Ein langer Nachmittag

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Mit jedem Schritt, den ich Richtung Wohnzimmer mache, werde ich unruhiger. Schlägt mein Herz heftiger, werden meine Bewegungen zögerlicher.

"Du schaffst das, Mia." sagt Ian zuversichtlich und drückt kurz meine Schulter, dann lässt er mich wieder los.

Ich weiß nicht, ob er recht hat, aber wenn ich es nicht wenigstens versuche, werde ich es wohl nie herausfinden. Also reiße ich mich zusammen, straffe die Schultern und hebe den Kopf. Ich bringe die Letzten Meter bis ins Wohnzimmer hinter mich, wo Mara und Pascal noch immer auf mich warten.

Auch Page ist da und Peter. Sie sitzen um den Couchtisch herum, trinken Kaffee und unterhalten sich.

Als Page mich sieht, lächelt sie mich unsicher an und steht auf.

"Willst du dich nicht zu uns setzen?" bietet sie an.

Auch Mara steht auf und will auf mich zukommen, doch Pascale hält sie zurück. "Lass ihr Zeit." höre ich ihn sagen.

Langsam gehe ich um das Sofa herum, bis zu einem Freien Sessel, auf den ich mich setzte.

"Möchtest du etwas trinken?" will Ian wissen.

"Einen Kaffee bitte und ein Glas O-Saft, wenn welcher da ist, sonst nur Kaffee." sage ich dankbar.

"Und was ist mit einem Stück Kuchen oder einem Apfel? Irgendetwas?"

"Nein danke, ich hab keinen Hunger." versichere ich ihm, doch als mir der besorgte Blick auffällt, der kurz über sein Gesicht huscht, füge ich noch. "Ich hab schon in der Stadt mit Felix gegessen." hinzu.

"Okay." Ian verschwindet kurz in der Küche und kommt dann mit zwei Tassen, einer Thermoskanne und einem Glas Saft zurück. Den Saft drückt er mir in die Hand, doch die Tassen stellt er auf den Tisch und schenkt duftenden Kaffee in unsere Tassen.

"Möchten sie auch noch etwas?" bietet er höflich meinen Eltern an.

"Für mich nicht, Danke." lehnt Mara ab. "Ich hatte schon zu viel davon."

"Möchten sie vielleicht etwas Anderes? Saft? Wasser?"

"Ein Wasser wäre toll." sie lächelt ihn dankbar an.

"Und für Sie? Kaffee? Oder auch lieber etwas anderes?" wendet er sich nun an Pascal.

"Ich nehm den Kaffee. Bitte"

Nach dem Ian meinen und auch seinen Eltern nachgeschenkt und das Wasser für Mara aus der Küche geholt hat, setzt er sich mit seinem Kaffee neben mich auf die Lehne des Sessels.

Betretenes Schweigen senkt sich über uns. Nachdenklich nippe ich an meinem Saft, bis das Glas leer ist, dann greife ich nach dem Kaffee, an dem ich mir meine Kalten Finger wärme.

"Wie geht es dir?" frage ich die Kaffeetasse in meiner Hand, dann schaue ich schnell zu Mara, die eine Hand auf ihren Bauch gelegt hat.

"Ganz gut. Mir ist nicht mehr schlecht." sagt sie leise, "Und dir?"

"Grad nicht so berauschend." diesmal huscht mein Blick zu Ian, der mich aufmunternd ansieht. Das wird schon scheint er mir sagen zu wollen.

Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich ihm das glauben soll.

Für den Moment jedoch muss ich die Sorgen um ihn, um uns, beiseiteschieben und mich meinen Eltern und der Wahrheit stellen, die sie mir vermitteln wollen.

Als ich erneut zu Mara und Pascale schaue, sehe ich wie die beiden einen Blick tauschen, dann sagt Mara bedauernd. "Es tut mir leid, Mia, das wir dir nicht früher von der Adoption erzählt haben." traurig seufzt sie auf. "Wir wollten schon längst mit dir darüber reden, aber irgendwie hat sich nie eine Gelegenheit ergeben. Vor zwei Jahren, waren wir dann kurz davor, doch dann hast du dich so verändert und wir haben es nicht mehr übers Herz gebracht, weil wir dachten, das du uns dann ganz entgleitest." erklärt sie mir.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt