D A V I D
„Stopp!", schreit Rune Kyle zu, als dieser bei den Stufen der Bühne ankommt. Ihre laute Stimme durchschneidet die Luft, durchdringt das Chaos. Niemand erwartet von der ruhigen Caroline Zwin, dass sie die Stimme erhebt. Kyle Brighton erstarrt und ich bemerke trotz des Tumults die vielen Blicke, welche sich auf Rune richten.
„Es ist alles wahr!", ruft sie in die Menge. „Die Ältesten sind ein Kreis von Mördern, die eure eigenen Familien umgebracht haben! Eure Frauen, eure Kinder, eure Liebsten! Alles ist nur eine Lüge!" Das rothaarige Mädchen in dem weißen Hochzeitskleid holt Luft und mit den nächsten Worten, die ihren Mund verlassen, drehen sich die restlichen Köpfe zu ihr. „Und es gibt keine Caroline Zwin!"
Aufrecht steht Rune da, selbstbewusst und so anders, als jede Frau der Gesellschaft. Da ist eine Leidenschaft und ein Zorn in ihrer Stimme, der mich zittern lässt. „Caroline Zwin existiert nicht. Mein Name ist Rune. Ich bin die Tochter von Isabelle Rutherford, welche die erste Rebellion vor achtzehn Jahren anführte. Die meisten werden sich vielleicht noch an ihren Namen erinnern. Doch an nicht mehr. Denn so ist die Gesellschaft! Sie löscht alles und jeden aus, der nicht ihren Vorstellungen entspricht. Nur mich konnte die Gesellschaft nie kriegen. Ich trage den Beweis unter meiner Haut!"
Runes mitreißende Worte haben auch Gehör in dem letzten der Gäste gefunden. Es scheint, als würde die ganze Gesellschaft den Atem anhalten. Nicht einmal mein Vater wagt es, sich zu bewegen. Rune schiebt mit einem Ruck den spitzenbesetzten Ärmel ihres Hochzeitskleid hinunter und verschmiert das Make-Up, welches das Schwarz verbirgt. Dann dreht sie ihr Handgelenk, sodass es jeder sehen kann.
„Ich bin Nummer 137. Die hundertsiebenunddreißigste, die von der Gesellschaft eingesperrt wurde. Ich wurde geboren und weggesperrt." Rune holt Luft. In ihren efeugrünen Augen lodert die Wut. „Meine Mutter Isabelle war Nummer 136. Sie wurde von den Ältesten hingerichtet! Genau wie Nummer 130. Ariel Brighton!" Sie spuckt die Worte beinahe aus, als wären sie giftig.
„Kyle Brighton brachte seine eigene Ehefrau um! Wollt ihr wirklich in so einer Gesellschaft leben? In einem System, das Frauen verachtet und jeden ausschaltet, der eine eigene Meinung hT? Oder wollt ihr in Freiheit leben, in der Freiheit, über das eigene Leben selbst zu entscheiden?"
Runes Blick schweift über die Menge. Noch nie habe ich sie so erlebt. Nicht einmal, als sie mir mit funkelnden Augen das Kämpfen beibrachte. Jetzt scheint sie innerlich in Flammen zu stehen. Die eisige Kälte, mit der sie sich oft abschirmt, ist verschwunden. Das Mädchen brennt, voller Emotionen, voller Gefühle.
„Wollt ihr lieben? Und wollt ihr wahrhaftig leben?"
Ihre Stimme grollt über die Köpfe der Menge und schlägt in den Herzen ein. Und es gibt kein Halten mehr.
Das, was ich vorher als Chaos bezeichnet hätte, ist nichts gegen den Tumult, den Runes Worte auslösen. Auf einmal schiebt und drängt und schreit die Menge, fordert mit brüllender Stimme ihre Freiheit. Da sind laute Schreie und Panik und Verwirrung und plötzlich löst sich irgendwo ein Schuss. Alles gerät außer Kontrolle.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...