R U N ECayla begleitet mich zu meiner Hütte, nachdem sie kurz bei Vic war und ich für uns ein Abendessen geholt habe. Mit unseren Schüsseln lassen wir uns auf mein Bettlager sinken. Die Stimmung zwischen uns ist gedrückt. Die Ereignisse und Toris' Besprechung klingen noch immer in uns nach.
„Wie war es?", frage ich sie. Cayla weiß sofort, was ich meine.
„Beängstigend", sagt sie und betrachtet ihren Löffel. „Ich war schon des öfteren in den Slums, aber ... aber keinen Ausweg zu haben ..." Das Fleischstück auf ihrem Löffel fällt zurück in den Eintopf. „Und es war das erste Mal, dass ich wirklich Kontakt mit den Menschen hatte." Cayla sieht mich an. „Das Leben dort ... ist schrecklich", haucht sie. „Aber ich bin dir wirklich dankbar, Rune. Du bestehst jedes Jahr darauf, mein Können im Kampf zu verbessern. Und ... diesmal habe ich es wirklich gebraucht. Ich bin so froh, wieder im Stamm zu sein."
Wir schweigen und hängen unseren eigenen Gedanken nach. „Vic ... Vic hat mir da etwas erzählt", sagt meine Freundin auf einmal in die Stille hinein. „Von dir und Miguel." Ich schlucke einen Bissen hinunter, der plötzlich in meinem Mund immer mehr wird.
„Da ist nichts zwischen Miguel und mir", bringe ich knapp heraus. „Wir sind nur Freunde. Nichts anders als sonst." Cayla starrt an mir vorbei, an einen Punkt hinter meinem Kopf. Ihr Gesicht verrät mir nicht, woran sie denkt. „Und was ist mit David?" Ich erstarre bei ihren Worten, so sehr überraschen sie mich.
„Was soll mit ihm sein?", stelle ich die Gegenfrage und schiebe die Schüssel von mir. Aus irgendeinem Grund vertraue ich meinen Händen nicht mehr. Caylas prüfender Blick liegt auf mir.
„Du hast doch bestimmt seine Bemerkung mitbekommen, oder?"
„Ich bin für seine Ausbildung verantwortlich, Cayla."
Das schwarzhaarige Mädchen zieht bei meinen gepressten Worten die Augenbrauen in die Höhe, ganz kurz. Sie mustert mich eindringlich und ich halte meine Miene regungslos.
„Ich bin weg und schon bist du ein Chaos, Rune", murmelt sie. Ich schenke ihren Worten keine Beachtung. Denn sie sind viel zu wahr.
***
Die folgenden Tage kriechen quälend langsam an uns vorbei. Einer ist mühsamer als der andere und die Stimmung im ganzen Stamm auf dem Tiefpunkt. Doch jeder hält sich an Toris' Vorgaben. Beim Jagen sind meine Nerven aufs Äußerste gespannt und ich achte auf jede Regung um mich. Aber nichts geschieht. Der Wald ist ruhig und schweigt. Auch von den Kundschaftern erreichen uns keine Botschaften.
Es ist der achte Tag nach der Rückkehr der Kundschafter, nach ihren unheilvollen Nachrichten, als es geschieht.
Der Baum ist mein Lebensretter. Ohne ihm hätten sie mich längst entdeckt.
Unter mir, durch die Blätter der Eiche vage erkennbar, sitzen sie. Fünfzehn Männer, in olivgrüne Anzüge gekleidet. Sie vermischen sich mit den Farben des Waldes, nur ihre dröhnenden Stimmen und die stampfenden Schritte verraten sie. Seit einer halben Stunde verharre ich in der Astgabel hoch über ihren Köpfen. Zu meiner rechten ist das Vogelnest, das ich plündern wollte. Der kleine Marder, den ich in der gegenüberliegenden Baumkrone erspäht habe, ist längst verschwunden. Reglos presse ich mich an den Stamm und versuche mit dem Holz zu verschmelzen. Bete, dass die Truppe bald verschwindet und ich hinunter kann, um meinen Stamm zu warnen.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...