D A V I D
Instinktiv reiße ich meine Tasche mit der halb ausgepackten Jacke in die Höhe.
„Halt, warte!", entfährt es mir, doch der Hund ist schon bei mir und gräbt seine Zähne in die Ledertasche.
Kräftigt zerrt er daran, stemmt die Hinterbeine in den Boden und will sie mir entreißen. „Bitte! Ich will dir nichts böses, bitte!"
Ich versuche den kleinen Köter dazu zu bringen meine Tasche loszulassen und richte mich gebückt auf, so gut es in dem engen Verschlag geht. Mit einem Ruck ziehe ich voller Kraft die Tasche zu mir. Die Zähne des Hundes gleiten ab. Knurrend schießt er erneut nach vorne, diesmal auf mein Bein zu.
„Cadela!" Die Stimme des Mädchens hält den schmutzigen Köter zurück. „Lass ihn. Komm her."
Gehorsam wankt der kleine Köter zu ihr, beäugt mich dennoch weiterhin misstrauisch. Das Mädchen tritt ein. Der Verschlag ist fast zu eng für uns beide. Mit geübten Handgriff schiebt sie die Holzpalette hinter sich zu. Ich lasse mich wieder gegen die Wand sinken. Der Hund trottet an mir vorbei zu der Decke in der anderen Ecke und legt sich hin.
Skeptisch sieht mich das Mädchen an. Von irgendwoher befördert sie eine Kerze zutage. Die kleine Flamme zwischen uns spendet ein wenig mehr Licht als der Mondschein, welcher durch die durchsichtige Folie von oben hereinfällt.
„Wenn du etwas anbieten kannst, darfst du die Nacht hierbleiben", meint sie hart. „Sonst lernst du Cadela erst richtig kennen."
Mein Blick gleitet zu ihrem Hund, welcher bei seinem Namen den Kopf hebt. Im ersten Moment verstehe ich ihre Worte nicht. Dann wird mir klar, dass sie mir einen Tauschhandel vorschlägt. Ich krame in meine Tasche und ziehe einen Apfel hervor. Sie hebt nur die Augenbraue. Ich lege eine Nektarine dazu. Das schwarzhaarige Mädchen nickt und nimmt das Obst an sich.
„Danke", sagt sie knapp. Sie legt ihre Mütze ab und scheucht Cadela von den Decken weg, welche sie um ihren Körper ausbreitet. Jetzt, im Schein der Kerze erkenne ich ihr Gesicht besser. Sie ist muss noch jünger als ich sie schätzte. Deutlich stehen ihre Wangenknochen hervor und ich erahne unter der Decke ihren abgemagerten Körper. Ich schlucke. Sie ist dünn, so dünn.
„Was ist?" Ihr Hund lässt sich beschützend an ihrer Seite nieder. Trotzig gleiten ihre Augen über mich. Der Argwohn darin ist nicht zu übersehen. Sie sieht genau wie gut genährt ich bin, ganz im Gegenteil zu ihr. Das Mädchen mustert meine Lederjacke. „Hör zu, ich kenne dich nicht. Ich lasse dich hier eine Nacht schlafen, dann verschwindest du. Ich will nichts mit deinen Angelegenheiten zu tun haben."
„Das verstehe ich", erwidere ich. Vorerst bin ich mehr als zufrieden, irgendwo untergekommen zu sein.
Das Mädchen holt die Nektarine hervor. „Woher hast du die?"
„Geklaut", erfinde ich schnell eine Lüge. „Wie heißt du?", frage ich, um sie sogleich davon abzulenken.
„Du kannst mich Yim nennen." Sie beißt in die Frucht und ich sehe, wie sie aufseufzt, die Reaktion aber vor mir zu verbergen versucht. „Verdammt ist die gut." Sie lächelt mich an, zum ersten Mal. "Ich sortiere Elektroschrott. Fabrik 3. Fünfte Abteilung." Yim nimmt einen weiteren Bissen und schließt die Augen. „Lass mich raten - du bist ein Dieb? Bei den Aufsehern auf den Feldern?" Sie legt den Kopf schief und ihr langer Zopf rutscht ihr von der Schulter.
DU LIEST GERADE
Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...