@EmmiSmiles gewidmet ;)
Finnick P.o.V.
Meine Mutter zupft mir die Krawatte zurecht und ich mustere mich im Spiegel. Ich bin wieder etwas kräftiger geworden, seit ich aus der Arena zurück bin. Meine Gesichtskonturen wirken nicht mehr so hart und abgemagert. Meine Augen liegen nicht mehr in dunklen Höhlen und ein leichtes Lächeln liegt auf nehmen Lippen. Dieses Lächeln konnte mir aber auch nichts in der Arena nehmen.
Ich habe meinen Eltern nicht viel von Laze erzählt, alles Wichtige haben sie im Fernsehen gesehen. Es ist komisch über diese Sache zu reden, da sie mir auch unangenehm ist. Ist habe sie ausgenutzt und umgebracht.
Aber trotzdem war da etwas. Ich mochte sie wirklich. Vielleicht nicht so sehr wie Annie, aber ich mochte sie.Der Sarg aus purem Silber liegt schwer zwei Meter tief in dem Loch. Ich stelle mir Laze vor, wie sie mit geschlossenen Augen ruhig auf dem weißen Kissen liegt.
Kurz schließe ich die Augen und sehe ihre weichen Gesichtszüge, ihre bleiche Haut und die grüngrauen Augen.
„Wir sind zu Hause, Laze“, wispere ich. „Wir sind beide zu Hause angekommen.“Eine Träne rollt über meine Wange.
„Es tut mir so leid“, schluchze ich leise.
„Du hättest ein besseres Ende verdient.“Ich höre ihre zarte Stimme weit entfernt.
„Es war ein gutes Ende. Du warst da. Es hätte nicht besser sein können.“
Ich atme tief ein und aus, dann lasse ich die weiße Rose, die ich in der Hand halte, los. Sie fällt zu den anderen auf die metallene Hülle des Sargs.
Ein letztes Mal blicke ich zu Laze hinunter, dann trete ich langsam zurück.
Ich spüre die Blicke der anderen in meinem Rücken. Drei von Lazes Freundinnen mustern mich misstrauisch, ihr Vater hält die Hand ihres kleinen Bruders, meine Eltern stehen bei anderen mir unbekannten Menschen, Cleophy, die Designer und beiden Vorbereitungsteams, eine alte Frau mit weißen hochgesteckten Haaren sieht mich mit stechendem Blick an. Ihre Augen haben die gleiche Farbe wie Lazes.
Und erst jetzt erkenne ich die Ähnlichkeit. Die Frau muss Lazes Großmutter und die Mutter von Dilys Liveed, Lazes Mutter, sein.
Ihre Haut ist ebenfalls hell und durch ihre Haare ziehen sich ein paar letzte blonde Strähnen. Dilys hatte zwar schwarze Haare, aber die Ähnlichkeit der beiden ist nicht zu übersehen.
Ich wende meinen Blick von Mrs. Liveed ab.„Lazes Mutter wäre stolz auf sie gewesen“, sagt Lazes Vater plötzlich zu mir und ich lächele traurig. Er denkt den Kopf.
„Ich bin mir sicher, sie haben sich wiedergesehen“, antworte ich leise und senke den Kopf.
Lazes Vater stellt sich neben mich und mustert mich von der Seite. Er greift in seine Tasche und zieht meine Taschenuhr hervor.
Wortlos reicht er sie mir und hängt sie mir um den Hals.„Du scheinst eine Menge Erinnerungen mit ihr zu verknüpfen. Jetzt hast du eine Erinnerung mehr.“, murmelt Aris Christon.
Meine Finger fahren über das gläserne Ziffernblatt.
Es ist erst wenige Tage her, dass ich sie Laze gegeben habe.Nach der Beerdigung auf dem Friedhof ist ein kleines Essen bei Christons geplant.
Ihr Haus sieht so aus wie unser altes, nur ist es ein bisschen größer.
Die Tür ist in einem vornehmen Gold gestrichen, vielleicht handelt es sich auch um Blattgold.
Stumm folge ich meinen Eltern und den anderen durch den Flur ins Esszimmer.Eine lange weiß verschnörkelte Tafel zieht sich durch den ganzen Raum. Eine seidene Tischdecke liegt drauf und der Tisch ist festlich geschmückt. Zwischen den Tellern, Gläsern und dem Besteck zieht sich eine feine Lichterkette mit kleinen kugelförmigen Lämpchen über den Tisch.
Schweigend setze ich mich an den mir zugewiesenden Platz und beobachte die anderen, wie sie sich plaudernd hinsetzen.
Langsam hebt sich die Stimmung, seit wir den Friedhof verlassen haben.
Meine Eltern unterhalten sich mit Lazes Vater und sie scheinen sich gut zu verstehen.
Zu gerne hätte ich Lazes Mutter kennengelernt. Sie war sicherlich genau wie Laze.„Ich hab dich im Fernsehen gesehen.“
Ich fahre herum und das zarte Gesicht von Lazes Bruder sieht mich an.
Die gleichen Augen wie Lazes.
Die gleiche Haarfarbe.
Das gleiche Lächeln.
„Du bist Finnick“, sagt der Junge, der aussieht wie aus Porzellan.„Ja“, antworte ich knapp.
Ich weiß nicht, was er von den Hungerspielen gesehen hat und was er versteht, da er noch sehr jung wirkt.„Ich bin Cay.“
„Freut mich, dich kennenzulernen, Cay“, sage ich lächelnd.
Er reicht mir seine kleine Hand und schüttelt meine kräftig.
„Willst du nach dem Essen mein Zimmer sehen?“, fragt er hoffnungsvoll.
„Gerne doch.“ Ich lächele traurig. Er ist noch so klein und hat seine Mutter und seine Schwester verloren.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich Gut mit Laze verstanden hat und sie vermissen wird. Wegen mir.
Ich habe sie ihm genommen.Beim Essen erzählt Cay mir von der Schule, von seinen Freunden und von Laze.
Er erzählt die ganze Zeit und ich muss kaum etwas sagen, höre aber aufmerksam zu.
Jedes Detail, das er über Laze erzählt, präge ich mir ein um sie besser kennenzulernen und besser zu verstehen.
Später zeigt er mir stolz sein Zimmer und zieht mich anschließend in Lazes.
Es ist perfekt aufgeräumt und sieht unberührt aus, so als wäre nichts passiert.
Große Fenster reichen bis zum Boden und ein Spiegel schmückt die Wand rechts von mir. Neben dem Spiegel steht Lazes riesiger Kleiderschrank.
An der Wand daneben befindet sich ein Bücherregal, das die komplette Wand einnimmt.
Gegenüber vom Regal und direkt am Fenster steht ein Schreibtisch aus dunklem Holz, genau wie das Bücherregal, mit einem bequem aussehenden Ledersessel.Weiter hinten steht ihr Himmelbett mit einem weißen Tuch drüber und an den Seiten.
An beiden Seiten der Wand, an der das Bett steht, hängen Bilder in allen Größen, die das Bett unrahmen.
Auf vielen ist Laze abgebildet, manchmal mit Freunden oder Familie.An einer Wand daneben hängt ein goldener Bogen mit einem gleichfarbeben Köcher und Pfeilen.
Das einzige Chaos in ihrem Zimmer ist auf ihrem Schreibtisch.
An den Rändern stehen Uhren, Porzellanfiguren und eine Blumenvase mit frisch blühenden Blumen.
Anscheinend ist das das einzige, was ihre Eltern an ihrem Zimmer sich getraut haben zu verändern.
In der Mitte liegen Zettel von verschiedenen Größen und Farben quer verteilt über- und nebeneinander.
Alle sind beschrieben, manche mehr, andere weniger.
Zu gerne würde ich alle Zettel lesen und ordnen.
Aber Cay zieht mich wieder in ein anderes Zimmer.Dalorea empfängt uns zu Hause wie immer mit einem schüchternen Lächeln.
Meine Eltern gehen an ihr vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, ich lächele zurück.
Ich lächele kurz zurück, gehe dann aber direkt hoch in mein Zimmer.
In diesem Moment möchte ich mit niemandem wirklich reden. Ich brauche Ruhe. Ruhe um nachzudenken, um alles verarbeiten zu können. Und vielleicht auch um mit der Sache abschließen zu können. Zum mindest größtenteils. Komplett werde ich das nie können. Da ich es niemals vergessen werde. Die Hungerspiele werden immer ein Teil meines Lebens sein. Jeder, der mich sieht, wird mich automatisch den Hungerpsielen zuordnen. Jeder weiß, wer ich bin und was ich getan habe, um zu überleben. Sie alle haben mich und Laze gesehen. Und vielleicht wissen sie auch von Annie.Zum mindest Lyon wusste es. Bisher habe ich noch keine Ahnung, woher. Es hat sich auch noch keine Gelegenheit ergeben, ihn zu fragen.
Es gibt so viel, was ich noch klären und erfahren muss.
Zu viel ist ungeklärt.
Vor allem meine Beziehung zu Annie.
Hasst sie mich jetzt?
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Die Tribute von Panem-Dunkele Lügen
Fanfiction》Finnick Odair ist erst vierzehn Jahre alt, als er sich für die Hungerspiele freiwillig meldet. Er muss alles zurück lassen, auch seine erste Liebe Annie, um lebend wieder nach Hause zu kommen. Doch in der Arena erwarten ihn nicht nur harte Konkurre...