Kapitel 71- In der Akademie

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@Marecispaghetti gewidmet :)

Finnick P.o.V.

Die Antwort darauf soll ich an nächsten Tag erfahren.
Mein Wecker klingelt früh genug, sodass ich Zeit habe, zu duschen, mich komplett fertig zu machen und langsam zur Akademie zu laufen.
Früher bin ich immer mit Annie gelaufen, aber ich denke nicht, dass sie dafür bereit ist, weil sie beim letzten Treffen so heftig reagiert hat.

Die Straßen sind noch leer, ich bin zu früh.
Mein Herz klopft wild gegen meinen Brustkorb. Gleich werde ich Annie wieder sehen. Vielleicht will sie mich immer noch nicht sehen und geht mir aus dem Weg.
Ich wische den Schweiß von meinen Händen an der Hose ab.

„Hey, du bist Finnick Odair“, ruft eine helle Stimme hinter mir.

Ruckartig drehe ich mich um.
Ein Mädchen, das ungefähr in meinem Alter ist, mit aschblonden Haaren und blauen Augen kommt auf mich zu.
Ich habe sie hier noch nie gesehen, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass Distrikt vier viele Bewohner hat.

„Darf ich ein Foto mit dir machen und ein Autogramm haben?“, fragt sie lächelnd und läuft ein wenig rot an.
Sie zieht ein Stück Papier, einen Stift und eine kleine Kamera aus ihrer Umhängetasche.

„Was soll ich drauf schreiben?“, frage ich und grinse breit.
Ich bin berühmt und es scheint Leute zu geben, die mich bewundern.

„Für Kalee von Finnick Odair, bitte.“
Sie lächelt schüchtern und drückt mir den Stift und das Papier in die Hand.
Ordentlich schreibe ich genau das, worum sie mit gebeten hat und unterschreibe darunter.
Sie lächelt breit und dreht ihre Kamera um.
Wir beide grinsen in die Kamera und Kalee hält das Autogramm hoch.
Bevor sie den Auslöser drückt, lege ich meinen Arm um sie.
Mehrfach klickt die Kamera.

„Danke vielmals“, sagt sie immer noch lächelnd.

„Gerne doch“, antworte ich.
„Musst du auch zur Akademie?“

Für einen Moment hält sie inne, dann sieht sie noch hoffnungsvoll an.
„Du etwa auch?“

Ich nicke und gehe weiter.
Kalee geht stumm neben mir.

„Zu welchem Trainer gehst du heute?“, fragt sie irgendwann.

„Ich denke, ich gehe zu jedem ein mal. Hast du denn heute Praxis Training?“

„Ja, den ganzen Tag“, antwortet sie.
„Gehst du denn auch zu Theorie oder zu anderen Fächern?“

Ich schüttele den Kopf.
„Heute gehe ich nur zu Praxis. Vielleicht gehe ich an einem anderen Tag noch mal in die Klassenzimmer.“

Kalee lächelt mich an.
„Das würde mich freuen. Ich habe Unterricht bei Mr. Wright. “

Als wir an der Akademie ankommen, stehen bereits viele Schüler davor und beobachten uns.
Manche von ihnen starren uns ungläubig an, andere sehen erfreut aus und wieder andere blicken verwundert von mir zu Kalee und wieder zurück.
Ein Blick zu Kalee verrät mir, dass sie es in vollen Zügen genießt, mit mir von allen Leuten gesehen zu werden.

„Darf ich dir meine Freundinnen vorstellen?“, fragt sie und deutet auf eine Gruppe Mädchen, die aufgeregt tuscheln.

„Natürlich.“ Ich lächle und versuche nicht die Leute anzusehen, die um uns herum stehen und uns anstarren. Wenn Annie dabei wäre, könnte ich nämlich mit niemandem mehr reden, sondern müsste direkt zu ihr gehen.

Kalees Freundinnen sind alle in meinem Alter und lächeln nervös, als ich auf sie zu komme.

Kalee stellt mir alle vor, aber ich kann mir die Namen kaum zwei Sekunden merken, weil ich an Annie denke.
Alle fünf Mädchen fragen mich nach Autogrammen und Fotos.

Noch mehr Schüler kommen zu uns.
Ich unterschreibe unendliche Zettel und mache Fotos.
Die meisten Leute, habe ich schon mal gesehen und manche meiner Freunde aus der Akademie sind auch dabei, aber ich habe nicht wirklich viel Zeit, mit ihnen zu reden, weil ich von einer Masse umschwärmt werde.

Als die Glocke läutet und die gigantischen Tore, die in das alte Backsteingebäude eingefasst sind, öffnen sich.
Die Menge teilt sich und ich gehe das erste Mal seit Wochen wieder in die Eingangshalle der Akademie.

An den Wänden hängen Bilder aller Gewinner der Hungerspiele aus Distrikt vier. Ich gehe sie alle mit meinem Blick durch und erkenne mich selber in einem goldenen Rahmen.
Neben der Tür, die zum Hauptflur führt, steht eine Theke, an der wie immer die alte Mrs. Cliar sitzt und Schüler einweist oder ihnen Fragen beantwortet.
Überall in der Eingangshalle stehen Tische mit Sesseln, Bänken und Stühlen, auf denen sich ein paar Schüler niedergelassen haben.

Als ich durch die große Tür in den Hauptflur gehe, werde ich immer noch angestarrt. Kalee und ihre Freundinnen gehen neben und hinter mir die Treppe hinunter in die riesige Trainingshalle.
Ich rieche den Geruch von sterilen Waffen, Metall, Funken durch zwei Metalle, die aufeinander knallen und Gummi.
Es riecht ein wenig wie in einer Werkstatt.

Ich atme den Geruch tief ein. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, seit ich hier war.

Die Trainer stehen an verschiedenen Punkten in der Halle verteilt und warten auf die Schüler, damit sie die Anwesenheit überprüfen können.
Kalee zieht mich mit zu Mr. Wright, der mich bereits anlächelt.

„Finnick Odair!“, ruft er. Alle Schüler um ihn herum drehen sich zu mir um.
„Was eine Ehre dich hier bei uns zu haben.“

„Freut mich auch, hier zu sein“, antworte ich uns erwidere seinen festen Handdruck.

„Was führt dich heute hierher?“, hakt er nach.

„Zu viel Zeit und Sehnsucht nach den alten Zeiten“, lache ich und Mr Wright lacht ebenfalls.

Nachdem er die Anwesenheit kontrolliert hat, verteilen sich die Schüler langsam.

Ich gehe direkt auf die Station mit dem Dreizack zu und nehme ihn aus der Halterung.

Wenig später hat sich eine kleine Gruppe um mich herum gebildet und auch die anderen Schüler an den Stationen haben inne gehalten und beobachten mich.
Ich drehe den Dreizack in der Wand, schwinge ihn durch die Luft und zersteche die Puppen.

Und dann sehe ich sie.
Annie Cresta steht Rand der Halle und starrt mich an.
Ich möchte zu ihr von rennen, sie umarmen, mir ihr reden.
Langsam reiche ich den Dreizack an den nächsten, der in der Wartereihe hinter mir steht.

Dann gehe ich geradewegs auf Annie zu. Es ist mir egal, dass die anderen mich anstarren.
Als Annie realisiert, dass ich sie ansehe, wird sie ein wenig rot.
Eine ihrer Freundinnen schiebt sie nach vorne und sie geht langsam und vorsichtig auf mich zu.
Stürmisch gehe ich die letzten Schritte auf sie zu und falle ihr in die Arme.
Ich rieche ihren süßlichen Duft, spüre ihren warmen Atem auf meiner Schulter und ihren schnellen Herzschlag an meinem Brustkorb.

„Ich hab dich vermisst“, flüstere ich.

„Ich dich auch“, abtwortet sie leise.

Die Tribute von Panem-Dunkele LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt