Wohltätigkeit, was fürn Scheiß!

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Als wir endlich im Internat ankommen ist es schon stockdunkel. Selbst die meisten Fenster starren uns finster entgegen.

Ist ja auch kein Wunder, denn viele Schüler werden erst morgen aus den Ferien zurück kommen.

Einzig die Beleuchtung des Brunnens und die Laternen, die die Treppe erhellen spenden etwas Licht.

"Danke!" ich nehme Marvin meine Tasche ab und hieve sie auf meine Schulter, dann winke ich ihm zu und gehe mit Alex und Felix die Treppe hinauf.

Als ich durch die große Tür ins Innere gehe, fühle ich mich fast, als würde ich nach Hause kommen.

Beinahe drei Monate habe ich fast nichts anderes Gesehen als dieses herrliche Gebäude, mit seinen hohen Decken, den hellen, freundlichen Wänden und den wunderschönen kristallenen Leuchtern überall.

An der Treppe verabschieden wir uns von Felix und gehen zu unseren Zimmern.

"Bis Morgenfrüh." verabschiede ich mich von Alex, als sie nach rechts zu ihrem Zimmer abbiegt.

"Ich hol dich um acht zum Frühstück ab, ja?" fragt sie gähnend.

Auch ich muss gähnen und nicke ihr zu.

"Ja, acht ist gut. Schlaf schön."

"Du auch." sagt sie noch, dann gehen wir unserer Wege.

Vor meinem Zimmer halte ich kurz inne. Ob alles noch so ist wie vor zwei Wochen?

Aber warum sollte es auch nicht so sein?

Nicht hier hat sich alles verändert. Sondern ich habe mich verändert. Mein Gefühl für diesen Ort hat sich geändert, denn als ich das letzte Mal hier her kam, da wollte ich hier nicht sein. Aber jetzt ist es anders!

Ich freue mich richtig hier her zurück zu kommen. In dieses Zimmer, zu diesem Ort. Es hat sich so viel verändert.

Langsam öffne ich die Tür und betrete den dunklen Raum.

Als ich den Lichtschalter betätige werde ich jäh geblendet, doch die Blindheit ist nur von kurzer Dauer, dann erfüllt mich der Anblick des blau, weiß eingerichteten Zimmers mit Ruhe und Frieden.

Ich schmeiße meine Tasche aufs Bett und stelle mich ans Fenster, dann schaue ich auf den See hinaus. Ich sehe wie sich der Mond darin spiegelt und kann es gar nicht erwarten wieder meine runde im Morgengrauen zu drehen.

Damit ich auch auf keinen Fall verschlafe, stelle ich meinen Wecker auf halb sieben, wobei ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

Ich bin echt verrückt. Wie kann ich an meinem letzten Ferientag freiwillig nur so früh aufstehen?

Eilig packe ich meine Sachen in den Schrank, dann gehe ich noch mal Raus.

Die Nacht ist einfach viel zu schön, um sie zu verpassen.

Leise gehe ich den Flur entlang ins Kaminzimmer, von dort hinaus in den Garten.

Vor mir liegt der See. Und ein riesiger Vollmond spiegelt sich auf der glatten Wasserfläche. Hin und wieder weht ein leichter Wind durch die stille Nacht und lässt kleine Wellen gegen das Ufer plätschern und den Mond im See verschwimmen.

Langsam gehe ich am Ufer entlang und genieße die Ruhe und den Frieden, die dieses Bild in mir auslösen.

An einer Stelle, wo ich ungehindert auf den See Blicken kann bleibe ich stehen und schließe für einen Moment die Augen. Atme Ruhig ein und aus und spüre wie die Anspannung von mir abfällt.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt