46 - Verlobungsring

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D A V I D

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D A V I D

Meine Haut juckt. Das weiße Hemd schnürt ein wenig in meine Handgelenke ein, es ist eine Spur zu eng, die Knöpfe streng geschlossen. Das Sakko ist schwerer als meine sonstigen, ich merke den teuren Stoff. Er ist dick und schimmert dunkelgrau. Ich trage eine hellblaue Fliege. Mein Haar ist sorgfältig gestylt, meine schwarzen Schuhe poliert. Äußerlich ist alles perfekt. So perfekt, wie die Gesellschaft vorgibt zu sein. Doch im Inneren, zwischen ihren Mauern und in meinem Herzen, tobt ein Sturm. Der Tag kam viel zu schnell. Nachdem mein Vater mir verkündete, dass ich bald heiraten werde, verwarf ich schon den Gedanken an eine Verlobungsfeier. Ich dachte nicht, dass er sich die Mühe macht und das Risiko eingeht, mich erneut dieser Situation auszusetzen. Doch heute Morgen informierte Finn mich, dass ich um 16:00 Uhr verlobt werde. Mein Anzug lag schon bereit und ich bin mir sicher, dass es diesmal keine Möglichkeit gibt, zu fliehen.

Wortlos bitte ich Rune um Verzeihung. Sie hat den ganzen, beschwerlichen Weg in die Gesellschaft auf sich genommen und jetzt ist es zu spät. Ich werde verlobt, verheiratet und sitze in der Gesellschaft fest, bis ich in vielen vielen Jahren vielleicht die Rebellen aus dem Kreis der Ältesten heraus unterstützen kann. Was auch immer Rune im Schilde führt ... jetzt wird sie keine Chance mehr haben. Ich werde für lange Zeit hier gefangen sein, gefangen unter den kontrollierenden Blicken meines Vaters. Für uns wird es keine gemeinsame Zukunft geben. Ich will gar nicht weiter daran denken.

„David? Bist du fertig?" Finn betritt ohne Vorwarnung durch das Ankleidezimmer mein Schlafzimmer. Er mustert mich kurz, eindringlich. Genau wie ich ist Finn in einen schicken Anzug gekleidet. Sein helles Haar bildet einen interessanten Kontrast zum Schwarz seiner Kleidung.

„Ja", antworte ich gefasst. Nervös nestle ich an meinen Handgelenken herum, die Bünde des Hemdes sind zu eng. Ich versuche mir meine Unruhe nicht anmerken zu lassen, doch Finn hat sie natürlich längst bemerkt.

„David", raunt er eindringlich und sieht mich fest an. „Das ist der Anfang von etwas Großem. Der erste Schritt in die richtige Richtung. Mit deiner Heirat und deinem Status in der Gesellschaft wirst du irgendwann die Veränderung bringen, die wir uns alle wünschen." Ich nicke bei seinen ermutigenden Worten. Ich weiß ja, worauf ich mich eingelassen habe, was unser Ziel ist. Nur ist es bis dahin eine Ewigkeit und ich sehe Rune vor mir, die alles ist, was ich mir in der Zukunft wünsche. „Du bist stark. Und wie du selbst gesagt hast, niemand – nicht einmal dein Vater – wird dich jemals verändern können." Ich hole Luft und mir gelingt ein schmales Lächeln. Finn neigt den Kopf. „Gut. Ich bin hier, um dich abzuholen. Alles ist vorbereitet und die Gäste warten."

Bereits in der Früh teilte Finn mir mit, wie die Verlobung ablaufen wird. Er holt mich ab und bringt mich hinunter in den großen Salon. Dort werden die geladenen Gäste warten, aber nicht besonders viele, nur ein paar Zeugen. Das große Spektakel wird die Hochzeit selbst werden. Finn wird mich zum Podium meines Vater bringen und er ließ es nicht aus, mich über die Wachmänner inner- und außerhalb der Villa zu informieren. Meine Verlobte wird zwischen den Gästen erscheinen. Sobald sie bei mir ist, wird mein Vater die Verlobung verkünden und ich ihr einen Ring überreichen. Und das war es schon. Später wird man den Gästen noch ein festliches Dinner servieren, doch ich bin mir sicher, dass ich daran nicht teilhaben darf.

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt