Teil86

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Fasziniert von dem was ich vor Augen hatte, konnte ich nur starren. Erst war ich geschockt, allein wegen der Tatsache dass Marco dieselbe Luft wie ich atmete. Dann kam diese Sandra dazu. Ich musste schmunzeln, was hatte mir Marco noch über sieh erzählt? Sie gehöre gar nicht in sein Leben? Dafür sah sie aber sehr vertraut aus, schon in der Wohnung und nun noch mehr und das obwohl sie noch ein ganzes Stück von ihm getrennt war. Dieses Stück, überwandte sie aber recht schnell und Marco schien mir gar nicht wirklich so abgeneigt zu sein. Klar er sah sie sauer an, aber seine Körperhaltung sprach eine ganz andere Sprache. Ich dachte an Alex und wie ich mich in seiner Gegenwart verhielt. Das war weit von dem entfernt was ich da gerade sah. Er war der Mann und hätte diese kleine, zierliche Person locker auf die Seite schieben können um sie los zu werden. Solch ein Glück hatte ich bei Alex nicht. Alex war gut ein Kopf größer als ich, hatte breite Schultern und stand auch mal sehr bedrohlich über mir. Ich hatte richtig Angst und wusste nicht wohin ich sollte. Wäre Nicole nicht gewesen, die mich weggezogen hatte, wäre ich wohl noch auf der Stelle in Ohnmacht gefallen nur um so vielleicht Alex entgehen zu können. Trotz Rettung war ich am hyperventilieren und ich brauchte eine Ewigkeit um wieder zu mir selbst zu finden, aber das da. Auf der anderen Seite des Raumes. Das hatte nichts mit Abscheu, Angst oder Wiederwillen zu tun. Die beiden waren sich zugetan und ich schwankte zwischen Hass und Wut. Ich musste mich an Tisch und Sofa festhalten um nicht rüber zu gehen, die Alte von ihm weg zu ziehen und ihm mal so richtig ordentlich eine zu ballern. Aber das wäre total unter meiner Würde und zudem hatte ich ihm ja mehr als deutlich gezeigt dass er bei mir keine Chance mehr hatte. Er war also frei! Ein freier Mann, der tun und lassen konnte mit wem er wollte. Automatisch schoben sich Bilder vor mein inneres Auge, von Szenen die ich mit Marco erlebt hatte nur das plötzlich aus meiner Haarfarbe und –länge, die Frisur von Sandra wurde. Wurde ich etwa gerade eifersüchtig? Nein das konnte nicht sein und um mir selbst besser glauben zu können, schüttelte ich sogar leicht mit dem Kopf. Als mir das bewusst wurde, hoffte ich, dass mich keiner beobachtete, sonst hätte das sicher reichlich dämlich ausgesehen. Augenblicklich schauet ich mich vorsichtig um, doch die Leute waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftig als das sie mich und mein Kopfschütteln in dieser dunklen Ecke bemerkt hätten. Ich rutschte unruhig hin und her, ich wollte hier weg! Ich zwang mich nicht hinzuschauen, aber das war wie eine Massenkarambolage auf der Autobahn, ich musste hinschauen! Es trieb mir Tränen in die Augen und ich schob sogar Nicole auf die Seite als diese mit was zu Trinken zurück kam und sich vor mich stellte um mir mein Glas zu geben. „Hey!" maulte sie auf, als etwas aus den Gläsern überschwappte und mich sogar traf. „Was ist mit dir los?"-„Nichts!" blaffte ich sie an „aber gleich geht hier die Lutzi ab! Schau mal wer da ist und ..." in dem Moment küsste dieses Flittchen Marco und der stand einfach nur so da und ließ es sich gefallen. „Ich fass es ja nicht!" Ich kochte vor Wut und wusste nicht mehr ein noch aus. Was bildete sich dieses Weib nur ein? Nein, noch viel schlimmer war, das sich Marcos Hand auf ihren Rücken legte und er sich eindeutig dazu hinreißen ließ den Kuss zu erwidern und das nicht nur leicht, vorsichtig, zögerlich. Nicole, die längst in dieselbe Richtung schaute in die ich gebannt sah, setzte sich mit einem schweren Plumpsen neben mir nieder. „Na holla die Waldfee, die geht aber ran"-„was die? Schau was er macht!"-„Was er macht? Man Jazz, der ist doch total von der überrumpelt"-„musst du jetzt auf seiner Seite sein oder was?"-„Nee, aber ich überlege gerade was ich tun würde wenn mir meine Liebe des Lebens den Laufpass gibt"-„ach? Und das wäre? Also ich würde mich sinnlos besaufen und in eine Ecke liegen zum Heulen"-„du schon, aber ich würde Party machen gehen und mir die Nächstbeste schnappen umso den Kummer weg zu poppen"-„du bist echt schlimm!" Nicole fing an zu lachen und ich hätte sie gerne ungläubig angeschaut, doch ich bekam meine Augen einfach nicht von Marco weg. Mittlerweile hatte er seine Arme um sie geschlungen und ich merkte wie sich die Reste der Currywurst einen Weg aus meinen Magen, durch die Speiseröhre, in den Hals hoch bahnte und ich am liebsten den beiden vor die Füße gekotzt hätte. „Du solltest da nicht länger hinschauen, trink lieber. Du wolltest ihn nicht haben, er schaut das er das Beste draus machen kann"-„verdammt Nicole du bist meine Freundin!"-„Ja und als diese habe ich dir gesagt das du ihn nicht verlassen sollst für kleine Dummheiten!"-„Mann! Du kannst doch das nicht ..."-„doch ich kann! Er hat sich entschuldig, er litt wie ein Hund weil er es dir eigentlich nicht sagen wollte. Denn er wollte dich nicht verlieren und er war doch so scheiße ehrlich zu dir und was ist? Er hatte wohl nicht wirklich Erfolg mit seiner Wahrheit oder? Jetzt sitzt du hier und verurteilst ihn dafür, dass er tut was ein Mann eben tut wenn er nicht in einer Beziehung ist? Ich habe dir mehr als einmal gesagt, dass du dich mal entscheiden sollst"-„bist du fertig?" Ich hatte es endlich geschafft meinen Blick abzuwenden und schaute Nicole an. So eine Ansprache hatte ich noch nie von ihr erlebt. „Ja ich glaub ich bin fertig und wenn du Frau genug wärst und zu deinen verdammten Gefühlen stehen würdest, würdest du aufstehen und der Ollen zeigen wem der Mann gehört!" Ich schluckte kräftig und nahm endlich das Glas mit Wodka O ihr aus der Hand um es dann in einem Zug zu leeren.

Wettlauf gegen die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt