28 - Abschied

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D A V I D

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D A V I D

„Hey", sagt Rune und lässt sich neben mir zu Boden sinken.

Sie rutscht an die Wand und lehnt sich dagegen, genau wie ich. Ihre Schulter berührt kurz meine, so unerwartet nah ist sie mir.

Das Mädchen wendet den Kopf und schaut mich an. Ihre Locken kitzeln mich in der Nase. Da ist ihr Geruch in der Luft, nach Holz, nach Regen und grünem Efeu, wie die Farbe ihrer Augen. Ich kann sie nur ansehen, von der Narbe in ihrer Augenbraue, bis zu ihren schmalen Lippen, die mich so verheißungsvoll anschauen. Ein Anblick, den ich wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen werde. In ihrer Miene liegt gleichermaßen ein Verständnis und eine Traurigkeit. Ein Verständnis über meine Handlungen, eine Traurigkeit über meine Lügen. Plötzlich weicht sie meinem Blick aus und sieht zu Boden. Da ist diese Verletzlichkeit in ihr, diese seltene Gefühlsregung.

„Rune", wispere ich, bis sie mich wieder ansieht. „Rune, es tut ..."

Sie schüttelt ruckartig den Kopf und unterbricht mich. „Nicht, David. Es hat keinen Sinn mehr", murmelt sie und da ist Betroffenheit in ihren Worten. Sie verändert ihre Sitzhaltung und zieht die Beine an den Körper. Das Mädchen sieht auf einmal schwach aus. Doch sie ist so stark. „Ich soll dir unsere Entscheidung mitteilen. Toris ..."

Jetzt bin ich es, der ihr das Wort abschneidet. Und vielleicht waren meine Gedanken vorhin unsicher und wussten nicht, wohin sie sollten - aber in diesem Moment ist mir alles klar. Ich sehe nur Rune, wie geschaffen für die Wildnis und meine Entscheidung ist getroffen.

„Ich werde zurück in die Stadt gehen", sage ich, selbstbewusster als ich mich fühle. „Zurück in die Gesellschaft."

Rune atmet aus. Sie öffnet den Mund um etwas zu sagen, schließt ihn aber wieder. Über ihr Gesicht huschen tausende Emotionen, zu schnell. Als sie die Augen wieder öffnet, fesselt mich ihr Blick. „Bist du dir sicher?" Ich schlucke und nicke zögerlich. Ein bitteres Lächeln hebt ihre Mundwinkel leicht an. „Hast du keine Angst? Vor ... deinem Vater?" Ihre Stimme klingt so sanft.

„Doch", bringe ich hervor, ehrlicher als je zuvor. „Ich habe solche Angst vor ihm. Was er mir antun wird." Meine Hände zittern und ihre efeugrünen Augen drängen mich dazu, noch mehr preiszugeben. „Aber ich habe noch mehr Angst um euch", wispere ich.

Ihr Blick trifft meinen und ich weiß, dass sie die eigentliche Wahrheit in mir sieht. Es ist nicht nur der Stamm, um den ich fürchte. Sondern vor allem die Person, die so knapp neben mir sitzt. Rune atmet aus und ihr Gesicht verhärtet sich für einen Augenblick, als würde sie ihre Maske wieder aufsetzen wollen, aber dagegen ankämpfen.

„Ich kann euer Leben nicht aufs Spiel setzen, Rune. Nicht, um nur mein eigenes Glück zu finden. Ich habe schon zu viel Chaos in die Wildnis gebracht. Ich kann nur hoffen, dass es ausreicht, wenn ich gehe und mich der Gesellschaft stelle."

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt