R U N EIn den Nächten nach unserem Wiedersehen schlafe ich schlecht.
Unruhig drehe ich mich von einer Seite zur anderen, das feine Bett ist plötzlich zu weich und ich fühle mich, als würde ich darin versinken. Oder es sind meine Gedanken, die mich in die Tiefe ziehen, die mir den Schlaf rauben, mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich weiß es nicht. Ich kann nur schlaflos in der Dunkelheit liegen und an die Decke starren und versuchen, nicht die ganze Zeit an David zu denken.
An seine Augen, an das erschrockene Erkennen darin. An seine Umarmung, fest und sicher. An seine sorgenvollen Worte, an den Ausdruck, als ich ihm die Wahrheit meiner Wünsche gestand. An seine Lippen, so verlockend und jetzt so fern. Und gleichzeitig zieht sich bei der Erinnerung an den Moment alles in mir zusammen. Denn da war der Mann mit den leblosen Augen.
Kyle Brighton. Davids Vater.
Noch immer zittere ich, wenn ich glaube seine Finger an meinem Kinn zu spüren. Noch immer ist da der Hass in mir, als er sich über meine Haarfarbe amüsierte und Isabelles Namen in den Mund nahm.
Isabelle.
Es dauert ein paar Nächte, bis ich ihren Namen flüstern kann, ohne meine Emotionen zur Seite zu drängen. Doch mit jeder Nacht die vergeht, komme ich besser mit der Wahrheit zurecht. Die Beweise sind so eindeutig wie die Tätowierung auf meiner Haut. Doch Gefühle sind nicht einfach zu verstehen und ich hatte nie eine Person, die ich Mutter nennen konnte. Oder so nennen wollte.
Und langsam, ganz langsam, wächst in mir das Verlangen, Isabelle in diesem Licht zu sehen. Nicht nur als Namen der Rebellen, als Geschichte des Aufstands. Sondern als Mutter, die ich nie kennengelernt habe, die aber durch mich weiterlebt. Denn ich habe den starken Verdacht, dass wir uns nicht unähnlich sind.
***
„Guten Morgen", begrüßt mich Deidre freundlich in der Früh, als ich den Weg zum Salon finde. Es ist ziemlich zeitig am Morgen und ich kann Marc noch nirgends sehen.
„Bist du gerade erst angekommen?", frage ich die braunhaarige Frau und mustere ihre Frisur, welche ein wenig durcheinander ist. Verlegen fährt sich Deidre durch das Haar und richtet ihren strengen Zopf.
„Ja, vor wenigen Minuten. Doch ich bin heute ein wenig spät dran. Ich muss das Frühstück gleich herrichten." Etwas hektisch reißt sie die Türe auf, durch welche man zur Küche kommt.
„Lass mich dir helfen", rufe ich und folge ihr. Gemeinsam decken wir den Tisch für zwei Personen ein, Marc und mich, wie in letzter Zeit üblich. Des Öfteren habe ich versucht, Deidre dazu zu überreden, mit uns zu essen, doch sie winkt immer ab. Irgendwie fühle ich mich dennoch verpflichtet, der jungen Frau bei ihren Tätigkeiten zu helfen. Schließlich ist es wegen Deidre, dass ich überhaupt hier bin und bleiben kann.
Während ich gerade einen gut gefüllten Brotkorb auf den Tisch stelle, erscheint Marc Zwin. Gut gelaunt begrüßt er mich und nimmt lächelnd Platz. Inzwischen knurrt mein Magen und ich lasse mich ihm gegenüber nieder. Ich greife nach der Teekanne und schenke mir ein. Deidre ist bereits wieder in die Küche verschwunden. Gemächlich beobachte ich, wie sich der ältere Mann ein Brötchen mit Butter und Marmelade bestreicht und einen Zuckerwürfel in seinen Kaffee wirft. Obwohl ich in den ersten Tagen von den Köstlichkeiten der Gesellschaft überwältigt war und beinahe alles probierte, bin ich nun wieder zu meinem gewohnten Frühstück zurückgekehrt: Brot, ein bisschen Butter, heißer Tee.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...