18 - Spannungen

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D A V I D

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D A V I D

Eine seiner Hände wandert in die Höhe, zu seinen Lippen.

Dann deutet er zwischen die Bäume am Rande der Lichtung, mehrere Meter von uns entfernt. Ich erkenne eine kleine Bewegung am dicht bewachsenen Untergrund. Ein Hase. Nikitoo lächelt mir aufmunternd zu und reicht mir vorsichtig seinen Bogen. Er bedeutet mir aufzustehen. Plötzlich rast mein Herz. Unsicher erhebe ich mich in der Bemühung, kein Geräusch zu verursachen. Nikitoo gibt mir lautlose Anweisungen. Ich sehe den Hasen, entspannt hoppelt er ein Stück weiter, verharrt wieder. Ich hebe den Bogen.

Meine Hände zittern. Da vorne sitzt ein Tier auf dem Untergrund und ich soll es töten. Meine Atmung wird schneller. Ich weiß nicht, ob ich das kann - und sollte mein Pfeil es überhaupt erst treffen. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, den Pfeil einfach ganz absichtlich total falsch abzuschießen, verwerfe ihn dann aber wieder. Ich will dazugehören. Ich will ein Teil der Lihai werden. Ich hole Luft, ziehe die Bogensehne nach hinten. Visiere den Hasen an. Er bewegt sich erneut, ich folge ihm mit der Pfeilspitze. Ein kurzer Blick zu Nikitoo, welcher auffordernd nickt. Dann lasse ich die Sehne los.

Der Pfeil schnellt nach vorne, zu dem Hasen. Doch anstatt ihn zu treffen, gräbt er sich einige Meter rechts in den Boden. Der Kopf des Tieres fährt alarmiert hoch. Es reagiert blitzschnell. So flink, dass ich mit dem Blick nur schwer folgen kann, schlägt es einen Haken nach links, nach rechts, bis ... bis sich ein dünner Metallpfeil in seine Flanke gräbt. Nikitoo und ich fahren gleichzeitig herum, in die Richtung, aus welcher der Pfeil kam. In Nikitoos Hand liegt auf einmal ein Messer.

Zwischen den Bäumen tritt eine dunkel gekleidete Gestalt hervor. Runes spöttische Stimme erreicht uns, bevor ich sie erkenne. „Naja, das war ja wohl wirklich nichts." Mit flinken Schritten ist sie bei dem erlegten Tier und zieht ihren Pfeil heraus.

„Rune", bringt Nikitoo verwundert heraus und lässt sein Messer sinken.

„Also als Jäger hast du versagt, David." Ihr herablassender Blick trifft mich. Sie packt den Hasen am Fell. „Hoffentlich bist du nicht in allen Bereichen so unfähig." Schwungvoll wirft Rune das tote Tier in meine Richtung, ich mache erschrocken einen Satz zurück. Der Körper prallt zu meinen Füßen auf, vollkommen schlaff. „Den dürft ihr mitnehmen. Bis später."

Und schneller als wir etwas antworten können, ist Rune hinter den Bäumen verschwunden. Leicht angeekelt sehe ich zu dem Kadaver vor mir, von ihren Worten überrascht und härter getroffen als mir lieb ist.

Denn sie waren wieder so abschätzig, so unfreundlich. Dabei dachte ich fast, ich hätte letztens beim Abbauen der Fallen in Runes Augen, in ihrem Gesicht, eine neue Regung gesehen, die der kühlen Abneigung gewichen ist. Sie hat mich angelächelt, ein kleines, belustigtes Lächeln auf ihren Lippen. Mir schien es, als würde sie mich anders ansehen. In einem neuem Licht. Als hätte sie akzeptiert, dass ich zu den Lihai gehören werde und dass ihre kalte Verachtung uns nicht weiterbringt, sollten wir in Zukunft mehr Zeit miteinander verbringen.

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt