Kapitel 68-Avox

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@SamanthaGrimm6 gewidmet :)

Finnick P.o.V.

Ich trockne mir die Haare mit dem Handtuch ab und lasse es auf den Boden fallen. Das kann ich morgen noch wegräumen.
Von unten höre ich ein gedämpftes Krachen, dann Stille.
Meine Eltern schlafen schon, also muss es jemand anderes sein.
Ein Einbrecher? Nein, wir haben bestimmt ein Sicherheitssystem.
Ich ziehe mir meine Kleidung von gestern an und schleiche langsam die Treppe hinunter.
Ich spähe in den Flur hinein, dann ins Wohnzimmer, aber nirgendwo ist jemand.

Ich höre eine Schranktür zuklappen.
Vorsichtig schleiche ich in Richtung Küche und bleibe kurz stehen, um zu lauschen.
Ich drücke die Türklinke herunter und stehe einem der Avox von vorhin gegenüber. Sie kniet auf dem Boden und erschrickt, als ich ins Zimmer komme.
Ängstlich sieht sie mich an.
Neben ihr auf dem Boden liegen Scherben, wahrscheinlich ist ihr ein Teller heruntergefallen.

Ich knie mich neben sie.
  „Hey, ist alles okay?“, frage ich sie. Aber sie antwortet nicht.
Sie sieht mich stumm an. Das Mädchen ist ungefähr in meinem Alter und muss schon arbeiten. Erstaunt mustere ich sie.
Sie hat schwarze hochgebundene Haare und dunkelgraue Augen. Ihre Haut ist blass und ihr Gesicht ist zierlich. Allerdings stechen ihre Wangenknochen markant heraus.

  „Warte, ich kann dir helfen, das weg    zu fegen. Sonst verletzt du dich.“

Ich greife nach dem Handkehrer, der neben ihr steht, aber sie nimmt ihn vorher und beginnt die Scherben auf die Schaufel zu wischen.

  „Ich hätte das auch machen können, aber trotzdem danke“, sage ich schulterzuckend.

Das Mädchen sieht mich nicht an, sondern starrt nur konzentriert auf ihre Arbeit.
Sie kippt die Scherben in den Mülleimer und stellt den Handfeger wieder weg. Dann nimmt sie eine handvoll Besteck, die auf der Anlage liegen und sortiert sie in die Schublade, ohne mich eines Blick es zu würdigen.

  „Du solltest schlafen gehen“, meine ich und beginne ebenfalls, Besteck einzuräumen.
  „Ich kann das auch machen. Schließlich wohne ich hier.“

Sie schüttelt stumm den Kopf.

  „Du redest nicht gerne, oder?“

Für einen kurzen Moment hält sie inne, dann sortiert sie einfach weiter.

Als wir das restliche Besteck eingeräumt haben, strecke ich ihr die Hand hin und sehe ihr tief in die Augen.

  „Ich bin Finnick“, stelle ich mich vor.
  „Und du?“
Sie antwortet nicht.
Dann verstehe ich.
  „Du kannst nicht sprechen“, stelle ich leise fest.
Sie überlegt, dann nickt sie zögerlich.
  „Warte hier, ich habe eine Idee.“

Ich renne die erste Treppe hinauf, die sich in drei Treppen aufteilt. Die beiden seitlichen führen zu den Zimmern meiner Eltern, die mittlere weiter nach oben.
Ich nehme die mittlere, die sich kurz danach in zwei Treppen aufteilt, die beide seitlich zu meinen Zimmern führen.
Ich Stürme in mein Zimmer und krame einen Stift und Papier aus meinem Schreibtisch hervor.

  „Du kannst es einfach aufschreiben“, erkläre ich strahlend. 
Ich gehe ins Wohnzimmer und setze mich an den Tisch und das Mädchen folgt mir.
  „Also, wie heißt du?“

Sie zögert, dann nimmt sie den Stift in die Hand und beginnt zu schreiben.

Dalorea.

  „Und woher kommst du?“

Dalorea überlegt und schüttelt schließlich den Kopf.

  „Aus dem Kapitol?“
Sie antwortet nicht.
Nein, sonst würde sie nicht hier arbeiten.
 
  „Okay. Du musst es nicht sagen. Aber willst du mir verraten, wieso du nicht sprechen kannst?“

Tränen treten in ihre Augen. Ich lege ihr tröstend meinen Arm um die Schultern.
  „Alles ist gut. Manchmal muss man seine Sorgen mit anderen teilen, dann wird es besser.“

Dalorea zögert und öffnet schließlich den Mund.
Meine Augen weiten sich vor Schreck.
Anstatt einer Zunge ist hinten nur ein kleiner Rest übrig.
 
  „Wer hat dir das angetan?“, frage ich wütend.
  „Wer tut so etwas?“

Sie schüttelt wieder den Kopf und legt den Stift sorgfältig auf den Tisch.
Ich drücke ihn ihr in die Hand.

Sie überlegt, ob sie mir die Geschichte erzählen darf, dann setzt sie an zu schreiben.

Ein paar Leute aus dem Kapitol.

  „Aus dem Kapitol? Wieso denn das?“

Wir wurden verhaftet.

  „Aber das ist doch keine Strafe des Kapitols. Wieso sollten sie etwas tun?“
Kritisch sehe ich Dalorea an.

Sie schüttelt den Kopf.

Können wir darüber wann anders reden?

Ich nicke, denke aber immer noch darüber nach, dass das Kapitol so etwas getan haben soll.

Das Mädchen starrt betroffen auf das Papier.

  „Egal. Reden wir über etwas anderes.“
Ich lächle sie freundlich an.
  „Erzähl mir etwas über dich. Was ist deine Lieblingsfarbe?“

Weiß.

  „Zählt das überhaupt als Farbe?“, harke ich nach.

Weiß ich nicht.
Sie lächelt.
Aber ich finde die Farbe strahlt Ruhe aus.
Und deine?

  „Grün. Oder eher grünblau. Wir das Meer. Warst du schon mal am Meer?“

Nein. Ich kenne es nur von Bildern.

  „Wir haben ein Meer direkt an Distrikt vier“, erzähle ich.
  „Du musst da unbedingt hingegen.“

Ihr Gesichtsausdruck wird traurig.
Das darf ich nicht.

  „Natürlich. Ich gebe dir den ganzen Tag Morgen frei.“

Sie schüttelt den Kopf und legt den Stift auf den Tisch.

  „Aber irgendwann gehen wir ans Meer. Versprochen?“

Vielleicht irgendwann. Ich muss aber viel arbeiten.

Ihre grauen Augen huschen unruhig über das Papier.

Bitte erzähl keinem davon etwas. Du darfst noch nicht einmal sagen, dass wir uns kennen.

  „Wenn du willst“, sage ich verwundert, obwohl ich es nicht ganz verstehe. Sie arbeitet doch bei und, also ist es doch klar, dass wir Kontakt aufbauen.

Dalorea nimmt den Stift vom Tisch und malt viele kleine Kringel und Kreise über ihr Geschriebenes, um es zu verdecken.
Erst, als man nichts mehr erkennen kann, gibt sie sich zufrieden und setzt den Stift ab.

Sie zögert und schreibt erneut etwas auf.

Warst du wirklich in den Hungerspielen?

Ich nicke stolz.
  „Ja, deshalb darf ich hier wohnen“, antworte ich.

Was ist mit den anderen?

Ich schweige.
Dalorea scheint nicht zu wissen, was in den Hungerspielen wirklich passiert.
Ich zucke mit den Schultern.

Kennst du Präsident Snow persönlich?

Ihre Hand mit den Stift fängt an zu zittern und ihre Augen werden zu wütenden Schlitzen.

  „Ich habe ihn bei der Krönung gesehen und auch mit ihm gesprochen.“

Ich würde ihn auch gerne mal sehen.

Aber ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie ihn nicht treffen will, weil sie ihn toll findet.

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Jaaa, ich geb's zu, ich hab die Kapitel schon im Urlaub vorgeschrieben :D hatte da so einen kleinen Schreibfluss :)
Aber jetzt beginnt die Schule morgen wieder :/
Ich könnte mir eine richtig gute Entschuldigung ausdenken. so was wie „Lona hat leider die Wattpadie und kann deshalb nicht an Ihrem Unterricht teilnehmen“

Ich denke, das dürfte funktionieren :)
LG
Lona :)

Die Tribute von Panem-Dunkele LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt