2ter September KKH

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"Ahh! Nein!"

Schreiend schrecke ich aus dem Schlaf hoch und blicke mich hektisch im Zimmer um. Mein Herz hämmert schmerzhaft in meiner Brust und das Shirt klebt verschwitzt an meinem Körper.

Wo bin ich?!

Schrank, Fenster, Sessel, dunkle Wände, ein Schreibtisch und dann das Bett...

Es ist noch etwas dunkel, aber es dämmert bereits. Und das nicht nur draußen.

Auch mir dämmert es, wo ich bin. In Ians Zimmer!

Erleichtert lasse ich mich in die Kissen zurück sinken und versuche die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen.

Bilder von Ian, der Blutend am Boden liegt, doch der Traum war noch schlimmer als die Realität.

In seiner Brust klaffte ein großes Loch, aus dem stoßweise Blut hervorquoll, so sehr ich auch versuchte den Strom zu stoppen.

Ich schaue auf meine Hände und blinzele hektisch, doch sie sind sauber und kein bisschen Rot.

Gott sei Dank!

In meinem Traum sah er mich munter grinsend an. "Du bringst mich um Mia!" hat er gesagt. "Mit allem was du bist. Du hast mein Herz gestohlen."

Als er dies sagte und ich wieder auf meine Hände blickte, die auf seiner Brust lagen musste ich mit Schrecken feststellen, dass ich tatsächlich sein Herz in Händen hielt. Doch es war weit entfernt von der Kitschigen, Herzförmigen Art, an die Jeder denkt, wann man von Herzen spricht und die ein Symbol für Liebe und Verbundenheit darstellen. Nein! Das Herz, das ich in Händen hielt war seins. Ein roter, glitschiger und pulsierender Klumpen Fleisch. Doch ich ekelte mich nicht davor, denn es war seins und ich wollte es besitzen. Ich hatte es herausgerissen, nur warum kann ich mir nicht erklären. Was hätte ich für einen Grund haben sollen ihn so zu verletzen, denn wenn er tot wäre, hätte ich ihn verloren, für immer!

Kopfschüttelnd versuche ich die Bilder loszuwerden, doch es geht nicht!

Wie ein Stück Kaugummi kleben sie in meinen Gedanken und lassen mir keine Ruhe. Was können sie nur bedeuten.

Ich würde Ian doch nie etwas antun! Dafür liebe ich ihn viel zu sehr! Ich könnte ihm sein Herz nicht nehmen, nicht ohne ihm meines zu geben.

War es das?

Wollte ich ihm meines geben? Auf eine verdrehte, beängstigende Art und Weise? Auf eine komplett Abgefuckte weise!

In Träumen macht man manchmal Dinge, die man sich nicht erklären kann und vielleicht hatte ich sein Herz herausgerissen, um es gegen meines zu tauschen. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich mir eher mein eigenes Herz aus dem Leib reißen und es ihm zu Füßen legen, selbst wenn er mir seines nicht geben würde.

Und ich würde ihm seines nicht nehmen, sondern würde darauf hoffen, dass er es mir freiwillig gibt.

Gott verdammt!

Wie abgedreht das doch alles ist! Und vor allem kann ich mit der ganzen Scheiße echt nichts anfangen! So sehr ich auch versuche Sinn in meinem Traum zu finden, will sich mir dieser nicht erschließen.

Gestohlene Herzen, verschenkte Herzen, blutend, schmerzhaft, Liebe, keine Liebe vergebliche Liebe oder doch eine glückliche?

Wer weiß!

Wahrscheinlich gibt es nicht mal einen Sinn! Sicher bringt mein Unterbewusstsein nur alles durcheinander oder versucht alles auf einmal zu verarbeiten.

Die Angst um Ian, als ich ihn dort blutüberströmt gefunden habe und auch meine Schuldgefühle.

Das ich an allem Schuld bin, das er nur wegen mir verletzt wurde. Und dann die Liebe, die ich für ihn empfinde. Noch so frisch, aber doch so atemberaubend, so tief, so endgültig, das ich mir nicht vorstellen kann, das sie jemals Enden wird.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt