D A V I DAugenblicklich lässt mein Vater von ihr ab, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt. Seine Miene ist argwöhnisch, er mustert sie ausführlich. „Mir ist vorher schon die Schande einer der niedrigen Familien zu Ohren gekommen. Ich hätte mir denken müssen, dass es Zwin ist." Sein Mund verzieht sich und er langt wieder nach ihr, fasst eine Strähne ihres Haares. Bei dem Anblick wird mir schlecht.
„Deswegen auch das rote Haar, was? Rot wie die Schande." Er zwirbelt die Strähne um den Finger. „Weißt du, wie wir Ältesten diese Farbe auch nennen? Isabellenrot", wispert er und lacht laut auf. „Aber das verstehst du wohl nicht."
Noch immer lachend tritt er einen Schritt zurück und mein Magen droht sich zu übergeben. Denn ich verstehe auf einmal seine Aussage und wünsche mir, ich hätte diesen Witz aus dem Mund meines Vaters nie gehört. Ich wünsche mir, ich würde die Bedeutung dahinter nicht verstehen. Rune beißt sich einen Moment auf die Lippe. Ein befremdlicher Ausdruck huscht über ihr Gesicht, nur einen Moment. Dann hat sie sich wieder gefangen. Sie schweigt, nickt nur knapp.
„Lass mich raten, Marc Zwin will, dass du trotzdem irgendwo in der Gesellschaft unterkommst, oder? Dass du heiratest und endlich aus seinem Leben verschwindest?" Erneut nickt Rune. „Na dann wünsche ich ihm viel Erfolg dabei. Niemand möchte mit einer unerwünschten Tochter verheiratet sein. Das wäre ja für den Ehemann die größte Blamage." Urplötzlich huscht sein Blick zu mir. „Der Mann, der sich den Rest seines Lebens mit dir abgeben muss, muss schon einen großen Fehler begangen haben, um so gestraft zu werden." Wenn seine erbarmungslosen Worte ihr etwas anhaben, merkt man in Runes Gesicht davon nichts. Nur ich erahne, wie sehr es in ihr brodelt.
„Ich werde dich im Auge behalten, Caroline", raunt er ihr zu und wendet sich dann zu Finn. „Du bringst meinen Sohn zurück in mein Anwesen. Ich werde erst spät nach Hause kommen", ordnet er an. Dann verschwindet er in Richtung des Salons, ohne uns eines weiteren Blickes zu würdigen.
Ich sehe wie Rune ausatmet, aber weiterhin den Boden fixiert. „Vielen Dank, Herr", murmelt sie zu mir und fasst das Armband in ihrer Hand fester. Förmlich knickst sie, eine Bewegung, die für sie mehr als unpassend, doch für die Gesellschaft normal ist. Mit wackeligen Schritten löst sie sich von der Wand und geht den Flur entlang, zu den Toiletträumen. Finn schaut ihr eine Weile hinterher, bis sie außer Sicht ist. Der blonde Mann dreht sich zu mir. „David, wir sollten los. Komm."
„Gib mir zehn Minuten", bitte ich. „Ich möchte nur einen Moment alleine sein. Danach kannst du mir alles an den Kopf werfen, was du möchtest."
Finn zögert eine Weile. Er spielt auf zwei Seiten – als Diener meines Vaters und als Verbündeter der Rebellen. Die eine Seite scheint zu überwiegen, denn er neigt den Kopf. „Gut. Zehn Minuten." Er nickt zu den Toiletträumen. „Du bleibst dort und rührst dich nicht vom Fleck. Dann habe ich eine Ausrede, sollte dein Vater wiederkommen." Den letzten Teil des Satzes raunt er mir mit gesenkter Stimme zu. Erleichtert danke ich ihm. Das ist genau der Ort, zu dem ich auch möchte. An den Rune verschwunden ist. Mit verschränkten Armen lehnt er sich an die Wand. „Ich warte hier auf dich, David. Mach keinen Blödsinn."
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...