R U N E
„Hey Rune, gute Neuigkeiten!", ertönt eine männliche Stimme hinter mir.
Marek, der vor einiger Zeit wieder zurückgekehrt ist, und ich drehen uns gleichzeitig um. Nikitoo lehnt im Türrahmen. „Die Küche freut sich außerordentlich über das Rehkitz, soll ich dir mitteilen. Und das Leder wird richtig gegerbt einmal total weich sein."
Ich lächle ihm zu. „Super. Danke nochmal fürs heimbringen der Tiere."
„Keine Ursache. Marek, kannst du oder jemand anderer Runes Arbeit beenden? Anweisung von Toris. Eigentlich wollte sie nicht, dass Rune heute überhaupt jagen geht." Nikitoos Tonfall ist ernst.
Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf. „Toris kann mich mal", erwidere ich überspitzt und schneide ruckartig durch das rohe Fleisch.
„Das ist ihr Befehl. Ich werde mich ihr nicht widersetzen, Rune. Eure Probleme müsst ihr regeln."
Ich tätige einen letzten Schnitt und lasse das Messer klirrend neben dem Fleischhaufen liegen. „Gut. Marek, dann macht ihr den Rest fertig. Ich darf anscheinend nicht arbeiten." Missmutig wische ich grob meine blutbesudelten Hände an einem Lappen ab und dränge mich an Nikitoo vorbei aus der stickigen, übel riechenden Hütte. Toris mischt sich nur zu gerne in meine Angelegenheiten ein. Und das gefällt mir überhaupt nicht.
Um meinem kleinen Ärger Luft zu machen, steuere ich in Richtung des Trainingsplatzes. Nun gut, es Trainingsplatz zu nennen ist ein wenig übertrieben - eigentlich ist es nur ein abgestecktes, ebenes Gelände im hinteren Teil des Lagers. An der Holzpalisade stehen Zielscheiben aus Holz und Stroh und es gibt genug Freiraum, um sich zu bewegen. In einer kleinen Scheune befinden sich alle möglichen Arten von Waffen - Messer, Bögen, Speere, Schleudern, Äxte, Spieße und sogar ein paar Pistolen sowie Gewehre mit spärlicher Munition. Die herkömmlichen Waffen stehen jedem Lihai zur Benutzung zur Verfügung - doch die Pistolen und Gewehre sind sicher verwahrt. Sie sind für allerschlimmsten Notfall vorgesehen und nur vereinzelte Stammesmitglieder können damit umgehen.
Auf dem Trainingsgelände sind ungewöhnlich viele Lihai unterwegs. Aber in den ersten wärmeren Frühlingstagen wollen anscheinend einige ihr Können wieder auffrischen, um im schlimmsten Fall gewappnet zu sein. Die Zielscheiben sind voll belegt und auch in den abgesteckten Feldern wird fleißig mit Messern oder langen Klingen geübt. Im nahenden Sommer müssen wir Lihai kampfbereit sein, sollte es zu Auseinandersetzungen mit den anderen Stämmen kommen. Bald werde auch ich nicht mehr so viel Zeit mit dem Jagen im Wald verbringen, sondern auf dem Trainingsgelände beim Unterrichten.
Gemeinsam mit Leon bilde ich den Stamm - insbesondere die Kinder - im Umgang mit Waffen aus. Jeder muss sich verteidigen können. Zusätzlich lehren wir alles, was wir über die Wildnis wissen, damit sich selbst die jüngsten der Lihai im Wald zurechtfinden können. Leon ist Toris' bester Freund und Ratgeber. In meinem Leben belegt er etwa die Rolle des Onkels, während Toris für mich eher wie eine große Schwester ist. Vor meiner Zeit bei den Lihai war Leon der beste Messerkämpfer im Stamm. Vor meiner Zeit.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...