The Flashlight in your Eyes

23. Anfrage

Als ich aufwachte, lag Grace noch neben mir und schlief.
Ich beobachtete kurz, wie sie friedlich vor sich hin schlummerte, bevor ich mein Handy in die Hand nahm.

Ich ging auf WhatsApp und klickte auf Nicos Chat.
Grinsend machte ich ein Bild von der schlafenden Grace und schickte es ihm. Pyjamerparty schrieb ich ihm mit einem Lach-Smiley noch dazu, bevor ich aufstand und ins Bad ging.

Ich duschte und machte mich fertig.
In der Küche suchte ich nach etwas Essbaren und fand eine Schachtel Müsli. Kurz darauf kam auch Grace in die Küche geschlurft und ließ sich gegenüber von mir nieder.

"Warum bist du schon wach?", fragte die mich verschlafen und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr.
"Keine Ahnung!", gähnte ich zurück und wir mussten beide lachen.
Ohne ein weiteres Wort, hielt ich ihr mein Handy mit ihrem Schlaf - Bild unter die Nase.
"An wen hast du das geschickt?", fragte sie mit aufgerissenen Augen und vollem Mund.
Sie schob sich ein weiteren Löffel meines Müslis in den Mund.
"Nico", antwortete ich grinsend.

Er hatte mir noch nicht zurück geschrieben. Schließlich ist es bei den Jungs in New York noch mitten in der Nacht.

"Was machst du heute noch so?", fragte Grace mich während sie sich einen eigene Schüssel und Milch aus dem Küchenschrank nahm und sich wieder zu mir setzte.

"Ich wollte so in der nächsten Stunde nach hause fahren", sagte ich vorsichtig, doch Grace nickte nur.
"Ich bin jetzt bald sowieso noch mit einer Freundin im Kino verabredet"

Ich lächelte ihr zu.
Während wir gemeinsam aßen unterhielten wir uns noch und machten aus, dass Grace heute Abend noch zu mir kommen wollte.
Wir beide wollten nicht alleine schlafen, also übernachtete Grace diese Nacht wohl bei mir.

Ich freute mich darauf, da wir uns wirklich super gut verstanden und das war eigentlich auch schon immer, seit er uns kannten, so gewesen.

Nachdem ich bei mir Zuhause meine Sachen wieder ordentlich weggepackt hatte, ließ ich mich aufs Sofa fallen und öffnete meine Laptop.
Auf meiner E-mail Seite, ging eine Anzeige mit Werbung auf. Ich wollte sie genervt wegklicken, kam jedoch auf den falschen Knopf und war im nächsten Moment auf der Klatsch Seite.

Als ich das Bild sah stockte mir der Atem und ich las mit gerunzelter Stirn die Überschrift.

Trennung von Nico J. (23, Flashlight) und Lia S. (22) ???

Nachdem der Nachwuchs Sänger vor einem Tag auf die große Satellite-Tour seiner Band geflogen ist, wurde seine Freundin mit einem Fremden an ihrer Haustür gesichtet.

Sie ließ ihn zwar nicht rein, aber die beiden wirkten sehr vertraut miteinander.

Ein Insider berichtete, dass die Beziehung von Lia und Nico in letzter Zeit sehr kompliziert gewesen sei und deswegen eine Trennung nicht auszuschließen wäre.
Noch ist es nicht offiziell, aber wir halten sie Augen offen!

Mit offenem Mund schaute ich auf das Bild, auf welchem ich zu sehen war, wie ich in unserer Haustür stand un mich mit Ashton unterhielt. Naja, was hieß unterhielt, eher stritt...

"Scheiße", fluchte ich leise und las mir den Text erneut durch.
Vor allem die Wörter
"mit einem Fremden","Trennung" und "Insider", stachen mir in Auge.

Ein Insider also, dachte ich mir, alles klar!

Es hatte schon öfters solche Texte über uns gegeben, aber nie mit solchen Bilder. Scheiß Paparazzis!

Ich klickte mich auf meine Twitter Seite und wie erwartet kamen hunderte Hass Kommentare.

"Du dumme, hässliche Schlampe, was fällt dir ein Nico zu betrügen?"

"Eigentlich mochte ich dich immer, aber das geht zu weit!"

"Stimmt das wirklich?!"

"Ich habe dich schon immer gehasst, jetzt kommt raus, das ich recht hatte! Du bist einfach nur hässlich, fett und hast es nicht verdient zu leben, schon gar nicht mit Nico!!!"

Fast minütlich kamen neue Kommentare und mir schossen die Tränen in die Augen.

Plötzlich wurde ich vom klingeln meines Handys von dem Laptop auf meinem Schoss abgelenkt.
Nico las ich auf dem Display.

"Hallo?"
"Hey Prinzessin, ich habe schon gesehen was passiert ist, Macon hat mich eben deswegen geweckt."
"Oh", mehr konnte ich im Moment einfach nicht dazu sagen.
"Es tut mir unglaublich leid", fuhr Nico fort "aber wir schaffen das schon!"
"Nico, was diese Leute da schreiben ist mir völlig egal, aber warst du mal auf meiner Twitter Seite?"
Es herrschte kurz schweigen am anderen Ende der Leitung.
"Oh mein Gott", hörte man es schließlich von Nico. "Das könne die doch nicht machen!!!",
"Doch können sie! Siehst du doch", gab ich zurück und spürte, wie mir wieder die Tränen in den Augen brannten.

"Also sowas sind doch keine Fans oder? Das ist einfach nur krank!" Regte Nico sich auf.

Ich fuhr mir mit meiner freien Hand übers Gesicht und seufzte.
"Das wird schon wieder!", sagte ich mehr um mir selbst Hoffnung zu machen, als zu Nico.
"Wenn du meinst..." Nico klang angespannt und wütend.
"Ach komm, mach dir keine Sorgen, leg dich nochmal hin und schlaf noch eine Runde, wenn es was neues gibt, sag ich dir Bescheid!"
"Ich liebe dich", hörte ich Nicos Stimme durch den Hörer. Seine Worte zauberten mir ein trauriges Lächeln auf die Lippen.
"Ich dich auch!"

Nachdem ich aufgelegt hatte, klickte ich mich aus meiner Twitter Seite wieder auf meine E-mail Adresse.

Über die Hälfte meiner verpassten Nachrichten waren nur Werbung und anderer Müll. Dann hatte ich noch eine etwas ältere meiner Mutter, zwei Interview Anfragen, welche ich beide löschte und eine Nachricht, dessen Absender ich nicht kannte.

Neugierig klickte ich auf die E-mail.

An:@LiaSmith
Von: @H&M

Sehr geehrte Mrs Smith,
Wir haben schon mehrere Ihrer Arbeiten als Model gesehen und sind von ihnen mehr als begeistert!
Wir machen Ihnen ein Angebot, in unserer nächsten Werbekampagne als Model mitzuwirken.
Wir würden einer Mitteilung Ihrerseits sehr begrüßen und freuen uns auf die, hoffentlich, zukünftige Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Mr. Claß & ihr H&M Team

Ich wollte am liebsten losschreien, als ich diese Nachricht las. Ich meine, wir sprachen hier von H&M!
Ich hatte immer mal wieder kleinere Model Aufträge gehabt, aber H&M war eine riesige Chance.

Augenblicklich hatte ich den Artikel über Ashton und mich vergessen.

Mit zitternden Fingern antwortete ich, dass ich auf jeden Fall sehr erfreut über die Anfrage war und gerne zusagte.

Mr. Claß antwortete mir beinahe sofort mit Termin und Uhrzeit:
Übermorgen, um 10.00 Uhr