Du und Ich

Respekt

Die Autofahrt verlief sehr ruhig. Ich sah einfach immer gelangweilt aus dem Fenster.

Plötzlich spürte ich Jeanine's Finger in meinen Haaren, sie wirbelte ein paar Haarsträhnen um ihre Finger. Ich liebe es, wenn jemand mit meinen Haaren spielt.

Ich sah zu ihr und lächelte sie an. Sie aber zog mich zu ihr ran und dabei halb auf ihren Schoß. Ich legte meinen Kopf an ihre Brust und schloss meine Augen. Ich spürte ihre Wärme.

Ja, Jeanine Matthews hat Wärme, jedenfalls für mich. Leider endete die Fahrt viel zu schnell und wir waren bereits beim Campus angelangt.

Genervt stieg ich aus und wartete auf Jeanine. Als sie dann neben mir stand, gingen wir gemeinsam ins Gebäude. Ich lief leicht hinter ihr. Immerhin stand sie an höchster Stelle hier und das verdient Respekt.

Wir gingen in Richtung Labore, da kam uns eine große weibliche Person entgegen.

"Miss Matthews guten Morgen, wie schön Sie wieder zusehen" sagte diese voller Freude und lächelte sie an, mir wurde kein Blick gegönnt.

Sie hatte braune Haare und sah nett aus, gesehen hatte ich sie aber noch nie zuvor. Wieso sind auch alle so groß? Ich hab das Gefühl, ich bin kleiner als alle anderen.

"Miss Wolter" sagte Jeanine stumpf.

Ich musste kichern. Gegeben. Die Frau sah mich nun bitter und eiskalt an. Beide drehten sich zu mir und sahen mich erwartungsvoll an.

"Und du bist?" fragte sie voller Spott, Jeanine schien davon nichts bemerkt zu haben.

"Ich bin Kate Williams" sagte ich genauso kalt zurück und gab ihr einen tötenden Blick.

"Ahja" erwiderte sie leise und wandte sich dann wieder zu Jeanine.

"Wir haben Neuigkeiten," sagte sie fröhlich. Gott wie ich sie hasse, besonders nett fand ich sie jetzt nicht mehr. Und sie sah Jeanine immer so komisch an – zu komisch für meinen Geschmack. Kann sie das mal lassen? Jetzt scannte sie auch noch ihr Outfit. Denkt sie, ich sehe das nicht? Was zur Hölle?

"Die anderen sind bereits vor Ort um sie zu begleiten. Diesmal aber nicht hier, sondern bei den Ferox" sagte sie und sah mich giftig an.

Was ist denn ihr Problem? "Können wir?" fragte sie wieder und lächelte Jeanine an.

Jeanine drehte sich zu mir um und kam näher.

"Ich gehe jetzt. Ich werde vor heute Abend nicht wieder da sein. Tut mir leid, Arbeit ruft. Und bitte hab etwas mehr Respekt vor Lorena" flüsterte sie und wandte sich dann wieder ihr zu.

Beide liefen jetzt an mir vorbei und Lorena sah mich siegessicher an. Völlig verwirrt stand ich da. Respekt? Vor der?

Eher sie sollte mir Respekt schenken.

Genervt ging ich Richtung der Labore und suchte nach etwas Arbeit.

Heute war es sehr ruhig und auch leerer als sonst. Ich ging eine Treppe nach oben und erreichte das Stockwerk der Labore.

Ich lief Richtung Z39, mein Lieblingslabor. Ich blieb vor der Tür stehen und grüßte einen der Laboranten, der grad an mir vorbeigelaufen war.

Danach ging ich zum Scanner und ließ mein Gesicht scannen und bekam sofort Zugang.

"Kate" rief Janet, eine Frau, mit der ich jetzt noch öfters zusammen Arbeiten werde.

"Schön dich wiederzusehen" sagte sie fröhlich und gab mir die Hand.

"Freut mich auch. Also was gibt's zutun?" fragte ich und zog mir einen blauen Kittel über und setzte die Schutzbrille auf.

"Ich hätte da ein Serum für dich. Es funktioniert noch nicht so wie wir es haben wollen" sagte sie und deutete zu einem Tisch mit einem Computer.

Ich folgte ihr und sah auf dem Bildschirm eine Formel zu einem neuen Serum.

"Was soll es bewirken?" fragte ich begeistert.

"Es soll resistent gegen eine neue Krankheit werden" antwortete sie. "Leider fehlt uns da etwas. Vielleicht möchtest du dich probieren?" sagte sie und sah mich fragend an.

Ich lächelte und sagte fröhlich: "Klar doch. Ich mach mich gleich an die Arbeit. Spätestens Morgen oder heute Abend liegt es auf deinem Tisch".

Janet sah mich freudig an. "Super. Du bist uns eine sehr große Hilfe was den Fortschritt angeht" sagte sie.

Ich ging um den Tisch herum und nahm mir Unterlagen, Akten und alles wichtige für das Serum und zog dann meine Schutzkleidung wieder aus und verließ das Labor und eilte Richtung Lobby.