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Skilaufen

Der Mittwoch begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem blauen Himmel. Doch da es gestern den ganzen Tag geschneit hat liegt eine bestimmt zwanzig Zentimeter dicke Neuschneedecke auf den Wegen, die eine gemütliche Joggingrunde unmöglich machen. Außerdem ist June auch noch nicht wieder fit genug um zu laufen, so dass mir auch heute Zeit genug zum ausschlafen bleibt.

Der Weg in die Mensa, auf dem wir Alex begegnen, fühlt sich für mich so an, als würde ich meiner eigenen Hinrichtung entgegengehen, doch trotzdem mache ich gute Miene zum bösen Spiel und bemühe mich, nicht schnellstmöglich das Weite zu suchen.

Der Raum ist schon ziemlich voll, als wir durch die Tür treten und ohne nachzudenken tue ich, was ich immer tue. Ich werfe einen Blick hinüber zu dem Tisch, an dem Ian sitz und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als sich wie zufällig unsere Blicke treffen.

Schnell wende ich mich ab und konzentriere mich auf Alex, die mir fragend ein Brötchen entgegen hält.

"Nein, danke. Ich nehme eins mit Kürbiskernen." sage ich in Gedanken versunken, ohne darüber nachzudenken, dass das Ians Lieblingsbrötchen sind.

Doch da Alex mir bereits eines der Teile auf meinen Teller gelegt hat, belasse ich es dabei und lege auch noch meinen Lieblingskäse und eine kleine Packung Frischkäse dazu, dann gehen wir gemeinsam an unseren Tisch.

Erneut setzte ich mich so hin, dass ich nicht zu Ian schauen muss. Das erleichtert die Sache etwas. Und was auch nicht schlecht ist, ist die enorme Lautstärke an diesem Morgen, denn so kann ich auch seine und Emmas Stimme nicht hören.

"Habt ihr schon gehört, was wir heute im Sportunterricht machen?" fragt Felix mit leuchtenden Augen, als er zu uns an den Tisch kommt und sich neben mich setzt.

"Ne, was denn?" täusche ich Interesse vor.

"Wir gehen Skilanglaufen!" sagt er begeistert. "Hab ich gerade am Schwarzen Brett gelesen."

"Wirklich?!" verdutzt schaue ich ihn an. Das kann ja mal interessant werden. "Ich bin noch nie Ski gelaufen."

"Nicht?! Das macht echt Spaß! Aber Abfahrtski ist viel besser als Langlaufen." wirft Joris ein.

"Und wie machen die das mit den Skiern?" überlege ich laut. "Brauchen wir eigene? Oder wie läuft das?"

"Ne, die Schule hat einen Satz da. Es reicht zwar nicht für alle auf einmal, aber für zwei oder drei Klassen habe sie schon genug." erklärt Felix. "Allerdings nur, wenn nicht alle die gleiche Schuhgröße haben." fügt er lachend hinzu.

Auch ich muss bei dem Gedanken schmunzeln, doch kehrt schnell dieses mulmige Gefühl in meinen Bauch zurück, als mir ein vertrauter Geruch in die Nase steigt.

Schnell halte ich für einen Moment die Luft an und stecke meine Nase in meine Kaffetasse um den Duft zu vertreiben, aber es hilft alles nichts. Die Erinnerung, die dieser Geruch auslöst legt sich wie Blei auf meine Seele, so dass ich die nächsten Minuten alle Händevoll zu tun habe, die Tränen zurück zu halten. Denn dieser herrliche, verführerische und doch so verbotene Duft, gehört zu keinem Anderen als Ian, der dicht an uns vorbeikommt, als er den Speisesaal verlässt.

Als es endlich zur Stunde klingelt bin ich beinahe erleichtert. Gemeinsam mit Joris und Alex bringe ich die Deutschstunde hinter mich. Im Anschluss haben wir Sport, den wir ja draußen haben und so trenne wir uns von Joris, um unsere Jacken und Handschuhe und so zu holen.

"Wart mal kurz." bittet Alex, als wir an der Toilette vorbeikommen. "Bin gleich wieder da. Besser ich geh jetzt noch mal, bevor ich erst meine Schneehose und so anhabe."