45. Du musst kommen

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••Grace PoV••

"Ja mir geht's gut", antwortete Lia auf meine Frage.
Ja bestimmt, dachte ich mir, antwortete aber nicht.
Stumm las ich mein Buch weiter, während meine beste Freundin sich neben mir umdrehte und ihr Atem langsam ruhiger wurde, woraus ich schloss, das sie eingeschlafen war.

Nach etwa einer halben Stunde legte auch ich mein Buch weg und stand auf, um noch einmal kurz ins Bad zu gehen.

Man konnte meinen Babybauch nun mehr als deutlich erkennen. Ich machte mir schon einwenig Sorgen. Die Reaktion der Fans war gemischt gewesen.

Viele fanden es nicht unbedingt toll, dass Dan Vater werden würde. Viele freuten sich jedoch auch für uns, machten Namensvorschlöge oder schickten uns per Fanpost Klamotten und weitere Babysachen.

Ich griff nach meinem Handy, welches auf dem Waschbeckenrand lag und wählte Daniels Nummer.

Er hob fast sofort ab.
"Hallo?", fragte er.
Seine Stimme hörte sich fröhlich und offen an.
"Heyyyyy", sagte ich langezogen und musste grinsen.
"Gracie!", rief er ausgelassen und ich konnte ihn lachen hören, jedoch änderte sich seine Stimme schlagartig.

"Warte, wieso bist du noch wach? Ist alles in Ordnung?", er wirkte besorgt.
"Es ist erst 22.00 Uhr, es ist alles gut", ich musste mir ein lachen verkneifen.

"Daaaaahaaannn", flötete ich langezogen. "Ja? Was? Hier?", fragte er nervös.
"Ich war heute beim Artzt", setzte ich an, "uuuuuund", spannte ich ihn weiter auf die Folter.

"Oh man, komm schon! Dass kann nicht dein Ernst sein!", es machte ihn verrückt, dass ich ihm nichts sagte und dass wusste ich auch ganz genau.
"Naja", fuhr ich fort, "ich weiß jetzt was es wird."

"Was?", fragte er ungeduldig.
"Na das Baby, du Vogel!"
"Und?"
"Willst du es wirklich wissen?"
"Ja, natürlich will ich es wissen!"
"Sicher?"
"Grace!"
"Es wird ein Junge"
"Oh mein Gott! Grace dass ist... Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich freue mich.... es ist..... unbeschreiblich... Ich...Ich", stotterte er.

"Schon gut", unterbrach ich meinen Freund lächelnd.
"Ich liebe dich!", hörte ich ihn mit sanfter Stimme sagen.
"Ich liebe dich auch!"

"Grace?"
"Hmmmm?"
"Ich fühle nich schlecht!", sagte er mit leiser Stimme und sofort war mir das Lächeln wie aus dem Gesicht gewischt. "Wieso? Es ist doch alles gut"

"Weil ich nicht bei dir sein kann. Was bin ich eigentlich für ein Freund?", machte er sich weitere Vorwürfe.
"Oh Dan, du bist auf Tour, du lebst deinen Traum!"
"Ich lasse dich alleine!"

"Du lässt mich nicht alleine. Erstens bin ich glücklich, wenn du glücklich bist. Zweitens bin ich nicht alleine, die ganzen Mädels sind noch bei mir und drittens sehen wir und doch in eineinhalb Wochen wieder."

"Was ist wenn ich dir sagen würde dass ich nicht glücklich bin?", fragte er mit kleinlauter Stimme.
"Dann würde ich dir sagen, dass du es bist."
"Okay!"

"Ich muss jetzt auflegen, Soundchek!", sagte Dan nach einer Weile traurig.
"Bis dann, ich lieb dich."
"Ich liebe dich auch!"

•●•●•●•●•●•●•

"Wo warst du eigentlich gestern Abend noch", fragte ich Lia beim Frühstück und sie sah mich nachdenklich an.
Meine Freundin sah schon eindeutig besser aus, seitdem sie wieder in London war. Nur in ihren Augen konnte man noch die Angst und den Schmerz der vergangene Tage sehen.

"Ich war mit einem Freund einen Kaffee trinken.", murmelte sie.
"Mit einem Freund?", hakte ich vorsichtig nach.
"Ian", sagte sie mit leiser Stimme.
"Woher kennst du ihn?", fragte ich weiter.

Ich machte mir einwenig Sorgen, dass Lia sich irgendwie in etwas verrannte und sich mit einem fremden Typen einließ.

"Aus dem Fitnesstudio", erzählte sie weiter und kniff die Augen zusammen, "keine Sorge ich will nichts von ihm und er will auch nichts von mir. Wir sind nur Freunde!"

"Lia?", fragte ich sie ein wenig aufgeregt und sie schaute von ihrem Brötchen auf.
"Grace?", startete sie die Gegenfrage und sah mich erwartungsvoll an.
"Es wird ein Junge!", sagte ich hibbelig.
Kurz sah sie mich verwirrt an, doch dann wurde ihr Blick klarer und sanft.

"Grace das ist so toll. Ich freue mich sooo sehr für euch beide!", sie grinste mich freudig an und ich lächelte zurück.

Ich erzählte ihr davon, dass ich mir ziemliche Sorgen um Dan machte, da er sich die ganze zeit Vorwürfe machte.
Lia muntere mich so gut es ging auf, sie versicherte mir, dass alles gut werden würde und wir uns doch alle bald wieder sehen würden.

Ich bewunderte meine beste Freundin dafür wie sie, selbst wenn es ihr selber so schlecht ging, es schaffte andere aufzuheitern.
Ich nahm sie dankbar in den Arm und zusammen räumten wir die Küche noch auf.

"Also jetzt mal ernsthaft", setzte ich an, "wer ist dieser Ian?"
"Dieser Ian, ist ein wirklich guter Freund von mir.", erklärte Lia mir ernsthaft.
"Bist du dir sicher? Ich will wirklich nur dein Bestes!"
"Gracie", seufzte sie, "er sieht verdammt gut aus und ich kann echt gut mit ihm reden, aber er ist schwul, also mach dir keine Gedanken."

Mir fiel ein Stein vom Herzen und im nächsten Moment freute ich mich für sie, dass sie jemanden gefunden hatte mit dem sie reden konnte, außer mir natürlich.

Hoffentlich kamen da keine Missverständnisse auf...

In diesem Moment klingelte Lia's Handy. Als sie abnahm und kurz mit der Person am anderen Ende der Leitung sprach, wurden ihre Augen wieder glasig, wie so oft in den letzten Tagen.
Ich machte mir Sorgen um sie. Ich wusste, dass der einzige der ihr momentan wirklich helfen könnte Nico war.

Nachdem sie aufgelegt hatte, knallte sie ihr Telefon auf den Küchentisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Kurz rieb sie sich über die Augen und atmete einmal tief durch, bevor sie mich wieder ansah.
"Ich kann einfach nicht mehr!", brachte sie unter Tränen hervor und ich zog sie in meine Arme.

Nach etwa einer Stunde in der wir nur ferngesehen haben, war sie auf dem Sofa eingeschlafen und ich nahm mein Handy um Nico anzurufen.
Nach dem zweiten Versuch ihn, hob er schließlich ab.
"Ja", nuschelte er in den Hörer. Immerhin war es bei ihm gerade mal 4.00 Uhr.

"Nico, ich bin's Grace"
Langsam wurde seine Stimme wacher und er klang hellhörig.
"Ähh, ja hi, alles gut?"
"Nein", seufzte ich "eher nicht. Es geht um Lia"
"Wieso was ist mit ihr?"
"Ich weiß sie hat mir verboten es dir zu sagen, aber ich sehe einfach keinen anderen Weg mehr"

"Grace, was ist los?", er betonte jedes einzelne Wort.
"Nico, Lia's Schwester ist krank, sie hat Leukämie und liegt in Deutschland im Koma"
Man hörte am anderen Ende der Leitung wie Nico die Luft aus seinen Lungen ließ.

"Deswegen hat sie sich auch nie gemeldet", setzte ich meine Erklärung fort, "es geht ihr wirklich nicht gut!"
"Weiso hat sie mir nichts gesagt? Ich meine, ich wäre doch sofort gekommen und... Oh", jetzt Begriff er es.

"Ich sag es ja nur ungern", sagte ich bestimmt, "aber du musst kommen..."

The Flashlight in your EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt