Will starrte sein Essen an. Kartoffelbrei (pappig), Karotten (matschig) und Fischstäbchen (ungesund). Er nahm mit der Gabel etwas Brei, hob es vor seine Augen, und betrachtete ihn kritisch. Er aß ihn, legte die Gabel zurück und schob das Tablett weiter von sich weg.
"Will? Alles okay?", fragte Percy ihn besorgt.
Will sah ihm in die Augen, runzelte die Stirn, und seufzte.
"Ja, nur müde.", antwortete er taub.
Nico neben ihm schnaubte.
Er hatte sein Schild abgenommen und warf es in seinen Brei. Das tat er jeden Tag. Ein kleiner Akt der Rebellion.
Jeden Tag beschwerte er sich dann, das sein Schild in sein Essen gefallen war, und er ein neues wollte.
Er bekam das neue dann pünktlich zum nächsten Essen.
"Er ist nicht müde, er ist voller Medikamente, Percy. Guck ihn die an, sieht er okay aus? Nein.", fauchte der kleinere Junge wütend.
"Ist schon gut Nico.", beruhigte Frank ihn.
Das war jeden Tag so, und jeden Tag wurde es schlimmer.
Nico würde immer wütender und gereizter, und irgendwann würde er platzen, doch er wandte sich von Frank ab, tippte Will kurz am Arm und sah ihm in die Augen.
Er hat wirklich dunkle Augen, dachte Will.
"Ich glaube, deine Pillen sind falsch berechnet. Wollen wir und mal beschweren? Das ist eines meier größten Hobbies.", sagte er und versuchte zu lächeln, aber seine Augen waren immer noch wütend.
"Warum kümmert es dich? Wir haben noch nie zuvor ein Wort gewechselt.", seufzte Will und sah sich im Raum um.
Nico beugte sich vor, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Weil ich weiß, wie du dich fühlst, und das hat niemand verdient. Komm."
Will spürte seinen warmen Atem an seinem Ohr, und die Worte kamen langsam in seinem Gehirn an.
Er wollte weinen, aber Nico nahm vorsichtig seine Hand und führte ihn aus der Mensa zu dem kleinen Büro, aus dem sie immer ihre Pillen bekamen.
Will lehnte sich gegen die Wand, während Nico mit einem der Pfleger redete. Er hörte nicht zu, sondern, schloss die Augen. Als er sagte, er wäre müde, hatte er nicht gelogen. Er war müde, aber er war müde von all dem. Vom aufstehen, anziehen, waschen. Vom essen und atmen. Er war lebensmüde. Bei dem Gedanken hätte er fast gelacht.
Nico riss ihm aus seinen Gedanken, als er ihm in die Seite tickte.
Will zuckte zusammen.
"Er hat gesagt, er könne nichts tun. Mrs. Terra macht die Dosierung. Tut mir leid, aber wir können mit ihr reden, wenn du willst.", bot er an, doch Will schüttelte den Kopf.
"Ich will gerade einfach nur von hier weg.", murmelte er und sah Nico hilfesuchend an.
Der grinste. "Weglaufen ist meine Spezialität. Komm.", und er führte Will durch die Gänge zur Bibliothek und dort drinnen zu der Abteilung mit Bücher über Politik.
"Hierher kommt eigentlich nie jemand.", sagte Nico, setzte sich auf den Boden und zog Will neben sich, den Rücken gegen die Bücher.
Sie saßen einfach nebeneinander, und Will schloss die Augen.
Er schlief ein, sein Kopf an Nicos gelehnt.
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'Normal' ist Relativ (Solangelo)
RandomSt. Antonius Klinik für problematische Kinder und Jugendliche Annabeth, Percy, Jason, Hazel und Will werden eingewiesen. Nico, Drew, Frank, Piper und Leo sind schon da. Sie alle haben Probleme. Ohne diese würden sie sich nie begegnen, abe...