Rache?

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Die Zeit verging so langsam, ich drohte einzuschlafen. Aber ich wollte nicht schlafen. Ich musste wach bleiben um auf alles vorbereitet zu sein. Ich hatte keine Ahnung wann ich hier rauskomme, oder wie lange ich nun schon hier saß. Meine Augen fühlten sich ziemlich schwer an und Hunger hatte ich auch. Ich saß immer noch auf dem Boden, zusammen gekauert in der Ecke und dem Kopf auf den Knien. Alles was ich hörte war meine langsame ruhige Atmung. Plötzlich hört ich, dass sich meine Tür öffnete und jemand in den Raum gelaufen kam. Neugierig sah ich nach oben und erkannte Four. Genervt und voller Wut legte ich meinen Kopf wieder auf meine Knie. Mit ihm wollte ich nun wirklich nicht reden. "Sieh mich an" befahl er. Genervt sah ich etwas nach oben und direkt zu ihm. "Was willst du?" fragte ich schlecht gelaunt. Er musterte mich intensiv. "Ich will nur reden" antwortete er gelassen und kniete sich vor mich. "Ach ja? Und wenn ich nicht möchte?" spottete ich. Er lachte etwas und schüttelte seinen Kopf. "Es war dumm von dir abzuhauen" sagte er und sah mich bitter an. Mittlerweile saß ich kerzengerade an der Wand. Ich wollte vor ihm nicht schwach wirken. "Nein war es nicht. Mein größter Fehler war es letztendlich mit euch gegangen zu sein" antwortete ich. "Nein, das war ganz allein deine eigene Dummheit" sagte er scharf. "Ich habe ja auch keinen von euch beschuldigt" sprach ich. Er holte tief Luft und sprach dann weiter. "Du hast immer noch eine Chance auf die richtige Seite zu kommen. Überleg doch mal.. Jeanine wird wohl oder übel sterben und dann bist du allein. Also was nützt es dir? Meine Mutter ist ganz angetan von dir. Stell dich auf unsere Seite und zusammen besiegen wir Jeanine". Seine Worte ekelten mich an. Aber vielleicht wenn sie mich jetzt rauslassen habe ich eine bessere Chance Jeanine zu retten. "Warum ist sie so angetan von mir huh?" fragte ich. "Sie schätzt deinen Kampfgeist. Sie findet dich ganz hübsch um ehrlich zu sein und du weißt sehr viel" antwortete er. Okay, das macht alles keinen Sinn. "Deine Mutter kann ihre Gedanken für sich behalten" zischte ich. "Sie ist widerlich" fügte ich noch hinzu. "Ich werde es ihr ausrichten" sagte er und erhob sich. Auch ich erhob mich und sagte "Lasst mich frei". "Schließ dich uns an und dann reden wir drüber" sagte er scharf und griff nach meinem Arm. "Eher sterbe ich, als dass ich mich euch anschließe!" sagte ich energisch und stieß ihn hart von mir weg. "Fass mich noch einmal an und ich töte dich" zischte ich. Ohne weitere Worte drehte er sich um und deutete dem Mann vor der Tür an aufzumachen. Jetzt oder nie. Ich rannte hinterher sobald die Tür sich öffnete, doch Four hatte gute Reflexe und drehte sich rechtzeitig wieder um. Er wehrte meinen Sprung gekonnt ab und ich landete auf dem Boden. "Netter Versuch," lachte er. "Immerhin kannst du noch kämpfen nach den vielen Stunden" sagte er. 

Die Tür war bereits wieder zu und ich verfluchte mich innerlich. Ich saß noch immer auf dem Boden. Auch Four war noch hier, er schien über etwas nachzudenken. Was mache ich jetzt nur? Ich sah an Four vorbei durch die Tür und auf den dahinter liegenden Korridor. Zwei Personen kreuzten ihn und liefen an meiner Zelle vorbei, sie trugen Waffen. Wenig später folgten zwei weitere, diesmal befand sich eine Person in ihren Armen. Und diese Person war Jeanine. Sofort sprang ich auf und rannte zur Scheibe. "Jeanine!", ich schrie so laut ich konnte. Sie blickte in meine Richtung und rief auch meinen Namen. Sie wollte sich losreißen, aber sie war zu schwach. Ich sprang immer wieder gegen die Scheibe oder prallte mit meinen Fäusten dagegen. Dabei rief ich immer wieder ihren Namen. Es bildeten sich bereits Tränen in meinen Augen, sie lebte noch! Es tat so gut sie zu sehen. Four griff meine Taille und zog mich nach hinten. "Nein.. Lass mich los! Loslassen! JEANINE!" rief ich gequält. Doch jetzt war sie nicht mehr zu sehen. Ich ließ von der Scheibe ab und wollte mich aus seinen Armen befreien. "Beruhig dich!" flüsterte Four in mein Ohr. Er gab nach und ich stolperte nach vorne, sofort drehte ich mich um und wollte ihn angreifen. Doch ich handelte viel zu unkonzentriert, mein einziger Gedanke lag bei Jeanine und wie ich hier rauskommen könnte.

"Ich sagte, du sollst mich nicht anrühren Mistkerl" schrie ich und schlug mit meinen Fäusten auf seine Brust ein. "Beruhig dich Kate" sagte er sanft und umgriff meine Handgelenke. Ich sackte schlaff an ihm runter auf den Boden und weinte leise. Ich konnte nicht mehr. Four ließ mich auf dem Boden zurück und schritt zur Tür. Ich bekam es gar nicht richtig mit wie er sich mit einem anderem Mann unterhielt, ich war komplett in meinen Gedanken verloren. Dann stand er irgendwann wieder vor mir. "Es geht los" sagte er emotionslos und hob mich unsanft vom Boden hoch. "Was ist denn, wo gehen wir hin?" fragte ich leise, doch keiner antwortete mir. Der andere Mann griff nach meinem rechten Arm und band beide Arme hinter meinem Rücken zusammen. Die Handschellen saßen wirklich eng und taten bereits weh. Gemeinsam führten sie mich aus meiner Zelle und hielten sich Links. In die Richtung war auch Jeanine gebracht worden, könnte das was bedeuten? Sofort war ich wieder hellwach und konzentriert. Jeanine jetzt wieder zusehen würde mich wahrscheinlich noch mehr verzweifeln lassen, aber ich brauchte sie einfach in meiner Nähe. Wir liefen einige Zeit durch die Korridore, die nun voll von Fraktionslosen waren und kamen letztendlich in dem altbekannten Raum, wo ich mich zuvor schon befand, an. Vor mir standen Tris und Evelyn, den Rest kannte ich nicht. Oh doch, der Typ aus dem Zug war auch mit dabei. Evelyn musterte mich amüsiert. Ich warf ihr und diesem Typen Todesblicke zu. Das Lachen wird ihnen schon noch vergehen. Ich bin eine Ken und ich gebe ganz bestimmt nicht auf!

"Willkommen zurück meine Liebe" sagte Evelyn erfreut und kam auf mich zu. Ich sah sie angeekelt an, sie war nichts weiter als Abschaum für mich. Fraktionslos und unwürdig hier auf diesem Boden zu stehen. "Du hast kein Recht hier zu stehen Evelyn" sagte ich bitter und sah sie von oben bis unten an. "Oh da täuscht du dich aber" antwortete sie und grinste. Sie war echt das letzte! "Wo ist Jeanine!?" rief ich aufgebracht und zog an meinen Handschellen. "Alles mit der Zeit. Nun, schließt du dich uns an oder nicht? Mein Sohn hat es leider nicht schaffen können mir die Nachricht zu überbringen" sagte sie und sah mich neunurig an. "Was denken sie wohl? Natürlich nicht, da sterbe ich doch lieber!" zischte ich und sah sie erneut bitter an. "Da machst du wirklich einen Fehler, ich hätte dich für klüger gehalten Kate" sagte sie enttäuscht und drehte sich um und ging zurück zu Tris. "Bringt sie her" befahl Evelyn und wandte sich dann wieder an mich...

Du und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt