7 - Ankommen

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R U N E

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R U N E

Mit jedem Schritt nähern wir uns dem Dorf.

Wäre David nicht an meiner Seite, der verletzt ist und sich außerdem im Wald so unbeholfen wie ein alter Mann mit Stützstock bewegt, wäre ich schon vor Ewigkeiten im Lager angekommen, hätte etwas essen und zu Bett gehen können. Aber mit ihm dauert der Weg gefühlte Stunden.

Endlich taucht zu meiner Linken die große Eiche auf, welche die Abzweigung zum Eingang unseres Dorfs markiert. Laut seufzt David hinter mir auf. Der ebene Pfad erleichtert ihm das Gehen sichtlich. Wir biegen ab und marschieren durch das alte Holztor. Beinahe sofort versperrt uns Hakan, ein kräftiger Mann mittleren Alters, den Weg. Anscheinend hat er diese Nacht die Wache am Haupttor inne. Voller Argwohn streift sein Blick über den Jungen hinter mir, in seinen Händen ruht ein langer Speer.

„Lass die Waffe sinken. Er ist keine Bedrohung. Ich habe ihn im Wald gefunden. Ich bringe ihn direkt zu Toris", weise ich Hakan an, welcher daraufhin den ausgestreckten Speer zurückzieht und den Kopf neigt. Er tritt zur Seite und gibt uns den Weg frei. Dann sind wir im Lager der Lihai.

Der Hauptweg ist schwach beleuchtet, einzelne Fackeln zeigen den Weg zwischen den Häusern durch. Ansonsten herrscht Dunkelheit über unserem Dorf. Trotzdem sieht sich David neugierig um. Links und rechts des Weges befinden sich die ersten kleinen Hütten. Ein bisschen weiter hinten, zu meiner Rechten, steht ein größeres Haus, dessen Eingang gut ausgeleuchtet ist. Die Tür ist nur angelehnt und Stimmen, Licht, Gelächter und der Geruch nach Essen dringt nach draußen und erfüllt die laue Nachtluft. Ich führe David bis knapp davor und deute auf eine Holzbank.

„Setz dich", befehle ich ihm. Ohne Widerrede folgt er meinen Worten. Er nimmt Platz und sinkt sichtlich erschöpft zusammen. „Mach keinen Blödsinn. Meine Pfeile sind schneller als du", füge ich hinzu, obwohl ich bezweifle, dass er überhaupt noch mehr als ein paar Schritte schaffen würde. Ich öffne die Tür den Kochhauses, ohne dabei David aus den Augen zu lassen und winke dem Erstbesten zu, den ich erblicke. Es trifft Thomas. Er zögert keinen Moment, sondern folgt meiner Aufforderung sofort.

„Was gibt es?", fragt er, sobald er bei mir ist, doch da hat sein Blick schon David erfasst.

„Er. Ich habe ihn im Wald gefunden unter ... unter bedenklichen Umständen. Ich muss sofort zu Toris. Er ist schwach, keine Gefahr. Hab ein Auge auf ihn, während ich sie hole", raune ich ihm zu, wohl wissend, dass David unsere Sprache sowieso nicht versteht. Ich überreiche Thomas eines meiner Messer, bevor ich in die Hütte verschwinde. Weniger, weil ich glaube, dass er es braucht um den Jungen in Schach zu halten, sondern damit dieser es sieht und wirklich keine Anstalten macht, etwas Dummes zu tun.

Sobald ich das Kochhaus betrete, wenden sich die Köpfe meiner Leute nach mir um. So gut wie jeder mustert mich kurz, nimmt meine Anwesenheit wahr, während ich mich zielstrebig durch die Tischreihen schlängle. Die Gespräche kommen nicht zum Erliegen, jedoch nicken mir manche respektvoll zu oder lächeln mich an. Die meisten würden meinen, ich wäre eine sehr bekannte Persönlichkeit im Stamm der Lihai. Das Mädchen mit den Gefühlen aus Eis, die unnahbare Jägerin. Das rote Mädchen.

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt