Verrat

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Ich seufzte und stand auf. Die Couch wurde so langsam ziemlich ungemütlich. Ich sah zur Seite und runter zu Jeanine. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schläft. Niemand kann ihr in dem Moment etwas antun, nichtmal ich.

Ich strich ihr das Haar aus dem Gesicht und ließ meine Hand auf ihrer Wange ruhen. Viel zu selten genießen wir sowas. Viel zu selten konnte ich sie so berühren. Ich rieb mir das Gesicht und lächelte dann.

Ich lief nun zur Küche und füllte mir ein Glas mit Milch. Ich nahm es und ging zurück ins Wohnzimmer zu den Fenstern. Mittlerweile hat es geregnet und die Welt war nass. Wie schön es doch aber aussah.. so schön ruhig und still. Kaum eine Menschenseele war draußen zu sehen. Durch die Bäume wehte der Wind und automatisch wurde mir kalt. Ich trank die Milch aus und brachte das Glas wieder zur Spüle.

Und was mach ich jetzt? Es ist viel zu leise und ruhig hier drin. Ich sterbe noch vor Langeweile. Vielleicht gehe ich einfach raus.

Auf keinen Fall wecke ich Jeanine auf. Sie schläft viel zu wenig und arbeitet viel zu hart, es wird ihr gut tun.

Ich ging leise zu ihr und kniete mich vor sie und sah sie an. Sie tut mir leid, irgendwie. Wenn ich daran denke was wir alles durch gemacht haben in den letzten Wochen. Unglaublich. Das Alles nur wegen eines simplen Blickkontaktes. Und dann noch mein Opa.. Ich fühl mich grad wirklich wie im Käfig. Ich seufzte und stand erneut auf. Jeanine's Atmung war ruhig und gleichmäßig. Ich würd mich am liebsten zu ihr legen, bringt mir aber nichts mehr. Ich war wie ein Tier. Ich brauche Bewegung.

Kurzerhand ging ich zum Flur. Ich überprüfte nochmal mein Outfit, war überhaupt nicht zufrieden und so ging ich Richtung Schlafzimmer zum Schrank. Jeder meiner Schritte hallte in dem Gang. Ich ging durch die Tür und öffnete dann den Schrank.

Schnell zog ich meine jetzige Kleidung aus und warf sie in den Schrank, keine Zeit aufzuräumen. Soll Jeanine doch meckern wenn ich wieder da bin!

Ich nahm mir eine lange stoffartige dunkelblaue Hose und ein Shirt heraus und zog diese an. Sehr gemütlich und ließ mich gleich viel besser fühlen. Ich band meine Haare erneut zu einem Dutt zusammen und schloss den Schrank dann wieder. Leider knallten die Türen etwas lauter zu als gedacht und ich zuckte kurz zusammen. Ich vernahm aber keine aufgebrachte Jeanine wahr und amtete erleichtert aus. Ich denke nicht, dass es wirklich bis zum Sofa zu hören war.

Schnell eilte ich zurück in den Flur und zog meine Schuhe und eine leichte Jacke über. Ohne Waffe gehe ich hier nicht weg. Jeanine hat eine in ihrem Büro. Viel zu oft suchte ich Chancen um ihr Büro zu durchsuchen, am besten gelingt sowas nachts.

Erneut ging ich wieder los und versuchte noch leiser zu sein als vorher. Ich gelang ohne Probleme ins Büro und griff unter ihren Schreibtisch. Dort klebte die Waffe und schnell zog ich sie aus der Halterung. Eine schöne schwarze P99. Zufrieden überprüfte ich die Munition und steckte sie dann hinten in meine Hose. Ohne weiteres schlich ich aus dem Raum und verließ die Wohnung.

Endlich auf der Straße angekommen entspannte sich mein Körper. Die Umgebung war noch nass und feucht vom Regen. Der Himmel noch immer grau und mit Wolken bedeckt. Wo fährt der Zug? Im Zentrum..

Ich sprintete los Richtung Zentrum. Es war nicht wirklich weit. Wie gut, dass ich immer Chancen hatte zu trainieren, es zahlte sich auf jeden Fall aus.

Die Straßen waren hauptsächlich leer. Bis auf ein paar Fraktionslose war hier keiner zu sehen. Noch besser. Jeanine wird nie davon erfahren wo genau ich eigentlich hin will.

Würde sie es erfahren... dann gute Nacht. Das wäre mein Ende. Sie ist strikt dagegen. Selbst wenn es nur ich wäre, ich denke nicht, dass sie Ausnahmen machen würde. Allein wegen ihrem Ruf. Wie gut, dass ich keine Fraktionsführerin bin. Ich würde mit dem Druck und Stress nie klarkommen. Arme Jeanine, aber vielleicht hat sie ihr ganzes Leben nie etwas anderes kennengelernt? Ihre Eltern haben das alles praktisch an sie weiter geerbt. Sie hatte nicht wirklich eine andere Wahl. Ich bin vielleicht die Erste, die eine andere Seite erblicken darf. Jeanine hat mir aber auch nie wirklich etwas über ihr privates Leben erzählt. Ohrfeigen würde sie mich vielleicht haha..

Du und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt