Wörter Essen

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"Wir sehen uns dann im Unterricht." sagt June noch, bevor sie unsere Tabletts aufeinanderstapelt und aufsteht. Doch als ich nach wie vor dumm in der Gegend herum stehe fügt sie genervt hinzu. "Nun geh schon. Du hast nicht ewig Zeit, oder hast du vergessen, dass es gleich klingelt."

"Ich geh ja schon." sage ich und verdrehe die Augen, dann schließe ich die Hand fest um den Zuckerstreuer und gehe mit weichen Knien zu ihm hinüber.

Hoffentlich hat June recht. Nicht dass er tatsächlich nur den Zucker wiederhaben will.

"Hier." unsicher, was ich tun soll, stelle ich den Glasbehälter einfach neben ihn auf den Tisch.

"Danke." Ian sieht mich nachdenklich an, dann sagt er einladend. "Möchtest du dich noch einen Moment zu mir setzten?"

"Sicher!" platzt es mir überrascht heraus. Gott! Wie peinlich.

"Ich mein...ähm, ja, warum nicht." langsam umrunde ich den Tisch und setzte mich ihm gegenüber. "Wo ist denn dein Freund hin?" frage ich, weil mir gerade nichts anderes einfällt.

"Weg." kurz flackert es verärgert in seinem Gesicht auf, doch dann verbirgt er seinen Unmut.

"Ähm, ja, das sehe ich." verunsichert, was sein Verhalten zu bedeuten hat streiche ich unter dem Tisch über mein Bein.

"Aber wenn du willst, dann kann ich ihn wieder herholen. Wenn ich dir nicht genug bin."

"Wa... Nein! Ich meine... das brauchst du nicht... ich bin ja froh, dass er weg ist...!Oh...ich... ich mein..." vor Verlegenheit laufe ich rot an. Man! Hab ich das echt gesagt?! "Ich wollte nicht sagen, dass ich ihn nicht mag oder so..., ich mein, ich kenn ihn ja nicht, also ist es mir egal, wo er ist... ich hatte mich nur gewundert, das er weg ist... also... mehr nicht." stammele ich eine Erklärung.

"Willst du?" Ian schiebt mir sein volles Tablett zu.

Was hat denn das jetzt zu bedeuten? Dieser Plötzliche Themenwechsel.

"Nein Danke. Ich hatte genug." verwirrt schaue ich ihn an. Warum holt er sich so viel zu Essen, wenn er es dann doch nicht isst? Dabei hat er es bitter nötig. Er sieht Müde aus. Unter seinen Augen sind dunkle Schatten und sein Gesicht sieht viel kantiger aus als ich es in Erinnerung habe. "Willst du denn nichts essen?"

Ausweichend zuckt er mir der Schulter, dann sagt er knapp, "Keinen Hunger."

"Du hast doch noch gar nichts gegessen."

"Genau wie du."

"Doch. Hab ich." wiederspreche ich, dabei hat er recht, denn meinen Joghurt hat June eben mit weggebracht, nur woher weiß er das?

"Okay, wie du meinst." sagt er brummig und schiebt das Essen beiseite.

Puhh... ist er aber anstrengend. Aber vielleicht taut er ja auf, wenn ich ihm zu liebe etwas esse. Und ob er dann vielleicht auch...?

"Warte. Ich glaub, ich möchte doch noch was." unterbreche ich ihn in seiner Bewegung.

Kurz huscht ein Lächeln über sein Gesicht, doch es ist so schnell wieder verschwunden, dass ich fast daran zweifele es gesehen zu haben.

Nachdenklich betrachte ich die Auswahl, dann entscheide ich mich für ein Brötchen mit Sonnblumenkernen und eine Scheibe Käse.

Ich liebe Käse und er diese Brötchen, also ein super Kompromiss. Ich teile das belegte Brötchen in zwei Hälften, dann schiebe ich ihm den Teller zu.

"Iss." fordere ich ihn bestimmt auf, und schaue ihm fest in die Augen. Kurz schaut er mich verwundert an, doch dann greift er zögernd zu, beißt aber erst in das Brötchen, als ich es auch tue. Eine Zeit lang sitzen wir schweigend beieinander und essen, als es auch schon zur Stunde läutet.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt