R U N EIch brauche David nicht, um zu überleben.
Ich brauche David, um zu leben.
Ich kann weitermachen wie bisher und mein Leben dem Stamm widmen. Ich kann meine Gefühle versperren und das Wohlergehen der Lihai über sie stellen. Aber ich bin fordernd und selbstsüchtig und egoistisch und wünsche mir zum ersten Mal in meinem Leben, einfach nur glücklich zu sein. Und es sind seine blauen Augen, die genügend Gefühle widerspiegeln, um meine eigenen anzuregen und an die Oberfläche zu treiben. Es ist David, der mich diesen fremden Emotionen empfinden lässt.
Ich brauche seine Liebe, die ehrliche Liebe, die mich stärkt und herausfordert. Ich brauche ihn.
In mir reift ein Plan heran. Ein absolut verrückter, selbstmörderischer Plan. Ich will David wiedersehen. Ich will David der Gesellschaft entreißen, ihn aus der Gefangenschaft befreien. Und ihn in die Freiheit bringen. In die Freiheit, nach der er sich so sehnt.
Ein panischer Gedanke mischt sich in meine Überlegungen. Ich gehe davon aus, dass ... dass David noch am Leben ist. Auf einmal zittern meine Knie und mein Herz ist von Furcht erfüllt. Er muss leben. Er ist stark, stärker als er selbst weiß. In der Wildnis hat David so viel gelernt und jedes Mal aufs Neue seinen Mut bewiesen. Er strotzt nun vor Selbstvertrauen, Willenskraft und Ehrgeiz. David muss am Leben sein. Es gibt keine andere Option, die ich zulasse.
Mein Vorhaben ist mehr als nur gewagt. Ich weiß nicht, ob ich selbst dabei mit meinem eigenen Leben davonkomme. Sollte ich erwischt werden, dann könnte es mein Ende bedeuten. Ich möchte in die Stadt ziehen und einen Weg hinter die Mauern finden, direkt ins Herz der Gesellschaft hinein.
Und sobald ich drinnen bin, werde ich David beobachten. Ihm mitteilen, dass ich bei ihm bin und ihn befreien möchte. Vielleicht wurde er bereits verheiratet und wird nicht mehr auf Schritt und Tritt von seinem Vater überwacht. Vielleicht ist sein Status so weit gesunken, dass ihm mehr Optionen offenbleiben. Meine Gedanken kreisen aufgeregt. Ich muss hinter die Mauern kommen, um ihn zu finden. Gemeinsam können wir uns eine Möglichkeit ausdenken, wie er entkommen kann, ohne dass sein Vater erneut nach ihm sucht. Wir können es schaffen. Wenn ich es nicht probiere, werde ich es nie wissen. Und das kann ich mir vermutlich nie verzeihen.
Mein Entschluss steht. Ich bin der festen Überzeugung, den Weg in die Stadt anzutreten, um mich zumindest in der Arbeiterschicht zu orientieren. Es gibt nur eine Sache, die mir ein schlechtes Gewissen macht - meine Treue zu den Lihai. Und noch weiß ich nicht, wie ich diese mit meinem Vorhaben abstimmen kann.
Denn auf der einen Seite ist mein persönliches Glück, angetrieben von meiner neugefundenen Selbstsucht. Auf der anderen Seite liegt das Wohl meines Stammes, den ich nicht im Stich lassen kann. Ich bin die Nachfolgerin der Stammesführerin. Ich trage eine große Verantwortung. Es ist das erste Mal, dass ich meine besondere Bürde verachte. Mir steht ein schwieriges Gespräch mit Toris bevor. Trotz allem kann ich nicht einfach verschwinden. Das bin ich Toris und allen Lihai schuldig.
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Freiheit - David & Rune
Science Fiction» „𝘋𝘰𝘤𝘩 ... 𝘦𝘴 𝘨𝘪𝘣𝘵 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴, 𝘥𝘢𝘴 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘴𝘦𝘭𝘭𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘹𝘪𝘴𝘵𝘪𝘦𝘳𝘵." 𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘻𝘶 𝘙𝘶𝘯𝘦, 𝘧𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘯 𝘦𝘧𝘦𝘶𝘨𝘳𝘶𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘪𝘤𝘬. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘵𝘪𝘮𝘮𝘦, 𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘢𝘶𝘤𝘩...