mich wirklich nur mehr auf all das konzentrieren wollte, gelang es mir bis zum Ende des Konzertes nur bedingt, meine Laune und mein Verhalten so in den Griff zu bekommen, dass es nicht auffiel. Denn auch, wenn die Jungs viel zu euphorisch und abgelenkt waren, um irgendetwas zu bemerken, ließ es sich Lou nicht nehmen, mich auch nach dem Konzert besorgt und fragend anzusehen. Und als wären diese Blicke nicht schon schlimm genug, bot sie mir auch noch an, mich mit ihrem Auto nach Hause zu bringen. Sie behauptete zwar, dass sie das nur tun würde, damit ich mich um diese Uhrzeit nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln herumärgern musste, doch insgeheim wussten wir beide, dass sie sich von der Fahrt erhoffte, dass ich zu reden anfing.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt