Geständnis

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Drew und Hazel sahen, wie der Nebel unter der Tür hervorkroch.

Dann, eine Stimme, doch sie konnten nicht verstehen was sie sagte, schnelle Schritte, splitterndes Glas und einen Schrei.

Hazel zuckte zusammen, aber Drew legte ihren Arm um sie und hielt ihr den Mund zu.

Die Männer im Raum fluchten.

"Sie sind gesprungen. Gott, sie sind gesprungen."

"Leben sie noch? Hey, guck doch mal!"

"Verdammt, hier ist überall Nebel, ich sehe nichts!"

"Da, da sind sie. Der Blonde sieht nicht gut aus."

"Ich sehe sie auch, sie laufen in die Eingangshalle."

"In die Eingangshalle? Gut, wir müssen uns beeilen."

"Schnell, schnell, schnell."

Schritte, obwohl mehr Getrampel, und dann nichts.

Drew und Hazel standen noch etwas länger still in dem kleinen Raum, doch nichts weiter passierte.

"Sind sie weg?", fragte Hazel.

Drew öffnete vorsichtig die Tür und sah hinaus.

"Ja," antwortete sie und ging in den Raum.

Sie stellte sich an die Fenster, und sah in die Eingangshalle.

Sie war der größte Raum im ganzen Gebäude, mit vielen Fenstern und einer Glastür an der Seite, durch die Nico, Jason und Will anscheinend gegangen waren.

Sie konnte sehen, wie Hayden und Julius miteinander sprachen, und ihre Waffen auf Nico und Jason gerichtet hatten.

Sie können nichts tun, dachte Drew. Außer etwas passiert, mit dem keiner rechnet.

Wenn nichts passiert, zwinge sie. Das hatte Nico ihr beigebracht, als sie ihm erzählte, dass ihre Eltern sie nicht beachteten.

Erzwinge eine Reaktion.

Drew sah die Waffe in ihrer Hand an, dann drehte sie sich zu Hazel.

"Hazel, du bleibst hier. Ich gehe und helfe Ihnen."

Hazel öffnete ihren Mund um zu protestieren, aber Drew unterbrach sie.

"Hör zu, ich kann schießen, du nicht. Ich bin früher mit meinem Onkel auf die Jagd gegangen. Du bleibst hier, versteckst dich, und lass dich nicht als Geisel nehmen," befahl sie und hob ihren Kopf höher.

Hazel schien kurz in ihrem Kopf zu diskutieren, aber Drew war schon aus der Tür.

Sie flog beinahe die Treppen herunter, und den Gang entlang.

"Ah, du bist bestimmt Drew Tanaka. Schön, dich kennenzulernen. Komm her, ich stelle dir jemanden vor," begrüßte sie der Mann im Rollstuhl und schüttelte ihre Hand.

Drew musterte ihre Schuhe als sie den Gang von der Eingangshalle weg gingen.

Sie war dreizehn Jahre alt.

"Nico, das ist Drew, Drew, Nico. Nico wird dich herumführen."

Drew sah hoch und vor ihr stand ein kleiner Junge mit wilden Haaren, die von seinem Kopf abstanden und großen, traurigen, dunkelbraunen Augen.

Er sah sie prüfend an.

"Spielst du Schach?", fragte er.

"Seh ich aus wie achtzig? Ich reiß dir in UNO aber den Arsch auf," fauchte sie.

Drew hatte keine Lust darauf.

Der Junge schnaubte.

"Dein Name ist Drew? Welche Eltern nennen ihr Kind Drew? Wie soll man das aussprechen? Droouw? Druw?"

"Drew. Einfach Drew. Und welche Eltern lassen ihr Kind so klein werden?"

"Ich wachse noch!"

"Ja klar. Sagt dir das deine Mutter? Bestimmt sagt sie dir auch, dass du ganz hübsch bist."

"Meine Mutter ist tot."

"Pech gehabt."

Drew und Nico funkelten sich eine Zeit lang an.

"Soll ich dir Schach beibringen?", fragte Nico sie.

"Klar," antwortete Drew.

Drew hasste es zu laufen. Sie hatte Asthma. Der Spruch, 'Sport ist Mord' traf bei ihr wirklich zu.

Plötzlich hörte sie Schüsse aus der Eingangshalle, und sie rannte so schnell sie konnte.

Sie hörte Nico schreien, und kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Julius ihm seine Waffe an die Schläfe drückte.

Drew schob stolz die schwarzen Bauern zurecht, die sich an der Seite des Spielfeldes stapelten.

"Das ist mein erstes Spiel, und guck mal wie viele ich schon geschlagen habe," sagte sie grinsend und setzte ihren König, um den nächsten Bauern umzuhauen.

"Bauernopfer sind unvermeidlich," antwortete Nico, und legte seine Finger auf die Königin.

"Schachmatt," flüsterte er, und schlug ihren König.

Drew hob die Waffe und ziehlte auf Julius Kopf.

Er würde Nico nicht umbringen.

Nico war alles was sie hatte, ihr einziger Freund, die einzige Person, der sie vertraute.

Es war wie auf der Jagd.

Sie drückte den Abzug.

Der Mann fiel, und Drew rannte zu Nico.

Sie zerrte den Toten von ihm herunter, und sah ihm in die großen, traurigen, dunkelbraunen Augen.

"Schachmatt," hauchte er, und machte die Augen zu.

"Nikky, bitte. Hey, Nico sieh mich an. Nico ich liebe dich," flehte Drew verzweifelt und küsste ihn.

Nico öffnete seine Augen verwirrt.

"Du bist nicht mein Typ," murmelte er, und Drew lachte auf.

"Ich weiß, ist schon okay. Aber sieh mich an, du darfst nicht sterben. Von wem bekomme ich denn sonst mein Essen?"

Nico lächelte leicht.

Drew sah ihm in die Augen, und er sah zurück, bis ein Mann kam und ihn auf eine Trage hievten.

Sie brachten ihn weg, und Drew legte sich auf ihren Rücken, dann schlief sie ein.

Sie war in Sicherheit, und Nico würde hoffentlich überleben.

'Normal' ist Relativ (Solangelo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt