54. Weihnachten

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Kalter Wind blies mir entgegen und ließ meine Haare, in welchen sich kleine Schneeflocken verfangen hatten, nach hinten wehen.

Vorgestern hatte es angefangen zu schneien. Heute an heilig Abend, oder momentan eher Morgen, setzte Frau Holle anscheinend nochmal so richtig einen drauf.

Alle Straßen, Bäume und Haus Dächer waren weiß bedeckt und zwischen den dunklen schweren Schneewolken schien vereinzelt sie Sonne hindurch.

Wir waren gerade auf dem Weihnachtsmarkt.
Die Ärzte hatten Sky tatsächlich erlaubt am Nachmittag nach Hause zu kommen.
Jetzt gerade war Marc bei ihr. Nico und ich waren sie zwei mal besuchen gegangen und sie sah schon um Meilen besser aus als beim Letzten mal.
Sie war noch nicht gesund, noch lange nicht.
Der Krebs war nach wie vor lebensbedrohlich, aber davon ließ sie sich nichts anmerken.
Die Chemotherapie hatte gerade erst begonnen und sie kämpfte sich wacker durch.

Nico lief neben mir durch den Schnee, an den vielen Ständen mit Essen oder Weihnachtsschmuck vorbei.
Unsere Hände waren ineinander verschränkt in meiner Jackentasche, da sie bei -4 C° warscheinlich abfrieren würden.

Mein kleiner Bruder sprang aufgeregt vor uns her. Immer wieder bleib er an Ständen mit Spielzeug stehen, spielte mit dem Schnee und kam wieder zu uns zurück.

Meine Eltern waren etwas hinter uns stehen geblieben, weil sie irgendwelche Bekannte getroffen hatten.

Jackson folgte und ebenfalls in einigem Abstand.
Noch hatte Nico keiner erkannt. Was einerseits daran lag das er eine winter Jacke, Mütze und einen Schal trug und andererseits, da bei diesen Temperaturen kaum jemand unterwegs war, nichtmahl an Weihnachten.

Plötzlich kam mein Bruder wieder zu uns zurück, blieb direkt vor mir stehen und schielte mich unter seiner Mütze durch an. "Lia, darf ich auf das Karussell?"
"Ja klar, warte kurz.", antwortete ich ihm.

Schnell half ich Ryan seine Handschuhe anzuziehen und zu dritt gingen wir auf das Karussell zu. Als wir an dem Kartenhäuschen an standen rüttelte auch Nico, wie ein kleines Kind, an meiner Hand.
"Babyyyyy?", fragte er langezogen, "darf ich auch Karussell fahren?"

Ich lächelte kurz belustigt und nickte dann. Seufzent kaufte ich zwei Karten.

"Arm!", hörte ich Ryans fordernde Stimme. Er stand vor Nico und streckte seine kleinen Arme nach meinem Freund aus.

Obwohl er eigentlich nicht verstand was mein kleiner Bruder wollte hob Nico ihn lächelnd auf seinen Arm und dieser schlang seine Arme um seinen Hals.
Ich beobachtete wie die beiden in das Karussell stiegen und machte ein paar Fotos.

Ryan hatte zwar auch zweieinhalb Jahre in England gelebt, aber er war damals noch sehr klein gewesen. Ein wenig englisch konnte er zwar immer noch, aber wenn er es sprechen sollte, kam eher eine Mischung aus deutsch und englisch raus.

Als die Fahrt fast zuende war, stießen meine Eltern zu mir.
"Wo hast du denn deinen Bruder gelassen?", fragte meine Mutter mich.
Mit dem Kopf deutete ich auf das, sich drehende, Karussell.

"Und deinen Freund?", fragte mein Vater weiter. Gespielt verzweifelt nickte ich mit dem Kopf wieder zum Karussell.

Meine Mutter zwinkerte mir amüsiert zu und ich musste anfangen zu lachen.

Als die beiden Jungs wieder kamen schlenderten wir weiter über den Weihnachtsmarkt. Irgendwann meinte Nico leise zu mir: "Lauf ruhig weiter, uns verfolgen zwei Mädchen mit Handy Kameras. Ich klär das schnell und komme dann hinter her."

Ich nickte und lief weiter neben meinen Eltern her, während Nico in die entgegengesetzte Richtung verschwand.
Kurz danach bleiben wir an einem Essensstand stehen.

The Flashlight in your EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt