Achtzehn Jahre zuvor
„Wir haben sie!"
Der Ruf dringt durch die Halle, in der sich die jungen Frauen zusammendrängen. Es sind beinahe ausschließlich Frauen, die sich entsetzt ansehen, keuchen, einander unterdrückte Worte zuflüstern. Die Waffen, welche auf sie gerichtet sind, halten sie in Schach und bieten ihnen keine Möglichkeit, zu entkommen.
Eine Türe öffnet sich. Köpfe fahren herum. Der Schrei geht durch Mark und Bein. Der verzweifelte Schrei der rothaarigen Frau, welche von einem dunkel gekleideten Mann festgehalten wird. Triumphierend präsentiert er die Rothaarige, ehe er sie weiter zerrt, an den jungen Frauen vorbei in einen Gang hinein. Mit all ihren Kräften windet sie sich, zappelt, schlägt um sich und versucht, dem eisernen Griff des Mannes zu entkommen. Doch es gibt kein Entkommen. Brutal drängt er die Rothaarige weiter, ignoriert ihr unerbittliches Toben.
„Lasst mich los!", bringt sie keuchend hervor. „Ich habe nichts getan!" Ihr Atem geht zu schnell, ihr Herz rast, ihre Augen sind panisch, verzweifelt.
Der Wärter verpasst ihr mit der Faust einen Schlag gegen die Schläfe. Augenblicklich geht die junge Frau stöhnend zu Boden. Noch im Fallen versucht sie ihren Bauch zu schützen, die Hände um die runde Kugel geschlungen. Sie trifft hart auf. Die Luft wird aus ihrer Lunge gepresst, ihr Kopf dröhnt. Der Mann packt die Rothaarige wieder und zieht sie rücksichtslos auf die Beine.
„Hör endlich auf, dich zu wehren! Es ist vorbei!" Er fasst sie am Kragen ihres Shirts, bis seine Augen vor ihren schweben. „Wir haben genügend Beweise."
Sein Blick wandert zu der unübersehbaren Wölbung ihres Bauches. Er grinst höhnisch. Die Augen der rothaarigen Frau verziehen sich zu Schlitzen und scheinen aus purem Eis zu bestehen, unnachgiebig. Sie spuckt ihm ins Gesicht. Für einen Moment wirkt es, als könnte sie sich befreien, doch der Mann ist stärker, viel stärker. Von irgendwoher hat er eine Pistole gezogen und richtet sie auf ihren Bauch.
„Nein, nein, nein …", bricht es aus ihr heraus. Ihre olivgrünen Augen schwimmen voller nasser Tränen. Sie zittert, fleht.
„Dann hör auf, dich zu wehren", zischt er. Mit wackeligen Schritten folgt sie ihm, diesmal ohne gegen ihn anzukämpfen, den Kopf gesenkt. In einem kahlen Raum stößt er sie von sich. Die Frau kriecht sofort an das andere Ende des schmalen Raumes, um Abstand zu gewinnen. Ihr rotbraunes Haar fällt ihr in zerzausten Locken auf die Schultern, wild durcheinander. Angsterfüllt wiegt sie sich hin und her.
Der Mann tippt etwas in ein Gerät, dann fasst er grob nach ihrem Handgelenk. Auf ihrem dünnen Arm schimmert im fahlen Licht eine schwarze Zahl.
„Nummer 136", spricht er in das Gerät.
„Isabelle Rutherford. Geboren Isabelle Aswan. Geschlecht: weiblich. Ehepartner: James Rutherford. Alter: 26. Größe: 1,73m. Augenfarbe: Grün. Haarfarbe: rot", schnarrt eine mechanische Stimme die persönlichen Daten der Frau zurück. „Status: flüchtig. Anklagen: Verleumdung ihres Ehemanns. Versteckte Rebellion. Aufbegehren gegen die Gesellschaft."
Der Mann räuspert sich und hält einen kleinen Knopf gedrückt. „Neuer Status: in Gefangenschaft. Weitere Anklage: Anzetteln des Aufstands gegen die Gesellschaft", sagt er und wartet, bis das Gerät seine Stimme registriert. „Zusätzliche Information: Schwanger."
Die Frau schließt die Augen und ergibt sich ihrem Schicksal. Das Klappern eines Schlüsselbundes erklingt. Der Mann verlässt den Raum, die Tür wird versperrt.
Das Gesicht der Rothaarigen gibt keine Emotionen preis. Nur ihre Hände wandern ununterbrochen über den dicken Bauch mit dem ungeborenen Kind darin.
Sie kämpfte für die Freiheit und opferte sich selbst.
Und noch so viel mehr.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...