Internat

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Minuten später, zumindest kommt es mir so vor, werde ich durch lautes Klopfen an meiner Zimmertür wach.

>>Ja?<< frage ich müde.

>>Aufstehen Mia!<< es ist Pascal, er klingt gereizt. Na super.

>>Bin schon wach!<< rufe ich ihm zu und quäle mich aus dem Bett. Ich schlurfe durch mein Zimmer, öffne die Tür.

Schleppe mich an ihm vorbei und gehe ins Bad.

>>Hast du geweint?<< fragt Pascal, aber ich beachte ihn nicht.

Ich Dusche, föhne mir die Haare, putze meine Zähne und ziehe mich an. Ich überschminke die tiefen Ringe unter meinen Augen und versuche das brennen nicht zu beachten.

Sie sind angeschwollen und rot, doch dagegen kann ich nichts machen.

Zurück in meinem Zimmer hole ich die Lederjacke, die Mara mir geschenkt hat aus dem Schrank. Ich lege sie auf meine Reisetasche und setzte meinen Rucksack auf. Dann nehme ich Jacke und Tasche in die Hand und verlasse mein Zimmer. Bevor ich die Tür schließe, werfe ich einen letzten Blick hinein.

Das Zimmer ist noch immer ziemlich ordentlich. Seit Mara es Anfang der Woche aufgeräumt hat habe ich kaum Gelegenheit gehabt es unordentlich zu machen. Sogar mein Bett hat sie gemacht, als ich unter der Dusche war.

Wehmütig ziehe ich die Tür zu. Erst in frühestens drei Monaten werde ich hierher zurück kommen. Drei Monate, in denen sich so viel verändern kann.

Viel verändern kann sich auch in drei Minuten denke ich und schon fangen meine Augen wieder an zu brennen, als ich an Mike denke und wie er in nur drei Minuten mein Leben in Schutt und Asche gelegt hat.

Schnell verdränge ich den Gedanken und gehe die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer sitzen Mara und Pascal.

>>Ich bin fertig. << sage ich leise und gehe zur Haustür.

Ich stopfe meine große Tasche in den Kofferraum unseres Wagens und setze mich auf die Rückbank. Dann starte ich die Musik auf meinem Handy und schließe die Augen, während ich mich krampfhaft darum bemühe nicht in Tränen auszubrechen.

Seit drei Stunden sind wir jetzt schon unterwegs. Schweigend sitze ich auf meinem Platz. Ich knülle die Lederjacke zusammen und schiebe sie als Kissen zwischen meinen Kopf und die Scheibe, dann starre ich mit leerem Blick hinaus, bis mir die Augen zufallen.

Als ich das nächste Mal erwache, sehe ich rund um mich nichts als Bäume.

Erstaunt stelle ich fest, dass es bereits dunkel wird.

Der Wagen schwankt ein wenig hin und her, als Pascal über eine unebene Stelle fährt.

Vor uns endet der Wald ziemlich plötzlich und macht den Blick auf ein altes Herrenhaus frei. Es ist aus Roten Ziegeln und überall im Mauerwerk sind große Fenster eingelassen in denen sich das letzte Tageslicht spiegelt.

Pascal fährt auf dem Kiesweg an einem großen Brunnen vorbei, der direkt gegenüber der Eingangstür liegt, und stoppt den Wagen direkt dazwischen, also zwischen Tür und Brunnen. Der Weg führt im Kreis einmal um den Brunnen herum, bis er wieder dort ankommt, wo er begonnen hat und somit zurück in den Wald führt.

Ich steige aus und nehme Pascal meine Tasche ab, die er aus dem Kofferaum geholt hat, dann gehe ich die Treppen hinauf bis zur Tür. Gerade als ich oben ankomme, öffnet sie sich quietschend.

Eine Frau mit braunen Haaren kommt auf mich zu. Sie trägt sie streng zurückgenommen und zu einem Dutt aufgesteckt auf dem Kopf.

>>Du musst Marie sein. << grüßt sie mich freundlich, dann stellt sie sich vor. >>Ich bin Frau Wolf.<<

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt