Nähen

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Als es anfing, verstanden die Neuen warum alle anderen so begeistert davon waren.

Kaum hatten sie sich einen Stoff ausgesucht, kamen welche der älteren und sahen sich um.

Auch wenn Piper allem Anschein nach ab und zu ein paar Knöpfe mitgehen ließ, und Jason dabei immer verschwörerisch zuzwinkerte.

Drew kam auch, aber sie korrigierte sie meistens nur und beschwerte sich, dass dieses blau ABER SO GAR NICHT zu diesem grün passte.

Vielleicht war der Grund, das es so beliebt war, dass sie etwas individuelles hatten.

Hier drinnen durften sie ihre normale Kleidung nicht anziehen, sondern die grellen Kittel, und alles so so identisch aus.

Jeder hatte dasselbe Zimmer, denselben Tagesablauf, dasselbe Essen.

(Sofern man keine Essstörung hatte)

Aber ihre Kleidung war unterschiedlich.

Percy machte sich einen blauen Kapuzenpullover, mit der Hilfe von Hazel, da er nicht nähen konnte aber sie schon. Er stickte das Wort 'Warum?' dadrauf, was niemand zu verstehen schien, außer er.

Hazel benutzte den weinroten Stoff um sich ein Kleid zu machen und dazu aus dem goldenen Garn kleine Diamanten. Denn ihre Mutter nannte sie, wenn sie gut drauf war und nicht sagte, dass Hazel die Wurzel allen Übels sei, manchmal ihren kleinen Diamanten.

Annabeth suchte sich einen hellgrauen Stoff und, mit der ihr zustehenden Perfektion und Genauigkeit, nähte sie einen Hosenanzug, auf dessen Rücken ein Stapel Bücher war mit dem Schriftzug 'I have lived a thousand lifes.'

Will nahm auch einen blauen Stoff für ein T-Shirt, auf das in gelb 'Docter's Order' kam, weswegen Percy neben ihm grinste. Er kannte Will vom Krankenflügel und wusste, wie streng er mit seinen Verordnungen sein konnte.

Jason wählte ein schönes purpur und, mit gold wie Hazel, stickte er den Spitznamen drauf, den seine große Schwester ihm einmal gegeben hat bevor sie weglief. 'Sparky'. Leo konnte nicht mehr vor Lachen, und Piper war nicht wirklich besser.

Als sie ihrer Kleidung den letzten Schliff gaben (oder Knopf), öffnete sich die Tür und Nico kam rein.

Percy rutschte nervör ein bisschen mit seinem Stuhl nach hinten, bis er merkte, dass Frank und Clarisse sich rechts und links von ihm aufgestellt hatten.

"Denk nicht mal dran di Angelo.", fauchte das große Mädchen, und Frank fügte
hinzu:" Sie hat Recht, ausnahmsweise. Bitte, ich will dir nicht wehtun."

Nico runzelte seine Stirn, sah Percy kurz an, dann dessen Beschützer, und nickte langsam.

Vorsichtig setzte er sich zwischen Hazel und Drew, die ihm kurz auf die Wange küsste, und wandte seinem ehemaligen Bekannten den Rücken zu.

Die Anspannung lockerte sich, und die Jugendlichen fingen wieder an zu quatschen und zu lachen.

"Danke.", murmelte Percy leise zu Frank und Clarisse.

Frank lächelte ihn freundlich an, setzte sich und fuhr fort mit dem, was er schon den ganzen Tag getan hatte: Hazel sehnsüchtige Blicke zuzuwerfen und dann zu erröten.

Clarisse nickte, setzte sich und redete mit Annabeth, die überraschend gut miteinander zurechtkamen.

Vielleicht, weil sie beide so vollkommen stur waren.

Es klingelte, und die Neuen und Alten begannen, sich auf zur Mensa zu machen. Es gab ja schließlich Abendessen.

Erst jetzt fingen die Neuen an, auf die Kleidung der anderen zu achten.







'Normal' ist Relativ (Solangelo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt