3. Das Interview

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Hand in Hand betraten Nico und ich das große, weiße Gebäude des Fernsehsenders, wo das angekündigte Interview stattfinden sollte.

Sobald wir durch die Tür kamen, schauten uns schon die freudigen Gesichter unserer sechs besten Freunden entgegen. Wir hatte uns seit drei Wochen nicht mehr gesehen, was für uns wirklich eine Seltenheit war, denn eigentlich hockten wir fast jeden Tag aufeinander.

Nicos Band gehörte zu einer der erfolgreichsten der ganze Welt. Die letzten vier Wochen hatten die Jungs sich eine kleine Pause gegönnt.

Die anderen drei Mitglieder der Boyband, saßen auf einem großen dunkelblauen Ecksofa.
Lilly hatte sich, mit ihrem Handy vor der Nase, in das sie gerade irgendetwas eintippte, auf den Schoss ihres Freundes Macon gesetzt, welcher mit ihren langen, fast schwarzen Haaren spielte. Er hob zur Begrüßung nur die Hand und Lilly lächelte uns freundlich zu.

Grace, meine beste Freundin, saß an der gegenüberliegenden Wand auf einem Tisch unter einem Fenster und redete auf ihren Freund, Daniel, ein. Als sie mich bemerkte sprang sie auf und wir fielen uns in die Arme. "Mädchen...", hörte man von Daniel und ich konnte mir gut vorstellen, wie er unter seinem blonden Haarschopf die Augen verdrehte und wir beide mussten anfangen zu kichern, während die Jungs beieinander einschlugen. 

Josh und Allison saßen einfach nur nebeneinander auf der Couch und musterten eher zurückhaltend das Geschehen um sich herum. Auch sie lächelten uns entgegen.

Wir alle hatten uns viel zu erzählen. Lilly und ich machten uns gerade über Macon's Flugangst lustig, als wir von einer ziemlich lauten Lautsprecher Stimme unterbrochen wurden:

"Flashlight wird innerhalb der nächsten paar Minuten in Raum Nr. 137 zur Maske gebeten und im Anschluss begeben sie sich bitte in Raum Nr. 135, Danke"

Seufzend erhob sich Nico neben mir, von seinem Platz auf dem Sofa, auf dem wir es uns gemütlich gemacht hatten.
"Na, dann mal los", sagte er unmotiviert, beugte sich noch einmal zu mir runter und gab mir einen schnellen Kuss.

Wir Mädels blieben alleine zurück und unterhielten uns über die letzten drei Wochen.

Grace erzählte, wie sie mit Daniel in Italien bei ihren Eltern zu Besuch gewesen war und dass sie jetzt überlegten sich dort ein Haus zu kaufen. Allison und Josh waren, genau wie Nico und ich, in London geblieben und Lilly und Macon hatten es sich in New York gut gehen lassen.

"Sag mal", meinte Allison jetzt an mich gewandt, "Gestern war die ganze Presse voll mit Berichten über dich und Nico, ist irgendwas passiert?"
Ich ließ einen genervten Seufzer hören und richtete mich dann wieder an meine Freundin "Nein, nein, bei uns ist alles gut! Wir sind gestern nur zusammen Essen gewesen und wurden auf dem Rückweg quasi von denen überfallen..."

Wir alle kannten und hassten dieses Gefühl, unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit zu stehen. Egal was du tust, sagst oder trägst, es war ein gefundenes Fressen für die PR.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als wieder die Stimme durch die Lautsprecher tönte:

"Lia Smith, Allison Cooper, Lilly Rupey und Grace Fiango werden, möglichst schnell, in Raum Nr. 135 gebeten, Danke "

Etwas verunsichert, machten wir uns auf den Weg durch die Tür, durch welche auch die Jungs den Raum verlassen hatten. Ein etwas gestresst wirkender Assistent, kam uns entgegen geeilt und lotste uns zum Raum Nr. 135.
Eine graue Tür mit einem Zettel mit der Aufschrift Flashlight, versicherte uns das wir richtig waren. Als wir rein kamen sahen wir einen großen, weiß gestrichenen Raum. An der einen Wand stand ein rotes Sofa, auf welchem die Jungs saßen und uns ein wenig perplex anstarrten.

Ihnen gegenüber auf einem cremefarbenen Drehstuhl saß eine Frau die sich uns als Jane vorstellte. Sie bedeutete uns auf dem Sofa platz zu nehmen, auf welches drei Kameras und ziemlich viele Licht Boxen gerichtet waren.

Die Jungs gestekulierten, dass wir uns zu ihnen setzten sollten. 

Ich setzte mich neben Nico auf das Sofa. Er legte sofort einen Arm um mich, zog mich zu sich ran und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. 

"Also", setzte Jane eine Erklärung an ,"wir haben uns gedacht, wenn sie doch alle schon hier sind, könnten wir ein Interview mit ihnen allen zusammen machen?! Natürlich nur wenn das für sie alle okay ist!"

Die Jungs schauten uns fragend an und wir stimmten, zwar etwas zögernd und verunsichert, zu. Wenn wir nunmal schon hier sind, dachte ich mir, was solls?
Schon ging es mit den Fragen los. Es waren die gleichen, wie bei jedem stinknormalen 0/8/15 Interview, wie zum Beispiel:

„Wie finden sie den Beruf ihres Freundes",
und
"Kommen sie gut damit klar?",
oder
„Werden sie mit auf die anstehende Tour kommen?",
und
Singen sie ihre eigenen Lieder mit, wenn sie im Auto sind mit?"
ganz ehrlich, wen interessierte so etwas bitte?

"Nun gut", setzte Jane an "das waren alle Fragen, aber wir haben auch noch eine Art Spiel vorbereitet und zwar folgendes: Wir haben hier vier verschiedene Pappschilder für jedes Paar vorbereitet. Ich werde Fragen stellen und sie halten das Schild mit den Namen des Pärchens hoch, welches am meisten auf diese Zutrifft. Alles Klar?"

Die Schilder wurden an uns ausgeteilt und schon ging es los. Diesmal waren nicht nur die langweiligen, sondern auch ziemlich ausgefallene und lustige Fragen dabei. Auf jeden von uns traf mal eine Aussage zu und wir mussten viel lachen.

"Kommen wir nun zur letzten Frage",meinte Jane und sah auf ihre Notizen."Wer von euch ist das anstrengendste Pärchen?!"
"Oh, das ist nicht schwer!", meinte Josh belustigt und hielt sein Schild mit der Aufschrift Nico & Lia hoch.

Lilly, Allison und Grace fingen an zu lachen, was auch nicht besser wurde als auch noch Macon und Daniel ihre Schilder mit meinem und Nico's Namen hoch hielten. Zur Kamera gewandt setzte Josh einen Erklärung für diese plötzliche Verschwörung gegen uns an.
"Passt auf. Es ist völlig egal, wo wir sind, wie viel Zeit wir noch haben oder was wir machen, ständig sind die beiden am kuscheln!!!".
Mein Freund sah gespielt empört zu seinen besten Freunden rüber und ich hatte, mehr belustigt als beleidigt, meine Unterlippe vorgeschoben.

"Das ist eine Unterstellung!", behauptete Nico, bevor er seinen Blick zu mir wandte und lächelte. Ich lächelte zurück und sein Gesicht näherte sich meinem, bis unsere Lippen sich schließlich trafen. 

Zum Spaß hielt er das Pappschild mit unseren Namen schützend vor unsere Gesichter, bis wir uns wieder voneinander lösten.

Eine halbe Stunde später hatten wir uns schon wieder Richtung Ausgang gemacht. Morgen früh würde um halb sechs ein Flieger für die Jungs nach Deutschland, Berlin gehen, da sie dort ihr nächstes Konzert geben würden. Alle freute sich darauf und ich sowieso, immerhin wäre ich endlich wieder Zuhause in Deutschland.

"Schatz, unser Taxi wartet draußen auf uns!", rief Daniel irgendwo hinter uns an Grace gerichtete. "Er wird wahrscheinlich eh die halbe Nacht nicht schlafen, weil er zu aufgeregt ist und mich dann auch noch wachhalten!", flüsterte sie mir zu, jedoch nicht leise genug, sodass Daniel sie hören konnte.

Ohne ein weiteres Wort, schnappte er sich seine kreischende
Freundin und warf sie sich über die Schulter. Nun stieß auch Nico zu uns und legte einen Arm um mich: "Und wir sollen das anstrengendste Pärchen sein?!", er schnaubte, "bereit nach Hause zu fahren?", fragte er mich und beobachtete wie Grace und Daniel vor uns herum blödelten...

The Flashlight in your EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt