Oh mein Gott!

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Eilig gehe ich an den Bäumen entlang bis hinunter ans Seeufer, dorthin, wo wir vorhin im Wasser geplantscht habe, doch hier ist Mel auch nicht. Ich gehe noch ein Stück weiter, denn im dichten Schilf, das hier wächst habe ich eine Lücke entdeckt.

Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Es ist ziemlich Matschig und ich sinke bei jedem Schritt tiefer in den Morast ein. Langsam bahne ich mir einen Weg durch das Schilf und fast wäre ich gestolpert, als mein Fuß an etwas hartem hängen bleibt.

OH Gott!

Mein Herz bleibt erst stehen, dann beginnt es zu rasen.

>>Au, verdammt!<< stöhne ich schimpfend. >>FUCK!<<

Was ist das? Ich beuge mich nach unten und fürchte schon Mel's toten Körper hier im Schlamm gefunden zu haben, als meine Hände etwas festes Berühren. Es ist hart und unnachgiebig. Definitiv kein Mensch.

Erleichtert atme ich auf.

Es fühlt sich kantig an, feucht und glibschig. Angeekelt ziehe ich die Hände zurück. >>Ihh ! << Quietsche ich leise und schüttle meine Hände um das widerliche Gefühl zu vertreiben, dann balle ich sie zu Fäusten.

>>Bäh, Ihh.. ihhh..! << ich kann mich kaum beruhigen. Als ich jedoch dumpfe Schritte höre, verstumme ich augenblicklich. Es klingt als würde jemand über Holzdielen gehen, dann raschelt es im Schilf vor mir und nur Sekunden später schiebt sich eine dunkle Gestalt auf mich zu.

Und schon sehe ich wie sich der Mörder auf mich stürzt, mich in Stücke hackt, mir die Kehle durchschneidet oder sonst irgendwas schreckliches mit mir anstellt. Etwas so schreckliches, was normalerweise immer nur in Filmen passiert und was ich nie erleben möchte.

Meine Fantasie spielt vollkommen verrückt. Zeigt mir all die schrecklichen Bilder, die ich irgendwann einmal in Filmen gesehen oder in Büchern gelesen habe.
Das blanke Entsetzt packt mich. Ich möchte um Hilfe schreien, wegrennen, mich im Hintersten Winkel des Waldes verstecken,  als...


Mel schimpfend aus den Schatten auftaucht.

>>Gott Mia!<< zetert sie. >>Musst du mich so erschrecken!<<
Ich bin völlig verdattert, sprachlos. >>Wa..., Ich... Du...<< stammele ich.
Krampfhaft schlucke ich meine Angst hinunter, jetzt wo ich weiß, das mich niemand umbringen, vergewaltigen oder verschleppen wird. Ich atme tief durch, dann habe ich mich soweit gefasst, das ich einen Zusammenhängenden Satz formulieren kann.
>>Ich habe dich erschreckt? << aufgeregt funkele ich sie an. >>Mel ich bin gerade gestorben vor Angst! Ich habe überall nach dir gesucht! Und dann stolpere ich hier über son Dings und ich dachte schon ich hätte deine Leiche gefunden!<< schreie ich aufgebracht, wobei ich nicht wütend sondern unheimlich erleichtert bin Mel lebend vor mir stehe zu sehen.
Ich sehe wie sich ihre Augen ein wenig weiten, dann verschließt sich ihr Gesicht wieder und sie schaut mich irgendwie finster an.
>>Na, jetzt hast du mich ja gefunden!<< sagt sie kurz angebunden.
>>Ist das alles was du dazu sagt? << Will ich wissen.
>>Ja! Reicht doch wohl!<<  
Verdutzt schaue ich sie an. Warum ist sie so Zickig, so kenne ich sie gar nicht.
Sie steht mit verschränkten Armen vor mir, den Blick stur nach vorn gerichtet.
>>Mel, willst du mir nicht sagen , was eigentlich los ist?<< zögernd strecke ich ihr eine Hand entgegen, doch sie weicht mir aus und ergreift zügig die Flucht.
Mit großen schritten Folge ich ihr. So leicht kommt sie mir nicht davon.
>>Mel!<< rufe ich ihr hinter her. >>Jetzt warte doch!<< und werde noch ein bisschen schneller. Genau wie sie.
Sie rennt schon fast. Sie geht so schnell, das wir im nu bei den Bäumen sind. Sie taucht in die Dunkelheit ein sucht sich zielstrebig ihren weg.
Langsam reicht es mir, wo will sie nur hin? Und vor allem was ist los mit ihr!
Warum läuft sie vor mir weg?
Wir sind schon so weit gegangen, das weder die Lichtung, das Haus noch das Feuer mehr zu sehen sind und auch die Laute Musik und die gut gelaunten Stimmer der Anderen kann ich nicht mehr hören.
Mir wird ganz schön mulmig. Ich will nicht allein in diesem unheimlichen Wald bleiben, deshalb fange ich an zu rennen. Ich renne so schnell ich kann, damit Mel mich nicht abschütteln kann und dann habe ich sie endlich erreicht, ich packe sie am Arm und halte sie fest.
>>Las mich los!<< schreit sie aufgebracht.
>>Nein!<< schreie ich genauso aufgebracht zurück. >>Du sagst mir jetzt was los ist!<<

Wutentbrannt starrt sie mich an.
>>Kannst du dir das nicht denken!<<
>>Nein! Kann ich nicht!<<
>>Man, wie kann man nur so blöd sein!<<
>>Mel, jetzt komm mal auf den Punkt. Wovon redest du?<<
Wir sind beide so wütend, das wir uns immer noch anschreien und dann platzt es aus ihr heraus.

>>Jason!<< schwer atmend steht sie da. die Hände zu Fäusten geballt. >>Du hast ihn geschlagen!<<
>>Ja und!<< will ich aufgebracht wissen, >>Er hat es verdient!<<
>>Nein hat er nicht!<< verteidigt sie ihn.
>>Ach dann findest du es also richtig, das er mich Baby nennt und sagt, das ich verklemmt bin. Eine Alte Jungfer nicht zu vergessen!<< Ich hatte mir zwar schon fast gedacht, das Mel ein bisschen böse wegen der Sache sein würde, aber das sie so aus tickt, damit hätte ich nicht gerechnet. Sie muss mehr für ihn empfinden, als mir klar war. 
>>Nein! Finde ich nicht! Aber trotzdem hättest du nicht auf ihn losgehen dürfen.<<
Äh, hallo, merkt sie eigentlich noch was?
>>Ihm ist doch nichts passiert! Außerdem ist ein Arschloch!<<
>>Ist er gar nicht! Er ist voll süß und total nett!<<
>>Ja, zu dir vielleicht! Aber mich kann er nicht ausstehen! Ist dir eigentlich mal aufgefallen, wie er mich ansieht?<< beschämt senkt sie die Augen, ist aber noch nicht bereit nachzugeben, genauso wenig wie ich.  >>Als wäre ich ein dämlicher, stinkender Haufen Hundescheiße, der an seinem Schuh klebt! Ich habe mir das schon viel zu lange von ihm gefallen lassen, jetzt ist Schluss damit!<<

>>Mia!<< schreit sie >>Wenn du ihn nicht in ruhe lässt, sind wir längste zeit Freundinnen gewesen!<<
Und dann sage ich etwas worauf ich bis heute nicht stolz bin, das könnt ihr mir glauben.
>>Was glaubst du eigentlich wer du bist! Glaubst du, nur  weil er dich einmal geküsst hat bist du was besonderes?<< frage ich. Erwarte aber keine Antwort >>Glaubst du, das es ihm ernst mit dir ist. Ausgerechnet mit dir? Er knutscht doch mit jeder notgeilen, dahergelaufenen, naiven... >>Ich hole tief luft, weil mir diese ausgegangen ist, dann mache ich weiter. >>Nutte rum, die ihn ran lässt!<<
Schwer atmend stehe ich da und starre Mel an, die den Tränen nahe ist. Ich warte darauf, das sie etwas sagt, mich anschreit oder sogar auf mich losgeht, aber das tut sie nicht.
Stattdessen rollen die ersten Tropfen über ihre Wangen.
>>Glaubst du nicht, das mir das klar ist? << flüstert sie. >>Denkst du ich weiß nicht, das er ein Player ist, ein Herzensbrecher. Ein Playboy. << jetzt fließen ihre Tränen richtig und ich kann sie kaum verstehen, als sie fortfährt.
>>Ich weiß auch, das ich nicht gut genug, nichts besonderes, für ihn bin.<< dann ist sie still.
Auch ich bin still. Das hier ist meine Freundin, meine Beste Freundin, vielleicht sogar meine einzige Freundin, die hier in tränen aufgelöst vor mir steht. Und ich bin schuld.
Langsam mache ich einen schritt auf sie zu. >>Mel, << setzte ich an und hebe die Arme um sie zu trösten, doch sie weicht mir aus.
>>Nein! Mia! Nichts Mel! << schleudert sie mir entgegen und schiebt meine Arme weg. >>Geh einfach! Ich will dich nicht mehr sehen!<<

Ich bin wie gelähmt und kann mich nicht rühren.

>>Geh!<< schreit sie mich an, doch als ich immer noch keine Anstalten mache zu verschwinden, stürmt sie aufgebracht an mir vorbei, wobei sie mich beinahe zu Boden stößt.

Und dieses Mal folge ich ihr nicht. Dieses mal bleibe ich einfach hier stehen und sehe ihr nach, bis ich sie nicht mehr sehen kann.
Oh, Gott, was habe ich getan!
Warum konnte ich nicht den Mund halten und mich einfach bei ihr entschuldigen?
Verdammt!
Warum habe ich ihr all diese schlimmen Dinge gesagt, die zwar wahr sind und die sie auch weiß, aber die sie nicht von ihrer Freundin hören wollte.
Außerdem war nicht alles wahr was wir gesagt haben, denn sie ist etwas Besonderes und sie ist viel zu gut für ihn. Und ich wünschte, so sehr ich ihn auch verabscheue, das er es ernst mit ihr meinen würde und das er sie genauso liebt, so wie sie ihn.















✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt