Wieder ein Wochenende allein

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Mir ist heute nicht nach Gesellschaft, deshalb höre ich zu spielen auf und drehe mich unwillig dem Störenfried zu, um ihn aus dem Raum zu schicken, doch als Ian leise >>Ich wollte nicht stören. << murmelt und sich zum gehen wendet, ist meine schlechte Laune augenblicklich verflogen.

>>Du störst nicht. << sage ich eilig und mit klopfendem Herzen. Seit dem letzten Wochenende habe ich nicht mehr mit ihm geredet. Das letzte was ich ihm an den Kopf geworfen habe ist, dass es ihm egal wäre, wie es mir geht.

Längst bereue ich diese unbedachten Worte, doch ich weiß nicht wie ich mich bei ihm entschuldigen soll.

Die Hand auf der Türklinke steht er eine Moment unsicher da, doch dann dreht Ian sich langsam zu mir um und kommt auf mich zu.

Vor Aufregung beginnt mein Herz noch schneller zu schlagen und schlägt unruhige Purzelbaume in meiner Brust.

>>Darf ich?<< er deutet unsicher auf einen Stuhl, der ganz nah bei mir steht und doch wieder zu weit weg, als das er mir auch nur ansatzweise nahe wäre.

Mit großen Augen nicke ich ihm bestätigend zu.

>>Bitte, spiel für mich.<< sagt er traurig.

>>Bist du sicher? Ich meine...<< ich bin nicht sicher, was er hier macht. Alles hier muss ihn an seine Mutter erinnern. Der Flügel, die Musik und sogar ich, denn obwohl ich wieder regelmäßig esse bin ich noch immer viel zu dünn. Meine Schlüsselbeine sind deutlich unter meinen T-Shirt zu sehen und auch wenn er sie nicht sehen kann, so weiß ich doch, dass jede einzelne Rippe aus meiner Brustkorb heraussteht.

Trotzdem nickt er. Auch wenn er beinahe ängstlich aussieht.

Nachdenklich schaue ich ihn an, dann drehe ich mich um.

>>Wenn..., dann..., sag einfach, wenn es dir zu viel wird okay?<< bitte ich ihn.

>>Spiel einfach, Engelchen. << sagt er sanft. Als ich ihm über die Schulter einen Blick zuwerfe sehe ich, wie er lächelt.

Und dann spiele ich.

Für ihn.

Für uns.

Weil uns die Musik verbindet.

Weil ich gern spiele und weil ich weiß, dass er die Musik mit seiner Mutter verbindet, an Tage, als es ihr noch gut ging und als er Glücklich war.

Ich erinnere mich daran, wie er mir erzählt hat, das er als kleines Kind mit dem Kopf auf dem Schoß seiner Mutter lag und der Musik lauschte, die sie für ihn gespielt hat und vor meinen Augen sehe ich ihn vor mir, den kleinen Jungen, der er damals war und der er eigentlich noch immer ist.

Alleingelassen, Traurig und Verletzt. Wütend auf sich und alles, was ihn daran erinnert, was er verloren hat.

Die Musik, die ich spiele drückt meine Gefühle aus und gibt ihnen gleichzeitig eine Richtung, denn so wie ich wenn ich wütend bin, wütende, schnelle laute Musik spiele, die zeigt was ich fühle, so zeigt diese ruhige, langsame und gefühlvolle Musik die ich spiele, genauso was ich empfinde.

Und vielleicht kann ich Ian damit vermitteln, was wir beide dringend brauchen.

Die Sicherheit, das Jemand da ist, der uns nicht verlässt.

Ich möchte für ihn da sein, möchte ihm helfen den Schmerz, der der Verlust seiner Mutter für ihn bedeutet... vielleicht nicht zu vergessen... aber doch zu lindern.

Die ganze Zeit, während ich spiele sagt er kein Wort, aber als ich gerade ein neues Stück zu spielen beginne steht er hastig auf und verlässt fluchtartig den Raum.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt