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"I just can't get you out of my head"

Can't Get You Out of My Head – Kylie Minogue


Obwohl ich es nur ungern zugab, so hatte das Gespräch mit Nate mehr in mir bewirkt, als ich erwartet hätte. Nicht nur, dass ich mir seit unserem Skype-Date andauernd alle möglichen Szenarien ausmalte, was passieren würde, wenn ich mich jemals dazu durchringen könnte Niall die Wahrheit zu sagen, nein, ich war sogar schon seit weit, dass sich meine Gedanken auch Tage später ausnahmslos darum zu drehen schienen. Ständig fragte ich mich, wie Niall wohl reagieren würde, wenn ich ihm von der Verkupplungsaktion oder sogar von meinen Gefühlen erzählen würde und kam jedes Mal zu keinem Ergebnis. Natürlich hatte ich so etwas wie Wunschvorstellungen, die alle beinhalteten, dass Niall möglichst positiv reagierte, doch die waren ebenso wenig Wert wie die verpassten Chancen der letzten Tage.

Und davon gab es einige. Um genau zu sein sogar so viele, dass ich mich am liebsten selbst dafür ohrfeigen würde, dass ich so feig war. Denn anstatt nun in meinem Büro zu sitzen, mit meinen Gedanken ganz woanders zu sein und mich ständig zu fragen, was wohl gewesen wäre, wenn ich nicht so feig wäre, hätte ich nun Gewissheit haben können. Gewissheit darüber, wie Nialls Reaktion tatsächlich aussah. Aber ich hatte sie nicht genutzt. Ich hatte einfach keine einzige der zahlreichen Gelegenheiten genutzt, weshalb ich mir meinen Kopf nun abwechselnd über meine Arbeit und mein viel zu kompliziertes Privatleben zerbrechen durfte. Welch Freude.

Die Freude wurde sogar noch größer, als dieses ganze Grübeln solch beängstigende Ausmaße annahm, dass ich manchmal nicht einmal mitbekam, wenn jemand mit mir sprach oder einfach einmal für fünf Minuten an eine kahle Wand starrte. Und manchmal... Ja, manchmal war ich sogar so sehr in den Untiefen meiner Gedanken versunken, dass ich nicht einmal darauf achtete, wo ich hinging. So wie heute zum Beispiel, als ich es zu Stande brachte, auf den Weg von meinem Büro zum Aufzug mit einem Arbeitskollegen zusammenzustoßen und beinahe eine Topfpflanze zu massakrieren. Ich könnte nicht einmal sagen, was traumatischer gewesen war, doch ich kann euch versichern, dass alle Beteiligten froh darüber waren, als ich mich endlich in dem vermeintlich sicheren Aufzug befand.

Wie gesagt: vermeintlich sicher. Denn in meiner momentan sehr dominanten Denkphase, schaffte ich es sogar in der kurzen Zeit, die ich in dem Aufzug verbrachte, wieder so tief in meinen Gedanken zu versinken, dass ich, sobald sich die Aufzugtüren geöffnet und ich drei Schritte nach vorne gemacht hatte, schon mit meinem nächsten Opfer zusammenstieß. Überrascht von dem Zusammenstoß stolperte ich ein wenig zurück und verlor dabei vor lauter Pech auch noch das Gleichgewicht. Sofort begann ich mit meinen Armen zu rudern und konnte letzten Endes damit verhindern, dass mein Hinterteil Bekanntschaft mit dem Boden machte. Allerdings hatte ich zuvor einen Papierstapel in meinen Händen gehalten, der nun dank meiner Selbstrettung den Boden zu meinen Füßen bedeckte.

Gequält stieß ich ein Seufzen aus. Wie dumm konnte ich mich eigentlich anstellen? Zuerst war ich wieder einmal viel zu tief in Überlegungen zu einem Thema versunken, das schon viel zu viele Bereiche meines Lebens einnahm, dann rannte ich auch noch gegen irgendeinen unschuldigen Passanten und jetzt ließ ich es zu allem Übel auch noch Papier regnen. Ich schüttelte genervt meinen Kopf und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Doch ich beließ es bei einem erneuten Seufzen, ehe ich meinem Kollisionspartner eine Entschuldigung zu murmelte und peinlich berührt in die Knie ging, um die Blätter wieder aufzusammeln.

Mit glühenden Wangen versuchte ich die missbilligenden Blicke der vorbeigehenden Personen zu ignorieren, während ich hektisch nach den Dokumenten griff und mich selbst und meine Schusseligkeit verfluchte. Leise vor mich hin grummelnd wollte ich gerade nach einem weiteren Blatt greifen, als plötzlich jemand vor mir in die Knie ging und wortlos damit begann, mir beim Aufräumen zu helfen. Überrascht hielt ich mitten in der Bewegung inne und sah zu meinem Helferlein, das sich auch als den Menschen herausstellte, mit dem ich zuvor zusammengestoßen war.

With A Little Help From My Friends 2 - Heartbreak GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt