34. Er braucht dich

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Ich schlug die Tür des Autos heftig hinter mit zu und schloss es ab.
Mit eiligen Schritten lief ich auf den Eingang des gelben Hauses zu und stieß die Tür mit meinem Fuß auf.

Ich war in dem Fitnessstudio, in welchem ich früher immer mit meiner Mutter gewesen bin.

Durch den Sport konnte ich mich abreagieren und einfach mal abschalten.

Nach einer Weile, kam jemand auf mich zu. Ich nahm die Person nicht wirklich wahr. Plötzlich zuckte ich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

Schnell zog ich mir die Kopfhörer aus meinen Ohren und sah in zwei blaue Augen, welche ich durchdringend anschauten.

"Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken, ich bin Ian, ich habe gerade Aufsicht und du solltest wirklich mal eine Pause machen", er grinste schief und musterte mich.

Ich nickte kurz. "Okay, danke", kurz fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare und sah dann nochmal zu ihm.
"Du bist neu hier oder?", fragte ich ihn. "Ja", Ian grinste mich kurz an.

"Und du bist?", fragte er vorsichtig, als ob er Angst habe, dass ich ihm nicht antworten würde.
"Lia", meinte ich lächelnd zu ihm und Ian fuhr sich einmal kurz über die kurzen Haare.

Er trug eine knielange, blaue Adidas Sporthose und ein graues T-shirt. Er sah gut aus, jedoch nicht ganz sooo gut wie Nico...
Okay stopp, unterbrach ich mich selber.
Nico hatte mich verletzt, sehr sogar. Es machte keinen Unterschied ob er gut aussah oder nicht.

Meine Beine schmerzten und ich griff mach meiner Wasserflasche.
Mein ganzer Körper tat weh, zum Glück hatte Ian mich darauf hingewiesen eine Pause zu machen, sonst hätte ich mich noch in den Tod trainiert.
Dieser stand immer noch neben meinem Laufband.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich ihn bestimmt.

"Ähm... Nein, sorry...also ich meine. Bis.... bis dann.", stotternd drehte er sich um und ging woeder zum Empfang.

Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher und checken kurz meine Nachrichten.

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Hi Li,
Ich weiß, was Nico gemacht hat ist schlimm aber versuch wenigstens ihm zu verzeihen.
Es geht ihm echt dreckig und er macht sich die ganze Zeit Vorwürfe.

Kann ich dich vielleicht mal anrufen?

Macon :)
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Seufzend ging ich auf Macon's Kontakt und rief ihn an. Fast sofort hob er ab.

"Li?", fragte er.
"Was?", gab ich bissig zurück.
"Ich weiß, dass es dir Scheiße geht, aber bitte, hör mir zu"
"Okay okay, was ist los?", ich konnte es nicht verhindern genervt zu klingen und es tat mir auch ehrlich leid, aber er erinnerte mich wieder an Nico.

"Nico geht es echt nicht gut. Er will die ganze Zeit nach London fliegen."
Wütend schnaubte ich.

"Du kannst ihm sagen, das er bleiben kann wo er ist. Anscheinend braucht er mich ja nicht um glücklich zu sein."
"Lia glaub mir er hat das nie gewollt, als er im Hotel ankam war er wirklich sturz betrunken. Er ist alles andere als glücklich."

Ich konnte ihm nicht antworten.

"Glaub mir er heult uns die ganze Zeit die Ohren voll, dass er nicht weiß wie er es wieder gut machen kann. Lia, er braucht dich."

"Er braucht mich? Macon, weißt du wie es sich anfühlt hier alleine zu sein? Immer mit dem Gedanken im Kopf dass dein Freund dich auf einem anderen Kontinent betrogen hat?", ich bemühte mich möglichst ruhig zu sprechen.

"Er liebt dich wirklich. Und eine Sache solltest du vielleicht noch wissen."
"Okay, ich bin ganz Ohr", meinte ich ironisch.

"Nico war an dem Abend sehr betrunken und konnte nicht mehr klar denken. Er war unglaublich zu und konnte kaum noch sprechen. Aber Melanie, sie war..."

Abrupt unterbrach ich ihn. "Was wahr mit ihr?"

"Sie war nüchtern und zwar total, nicht mahl angetrunken oder so..."

Mir fiel die Kinnlade runter. Sie war nüchtern gewesen und sie hatte gewusst das Nico mit mir zusammen war.
Melanie hätte ihn daran hindern müssen sie zu küssen oder ihre Hand zu halten.

"Ich weiß nicht ob es die ganze Sache besser oder schlimmer macht, aber ich fand du solltest es wissen.", Macon versuchte mich zu besänftigen.

"Er braucht dich wirklich Lia! Bitte denk darüber nach. Wir sehen uns", verabschiedete er sich.

"By Macon", sagte ich, legte auf und steckte mein Handy zurück in meine Sporttasche. Kurz fuhr ich mir übers Gesicht und seufzte.

Er braucht dich, diese Worte wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden.

Tja Nico, ich brauche dich aber nicht... Versuchte ich mir einzureden. Das es nicht so wahr, wusste ich jedoch selber.

Ich schnappte mir meine Tasche und machte mich in Richtung Ausgang.
Als ich an Ian am Tresen vorbei kam, hob er kurz die Hand zum Abschied.

"Bis dann", sagte ich knapp und wollte gerade durch die Tür nach draußen zum Parkplatz, als er mich mir einem Rufen aufhielt.

"Lia warte mal", überrascht drehte ich mich nochmal zu ihm um.
"Du hast ja schon erraten, dass ich neu hier bin." "Ja?", erwiderte ich fragend, "Also...?",

"Also...", setzte er eine Erklärung an, "brauche ich jemanden, der mir ein wenig die Gegend zeigt." Er sah mich unsicher an.

"Hör zu, ich würde dir wirklich gerne die Gegend zeigen, aber ich glaube, dass es nicht so gut ist mit mir in die Öffentlichkeit zu gehen."

"Wieso, bist du ein gesuchter Schwerverbrecher oder was?", fragte Ian belustigt und musterte mich dabei genau.

"Bist du doch nicht, oder?", fragte er etwas unsicher als ich ihm nicht antwortete.
"Um Gottes Willen nein!", sagte ich kopfschüttelnd. "Ich bin nur leider momentan nicht gerade beliebt da draußen"

"Okay, schade!", meinte Ian schließlich.
Augenzwinkernd gab er mir einen Zettel in die Hand.
"Man sieht sich immer zweimal!", sagte er noch, bevor er sich grinsend wieder hinter den Tresen stellte und sich an die hohen Holzlatten lehnte.

Ich drehte mich noch ein letztes mal um und winkte ihm zu, bevor ich das Fitnessstudio verließ.


The Flashlight in your EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt