8 - Verschlossenheit

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R U N E

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R U N E

Am Morgen werde ich von Vogelstimmen geweckt.

Ein Blick auf das Fenster, durch dessen bröckelnde Ritzen helles Licht hereinfällt, sagt mir, dass ich die Fähigkeit, jeden Tag um ungefähr die gleiche Zeit aufzuwachen, nicht verlernt habe. Noch etwas schlaftrunken richte ich mich auf und klettere aus meinem Bett. Die Luft außerhalb meiner Decke ist frisch. Zitternd kleide ich mich an. In meinem Lederbeutel befindet sich noch ein wenig Wasser, also leere ich dieses in eine kleine Schüssel und wasche dürftig mein Gesicht. Das Spiegelbild auf der Oberfläche des Wassers zeigt meine Haare, die wild in alle Richtungen abstehen. Hilflos fahre ich mit den Fingern hindurch, im Versuch, sie zu entwirren. Doch das ist so gut wie unmöglich. Teilweise sind die roten Strähnen am Ansatz verfilzt und knotig. Ich nehme mir vor, sie bald wieder ordentlich zu waschen und zu bürsten.

So gut es eben geht flechte ich meine störrischen Locken zu einem Zopf zusammen. Zwar ist das Ergebnis nicht viel schöner als zuvor, aber allemal praktischer für den Wald. Auf meiner Hand entdecke ich noch zwei neue Kratzer. Anscheinend bin ich gestern irgendwo angekommen und habe mich aufgeschürft. Jedoch sind es wirklich nur kleine Wunden, kaum der Rede wert. Mit dem übrigen Wasser wasche ich das vertrocknete Blut weg und packe meine Jagdutensilien zusammen. Leise drücke ich den Stoff weg, welcher die Räume unserer Hütte voneinander trennt. Dahinter befindet sich Jeyas Zimmer, durch welches ich immer durchgehen muss, um ins Freie zu kommen. Jeya selbst schläft noch. Sie arbeitet bei den Handwerkern, deshalb ist ihr Tagesrhythmus anders als meiner. Als Jägerin muss ich hingegen schon früher in die Gänge kommen. Fast jeder Tag beginnt bei Sonnenaufgang und endet manchmal erst mit der Dämmerung. In den Morgenstunden, wenn die Tiere auf der Nahrungssuche aus ihren Unterschlüpfen kommen, lässt es sich am leichtesten Beute machen.

Vor der Haustüre schlüpfe ich in ein Paar Stiefel, das ich in der Hand getragen habe um möglichst wenige Geräusche zu machen. Draußen ist es auch heute eisig kalt. Zwar sieht man im Wald schon die ersten Vorboten des Frühlings und die Tage werden auch wieder länger, doch wenn die Luft noch nicht von der Sonne aufgewärmt ist, ist es frisch. Meine Jacke eng um den Körper geschlungen, lege ich die kurze Entfernung zum Kochhaus im Laufschritt zurück. Die Bewegung vertreibt die Kälte und aktiviert meine verschlafenen Muskeln.

Um diese Uhrzeit ist im Kochhaus noch nicht viel los. Nur ein paar Jäger halten sich hier auf. Ich lege meine Jagdutensilien auf einem der Tische ab. Durch das Klappern schauen manche zu mir auf, begrüßen mich knapp mit einem halbherzigen Nicken, die morgendliche Müdigkeit steckt noch immer in ihren Gliedern. Schweigend schließe ich mich ihnen an und hole mir einen dampfenden Becher Tee und zwei Stück grobkörniges Brot. Es ist ein karges Frühstück, so wie jeden Tag. Nur selten gibt es für uns die Köstlichkeiten, welche die anderen Stammesmitglieder frühstücken. Wir haben keinen Nerv, noch früher aufzustehen, um den typischen Getreidebrei zu kochen oder die Reste des Vorabends zu verwerten. Ebenso wäre das Essen bis der Rest des Stammes in ein bis zwei Stunden aufsteht, wieder kalt oder eingetrocknet.

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt