Kapitel 55-Phialla

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@CatzchenMiau gewidmet :)

11.+ 12.Tag

Finnick P.o.V.

Ich schrecke hoch, als die Hymne ertönt. Laze und ich hatten uns an einen Felsen gelehnt und ich muss eingeschlafen sein. Laze sitzt neben mir und blickt bereits zum Himmel, der schlagartig dunkel wird, damit wir das Bild am Himmel erkennen können. Ich bin immer noch ein bisschen verwirrt davon, dass sie die Helligkeit und die Dunkelheit getauscht haben. Wahrscheinlich wollten sie dadurch einfach nur das erste Gemetzel am Füllhorn in der Dunkelheit spannender machen.
Das erste Gesicht erscheint. Die braunen Augen starren gefährlich in die Kamera; würde ich sie nicht kennen, hätte ich bestimmt Angst vor ihr: Silla Huwbreak.
Ich beginne mich zu fragen, was Paul darüber fühlt, dass sie tot ist. Nur vor ein paar Tagen haben die beiden doch gesagt, dass Liebe nur eine Illusion ist. Ehrlich gesagt kann ich mich auch nicht daran erinnern, dass sie sich in irgendeiner Form, zum Beispiel einer Umarmung ihre Zuneigung gezeigt haben.
Vielleicht hat er sie auch nur ausgenutzt.
Als nächstes kommt das Bild von dem Mädchen aus Distrikt acht, das von Silla am Rand der Ebene ausgeschaltet wurde.
Wie viele Tribute sind noch übrig?
Paul, Laze, Quiron, ich. Und noch jemand. Wir sind noch fünf.
Ich versuche mich an dir letzte Person zu erinnern, während die Hymne verklingt.
Ich weiß, dass wir alle auch schon auf die Person gestoßen sind. Sie war nur nicht beim Festmahl dabei.
Egal. Wichtig ist, dass uns noch eine Person fehlt, bis es erst richtig losgeht. Ich schätze, dass es nur noch ein oder zwei Tage dauern wird. Spätestens dann werden wir uns alle wiedersehen. ,,Was ist los?", fragt Laze und muss lachen. ,,Wieso lächelst du so?"
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen uns starre sie für einen Augenblick fragend an.
,,Ich freue mich Paul bald wiederzusehen", sage ich und grinse gewinnend.
,,Er ist geschwächt: Ich habe ihn verletzt und wir haben sein Essen. Er hat keine Chancen."
Laze lacht kurz auf.
,,Eure geheime Verbindung werde ich auch nie verstehen."
Ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich weiß nicht, wieso wir so verfeindet sind. Wahrscheinlich liegt es an seinem unübersehbaren Neid, den er vor niemandem verstecken kann.
,,Wie wäre es, wenn wir uns die Vorräte ansehen?", schlägt sie vor und nickt in Richtung der Rucksäcke, die vor uns stehen.
Sie sind alle in einem tristen Grau und dadurch zum Glück nicht all zu sichtbar, falls wir uns verstecken müssen.
Ich gehe leise die Zahlen auf den Rucksäcken vor. ,,Vier, eins, acht, sieben." Sieben? Das Mädchen aus Distrikt sieben war nicht beim Festmahl. Das heißt entweder, dass sie noch genug Essen hat, oder, dass sie sich nicht getraut hat, uns gegenüberzutreten. Aber für Essen würde sie selbst das riskieren, oder nicht?
Laze sieht den Reißverschluss des ersten Rucksacks auf, auf dem die Vier unseres Distrikts prankt und kippt ihn aus.
Eine Dosensuppe, ein Apfel. Sie kippt den nächsten Rucksack von Silla und Paul dazu. Eine Flasche Wasser, eine Packung Cracker.
Laze blickt mich fragend an.
,,Wieso ist bei ihnen nicht das Gleiche wie bei uns im Rucksack?"
Ich kneife die Augen zusammen.
Auf einmal kommt mir eine Idee und ich öffne den nächsten Rucksack des Mädchens aus Distrikt acht, das sterben musste, damit sich die Tür öffnet.
Ihr Rucksack ist randvoll.
Eine Packung Trockenobst, eine Dosensuppe, zwei Brötchen mit bunten Körnern.
Der letzte Rucksack des Mädchens, das nicht erschienen ist, ist leer. Wieso war sie nicht da?
Denk nach.
Alle Rucksäcke sind darauf abgestimmt, wie es den Tributen geht und wer nicht erschienen oder gestorben ist, bevor sich die Tür überhaupt erst geöffnet hat.
In unserem Rucksack ist nicht besonders viel drin. Genauso in Pauls. Wahrscheinlich wollten sie, dass wir uns darum prügeln.
,,Ich glaube, dass sie die Rucksäcke erst befüllt haben, nachdem der erste gestorben ist", erkläre ich. ,,Das eine Mädchen war nicht da, also war ihr Rucksack leer. Das Mädchen aus Distrikt acht wurde getötet und ihr Rucksack ist voll. Wahrscheinlich als eine Art Premie für den, der sie anderen aus dem Weg geräumt hat und deshalb auch ihren Rucksack mitnehmen kann. Das heißt, dass in Quirons Rucksack auch nur wenig drin sein kann, damit wir alle um das restliche Essen kämpfen müssen."
Laze nickt anerkennend.
,,Wir haben auf jeden Fall kein Problem mit dem Essen. Aber Paul und vielleicht auch Quiron werden uns jagen, um nicht zu verhungern", fügt sie hinzu.
,,Und wenn wir sie zuerst finden?", sage ich und stupse sie mit der Schulter an.
Sie lächelt. ,,Dann mal los."
Wieso war das Mädchen aus Distrikt sieben nicht da? Vielleicht konnte sie einfach nicht, weil sie verletzt oder gefangen war. Gefangen? Von wem? Oder besser wovon? 
,,Warte", rufe ich ihr hinterher.
,,Weißt du noch, als ihr mich gesucht habt?"
,,Klar. Paul war ziemlich wütend."
,,Ich habe überall in der Arena Netze verteilt, um andere Tribute zu fangen. Vielleicht finden wir jemanden da drin." Zum Beispiel das Mädchen aus Distrikt sieben.
,,Dann lass uns dort zuerst nachsehen", schlägt Laze vor.

Ich gehe in irgendeine Richtung auf dem Weg, der sich zwischen den Felsen hindurchschlängelt. Die Sonne ist gerade dabei, unterzugehen, als ich fast über etwas am Boden stolper.
Direkt vor meinen Füßen neben einem Felsen liegt eines meiner Netze und darin kauert ein kleines Mädchen mit schwarzen Haaren. Phialla. Das Mädchen mit dem Zwillingsbruder, der sich für sie geopfert hat. Dann wird sie ihn vielleicht bald wiedersehen. 
Sie scheint zu schlafen. Ihre Hände sind fest in die Netzschlaufen gekrallt.
Ich ziehe das Messer aus meinem Gürtel und schneide die dicke Grasflechte mit monotonen Sägebewegungen durch.
Auf einmal schreckt das Mädchen hoch.
Sie sieht ängstlich aus, doch als sie sieht, dass ich das Netz durchgeschnitten habe, umspielt ein Lächeln ihre dünnen Lippen.
,,Danke", sagt sie schüchtern und ihre Augen leuchten im Licht der letzten Sonnenstrahlen.
Doch als niemand etwas antwortet, sieht sie langsam wieder ängstlich aus.
Sie scheint zu erkennen, dass wir sie nicht befreit haben, um ihr zu helfen.
,,Bitte tut mir nichts", stottert sie und läuft rückwärts. Dann dreht sie sich um und will wegrennen, aber sie ist zu schwach und fällt nach einem Schritt auf den Boden. Langsam nähere ich mich ihr und ziehe meinen Dreizack aus dem Gürtel.
Hilflos, abgemagert, schwach, ängstlich und bleich liegt sie im Staub.
,,Bitte nicht", wimmert sie, als ich meinen Dreizack anhebe.
Phialla kneift sie Augen zusammen und ich lasse die Spitzen nach unten sausen. Sie bohren sich in ihren Brustkorb und ihr Körper spannt sich an.
Sie keucht und versucht Luft zu holen, dann werden ihre Gesichtszüge weich und die Kanone knallt.
Jetzt sind wir nur noch zu viert.

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Hallouu aus dem Urlaub :)
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn es jetzt nicht spannend war... Aaaaaaber es geht aufs Ende der Arena zu :D
Und ich will die letzten zwei oder drei Kapitel direkt zusammen hochladen.
Sonst stört es den Lesefluss.
Deshalb: Wenn ich keine andere Ankündigung über mein Profil mache, kommen sie nächstes Wochenende Samstag abend.

Yeah .-.
Bis dann :)
Liebe Grüße
Lona♥

Die Tribute von Panem-Dunkele LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt